Todestanz
Laufburschen gegen Riedwaans, wenn der Fall am Montagmorgen vor einen verkaterten Ermittlungsrichter kommt.«
»Dabei liegt die Sache doch auf der Hand. Er hat das Mädchen nicht entführt. Das beweist doch die Nachricht auf der Mailbox.«
»Das interessiert sie überhaupt nicht mehr«, widersprach Rita. »Er hat einen Polizisten verletzt.«
»Yasmin ist damit völlig aus dem Bild?«
»Sie sagt, sie muss nehmen, was sie hat. Sie behauptet, dass er die Ansage vorab aufgenommen und dann an sein Festnetz geschickt haben kann«, erläuterte Rita. »Sie sagt, sie glaubt ihm kein Wort, und nachdem Captain Faizal nicht beweisen kann, wo er war, als der Anruf einging, muss er die Nachricht selbst abgeschickt haben.«
»Kafkaeske Logik.«
» Kak-logik se moer«, schnaubte Rita. »Das ist überhaupt keine Logik.«
»Was unternimmt Phiri?«
»Er hat einen Polizeianwalt aus dem Bett gezerrt. Sie wollen etwas ausarbeiten. Phiri versteht es, die Vorschriften zu seinen Gunsten auszulegen«, sagte Rita. »Was wollten Sie eigentlich? Sie haben mich angerufen.«
»Rita, Sie müssen etwas für mich nachsehen«, sagte Clare. »In der Datenbank für die Sexualstraftäter.«
»Ich kann einen Scheià für Sie tun«, antwortete Rita. »Salome Ndlovu. Will auch meinen Kopf auf einem Silbertablett. Ich stehe unter Verdacht der Insubordination und zehn anderer Dinge. Lauter Worte mit mehr als drei Silben  â darum habe ich mir gar nicht erst gemerkt, was sie bedeuten. Jedenfalls muss ich vorerst in Phiris Büro sitzen und habe keinen Zugriff mehr auf meinen Computer oder mein Telefon. Nachdem vorhin das Handy vibriert hat, bin ich rausgegangen, um mir eine Cola zu holen. Ich wollte gerade zurückrufen, als Sie wieder angerufen haben.«
»Aber ich muss das unbedingt nachprüfen lassen«, beharrte Clare. »Wer kann das für mich machen?«
»Sie können meinen Büroschlüssel haben«, sagte Rita. »Wo sind Sie?«
»In der Book Lounge. Nur einen Block vom Präsidium entfernt.«
»Sehr gut. Niemand würde auf die Idee kommen, dass ein Bulle lesen könnte, darum bin ich dort aus der Schusslinie. In zwei Minuten bin ich da.«
»In zwei Minuten«, bestätigte Clare. »Vor dem Eingang.«
Rita kam zur Buchhandlung gerast und übergab Clare den Schlüssel. »Hier«, sagte sie. »Ich habe ihnen erklärt, ich müsste noch mal auf die Toilette. Wenn sie mich dabei erwischen, wie ich mit Ihnen rede, sitze ich erst recht in der ScheiÃe. Gehen Sie in mein Büro. Hier haben Sie einen Passierschein. Das Büro ist leer. Dann können Sie sich einloggen. Das Passwort
lautet âºWeekend specialâ¹. Machen Sie schnell. Wenn jemand Sie erwischt, bin ich tot.«
Minuten später lieà Clare den Passierschein am Empfang aufblitzen und marschierte dann geradewegs zu Ritas Büro. Sie tippte das Passwort ein und prüfte, während der Computer gemächlich hochfuhr, den Packen von Textnachrichten, der inzwischen auf ihrem Handy lagerte. Das überlastete Netz erwachte mit einem Montagmorgen- babalaas. Zwei Nachrichten von Riedwaan, eine von Rita und eine von Pearl, die aussah, als wäre sie abgeschickt worden, bevor Pearl sie fertig geschrieben hatte.
Die Datenbank piepte leise, als sie fertig geladen war. Clare legte das Handy beiseite und fing an zu lesen. Die Namen korrekt unterteilt in verurteilte Sexualstraftäter und Freisprüche. Oft aus Mangel an Beweisen, nachdem die frustrierten Richter gezwungen gewesen waren, Täter laufen zu lassen, weil sich ein Kind vor Aufregung versprochen hatte. Oder weil ein Labor die Spuren verschlampt hatte, die mühsam unter den Fingernägeln oder aus allen möglichen Körperöffnungen herausgekratzt worden waren. Andere Männer waren vom Gericht der schweren Vergehen, die man ihnen vorwarf, zwar nicht für schuldig befunden, aber dennoch gezwungen worden, in Therapie zu gehen.
Die Liste vor ihr. Täter, die wegen kleinerer Vergehen verurteilt worden waren. Die sich auffällig gezeigt hatten. Oder auch nur Abfall auf die StraÃe geworfen hatten. Denen die Möglichkeit eines Straferlasses gegen eine Beratung in der New Beginnings Clinic gewährt worden war. Deren Spezialgebiete: Essstörungen, Drogen- und Alkoholsucht, Sexsucht, sexuelle Abweichungen. Dienstags und donnerstags Abendtreffen für
Weitere Kostenlose Bücher