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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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gegenüber den Spottrufen, die aus den vergitterten Fenstern herüberwehten. Eine Hündin schnappte nach den dünnen braunen Händen, die sich durch die Gitter reckten, als die Wärter ihre Zigaretten anzündeten. Der Hundeführer gab der Leine Spiel und riss den Hund erst im letzten Moment zurück. Die Hände zuckten nicht einmal. Im Hochsicherheitstrakt waren jedem die Regeln klar.
    Clare zog den Reißverschluss ihres Parkas nach oben und setzte die Kapuze auf, um sich vor dem Wind zu schützen. Sie hängte sich ihre Tasche über und marschierte auf den abweisenden
Verwaltungsbau zu. Vor dem Eingang stand ein großer Mann mit angespannt bleichem Gesicht.
    Â»Kobus Hoffman.«
    Â»Clare Hart.«
    Â»Sie sind kleiner, als ich erwartet hätte«, sagte er, als ihre Hand in seiner verschwand.
    Â»Das ist nur Einbildung«, meinte Clare.
    Â»Hier entlang.« Er wies ihr den Weg.
    Clare folgte ihm durch den Maschendrahttunnel und wandte sich von ihm ab, als sie ein Tor erreichten und er den vierstelligen Code eingab. Das Tor schwang auf, und er trat beiseite, um ihr den Vortritt zu lassen. Unter dem Staubgeruch lag eine säuerlich-stechende Urin-Note. Ab und zu blubberten scharfe, metallische Geräusche durch die Stille. Ihre Schritte verhallten in den Gefängnisgängen. Als hinter ihnen das Tor zuknallte, zuckte sie zusammen.
    Hoffman zog einen Schlüsselbund aus der Tasche und schloss das Sprechzimmer auf. Er rammte die Riegel zurück und drückte die Metalltür auf. Sein Schreibtisch war mit Akten und Ordnern überhäuft. Eine Weile wühlte er nach dem, den er suchte. Er enthielt eine von ihm angefertigte Kopie von Graveyard de Wets Totenschein. Die Fotos. Die Daten über seine Verwandten, die Hoffman aus den Akten gezogen hatte. Er drückte Clare den ganzen Packen in die Hand.
    Â»Es gab einen Leichnam, der auch obduziert wurde. Glauben Sie mir, Dr. Hart, es war nicht seiner.«
    Sie brauchte eine Minute, um die Bedeutung seiner Worte zu erfassen.
    Â»Wann haben Sie das entdeckt?«
    Â»Am Samstag«, antwortete Hoffman. »Ich musste Überstunden machen. Und das kam ganz zum Schluss. Wenn ich ihn nicht persönlich gekannt hätte, wäre es mir gar nicht aufgefallen.«

    Â»Sie haben ihn hier behandelt?«
    Â»Er kam dauernd mit irgendwelchen Wehwehchen zu mir. Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit. Beschwerte sich über Captain Faizal – der Polizist, dessen Tochter vermisst wird. Sagte, Faizal hätte ihn ins Gefängnis geschafft und dafür gesorgt, dass der Schlüssel weggeworfen wird. Es passte ihm gar nicht, dass er der erste dicke Fisch sein sollte, den die Gang Unit an Land gezogen hatte.«
    Â»Sie haben sich keine Gedanken darüber gemacht, dass die beiden Sachen miteinander verbunden sein könnten?«
    Â»Ich habe es vermieden, mir darüber Gedanken zu machen.« Hoffman wich Clares Blick aus.
    Clare ließ es gut sein. »Pearl – war sie Zeugin in seinem Verfahren?«
    Â»Nein, sie war keine Zeugin. Die Gang Unit hatte genug Beweismaterial für eine Verurteilung zusammengetragen. Aber sie hatte der Polizei – Captain Faizal, könnte ich mir vorstellen – verraten, wo sich ihr Vater versteckt hielt. Graveyard de Wet hatte es ihr ganzes Leben lang auf sie abgesehen, und das letzte Mal war da keine Ausnahme.« Hoffman schob die Obduktionsfotos in den Umschlag zurück. »Pearl hat inzwischen eine Tochter, wussten Sie das?«
    Clare nickte. »Sie nannte sie Hope, aber sie gab sie trotzdem weg.«
    Â»Sie fragte mich bei der Verhandlung, ob sie ein Monster gebären würde. Ich war nie ganz sicher, ob sie vielleicht glaubte, dass die Taten ihres Vaters das bewirken könnten.«
    Â»Was haben Sie ihr geantwortet?«
    Â»Ehrlich gesagt habe ich mich bedeckt gehalten. Was hätte ich ihr auch antworten sollen? Jedenfalls war sie nach der Verhandlung verschwunden. Dann sah ich sie in Ihrer Fernsehsendung wieder. Sie war verkleidet, aber diese Stimme hätte ich jederzeit wiedererkannt. Die Stimme lässt sich nicht verbergen.«

    Â»Aber Sie haben trotzdem nichts unternommen?«, fragte Clare.
    Hoffman sah auf die Wand. »Ich habe versucht, sie anzurufen und zu warnen, nachdem ihr Vater für tot erklärt worden war.«
    Â»Jemand hat sie gestern Abend so schlimm zugerichtet, dass sie um ein Haar gestorben wäre«, eröffnete ihm Clare.

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