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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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gesagt, sie vertraute mir, weil ich keine Fragen stellte.«
    Â»Hat sie sonst etwas gesagt? Vielleicht, wohin sie wollte?«
    Â»Nein. Nichts.«
    Â»Aber Sie haben sich das doch bestimmt gefragt«, bohrte Clare nach. »Was haben Sie damals gedacht?«
    Â»Ich dachte, sie wollte sich was besorgen gehen«, gestand Henry.
    Â»Wie hat das alles angefangen?«
    Â»Die Gangster haben es auf Polizistenkinder abgesehen. Sie versuchen sie langsam zu zerstören. Bis die Familie zerfällt. Eine Methode, Geld zu machen – und noch dazu schnell«, sagte Mister Henry. »Ich habe es in Ocean View beobachtet,
und hier läuft das genauso wie in Maitland oder anderswo in der Stadt. Sie hat mir nicht erzählt, wie es angefangen hat, aber die ganze Geschichte hat ein wunderschönes, talentiertes Mädchen aus der Bahn geschleudert und ihren Vater zu einem zornigen Krüppel gemacht.«
    Â»Wissen Sie, ob sie irgendwem vertraute?«
    Â»Ja. Einem Mädchen, das zu Ihren Persephones gehörte. Ich habe die Sendung gesehen, die Sie über sie gemacht haben. Calvaleen fand es unglaublich tapfer von ihr, ihrem Vater so die Stirn zu bieten.«
    Â»Pearl?«
    Â»So heißt sie, genau«, sagte Henry. »Sie hat gestern Abend nach Calvaleen gesucht. Weil sie Yasmin finden wollte.«
    Â»Wieso hat sie nach Calvaleen gesucht?«
    Â»Sie hat mir gesagt, es sei Ihretwegen, Doc. Falls irgendwer weiß, was da gespielt wird, dann Calvaleen. Sie ist die Tochter eines Polizisten. Genau wie Yasmin. Das verbindet die beiden.«
    Henrys Augen waren wie Teiche, in denen sie nichts erkennen konnte als ihr eigenes Spiegelbild.

Vierundfünfzig
    Clare verstieß gegen Pearls Regel Nummer eins: nie nachzuforschen, wo sie wohnte. Eigentlich war es nicht besonders schwierig herauszufinden. Clare rief einfach in dem Supermarkt an, in dem Pearl arbeitete. Ihr energischer Tonfall brachte den löchrigen Wall zum Einsturz, mit dem die Privatsphäre der Angestellten gesichert werden sollte. Nach nicht einmal zehn Minuten hatte sie von der Personalabteilung Pearls Ausweisnummer und Adresse bekommen.

    Nachdem der Verkehr von den Cape Flats her bereits stark ausgedünnt war, hatte Clare freie Bahn.
    Sie hatte eine SMS von Pearl erhalten – nur ein einziges Wort, das keinen Sinn ergab – und seither nichts mehr von ihr gehört. Clare rief noch einmal an und landete wieder auf der Mailbox. Vielleicht war Pearl noch in der Arbeit; vielleicht hatte sie Frühschicht. Clares Nervosität verstärkte sich.
    Eine halbe Stunde später blickte sie auf die verblichene Hausnummer.
    Â»Das ist ouma Hendriks’ Haus«, erklärte ihr ein ungefähr zehnjähriger Junge, der sich um einen Laternenmasten wand. »Wenn Sie da reingehen, brüllt sie Sie bestimmt an.«
    Das Haus mit den geschlossenen Fenstern und dem ungepflegten Garten wirkte verlassen. Clare legte beide Hände auf das windschiefe Tor und drückte es auf. Der Weg zur Haustür war mit Betonplatten belegt; aus den Spalten wucherte Unkraut. Sie klopfte an und lauschte der Stille hinter der Tür.
    Â»Da ist nie offen.« Der Junge war ihr gefolgt. »Gehen Sie lieber hinten rein.«
    Sie folgte dem Weg, einem schwachen Abdruck im grauen Sand, um das Haus herum. Dahinter ruhte ein verrostetes Autowrack auf ein paar Ziegelsteinen. Wäsche flatterte an der Leine, ein Paar Damenunterhosen, eine Strickjacke und ein formloses Kleid.
    Die Hintertür stand einen Spalt weit offen. Zwei Kaffeebecher neben der Spüle, ein Teller, ein Aschenbecher. Auf dem Tisch lag eine einsame Zwiebel.
    Eine alte Frau saß auf dem Stuhl neben der Tür, die arthritischen Hände um ein Radio gekrallt.
    Â»Wer ist da in ouma Hendriks’ Küche?« Die Stimme klang angespannt. Sie hob ihr zerfurchtes, blindes Gesicht dem Schatten entgegen, den Clare über sie geworfen hatte. »Bist du das, Pearl?«

    Â»Ich bin eine Freundin von Pearl«, sagte Clare. »Ist sie hier?«
    Â»Wer sind Sie?« Die alte Frau rümpfte die Nase. »Was wollen Sie mit Ihrem weißen Geruch von Pearl?«
    Â»Ich bin Clare Hart.«
    Â»Die Frau Doktor aus dem Fernsehen.« Ouma Hendriks’ Braue furchte sich. »Mit Ihnen hat sie sich getroffen. Für den Film.«
    Â»Genau die bin ich.«
    Â»Ich habe ihr gesagt, das bringt nur Ärger. Aber sie wollte nicht hören. Sie mag Sie.«
    Â»Ich mag sie auch«,

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