Todestanz
Papiere nicht in Ordnung sind.«
»Was wollte er dort?«
»Offenbar wurde Yasmin schon einmal dort gefunden. Sie war weggelaufen, nachdem sich ihre Eltern getrennt hatten. Captain Faizal sagt, er hätte sie damals dort gefunden. Er behauptet, er hätte dort nur nachsehen wollen.«
»Und was ist passiert?«
»Der Lagerraum wurde noch einmal durchsucht. Drei lange schwarze Haare wurden gefunden. Keine Anzeichen von dem Kind. Er sitzt jetzt in der Zelle.«
»Herr im Himmel«, sagte Clare. »Und ich kann nicht mit ihm sprechen?«
»Die Sache ist ernst, Clare. Sie müssen aufpassen.«
»Warum ich?«
»Auch gegen Sie wurde ein Haftbefehl beantragt«, eröffnete ihr Rita.
»Wieso gegen mich?«
»Behinderung der Ermittlungen. Einbruch. Hausfriedensbruch.«
»Es reicht«, sagte Clare. »Können Sie mir Shorty de Langes Nummer geben?«
Sie tippte sie ein. Wählte. Lieà es zehnmal läuten, während ihr Herz gegen die Rippen donnerte.
»Ballistik.« Barsch.
»Hier ist Clare Hart«, sagte sie. »Vom Caledon Square.«
»Ich weiÃ, wer Sie sind, Dr. Hart«, antwortete De Lange. »Captain Faizals Freundin.«
»Der Häftling. Mit dessen Waffe die Mädchen in Maitland erschossen wurden. Was ist noch mal aus dem geworden?«
»Der ist tot«, sagte De Lange. »Und begraben.«
Clare sah Pearl an, sah ihr zerschnittenes Gesicht, die blutigen Handgelenke.
»Und wer unterschreibt in so einem Fall den Totenschein?«
»Der Amtsarzt im Gefängnis.«
»Können Sie mir seinen Namen geben? Oder die Telefonnummer?«
»Warum?«, fragte er.
»Weil ich gerade bei einer jungen Frau bin, die aussieht, als hätte sie eine Begegnung mit Graveyard de Wet hinter sich.«
Das Heulen des Krankenwagens in der Ferne.
»Und sie lebt noch?«, fragte De Lange.
»Kaum«, sagte Clare.
»Faizal. Ist er dort?«
»Er wurde festgenommen.«
»Was für ein Dreck«, befand De Lange.
»Die Nummer?«
Clare tippte sie in ihr Handy ein.
»Hoffman«, sagte eine Stimme.
»Hier spricht Dr. Hart. Ich â¦Â«
»Ja, Doktor. Aus der Pathologie? Danke für den schnellen Rückruf. Kobus Hoffman â¦Â«
»Nicht aus der Pathologie«, korrigierte Clare.
»Woher dann?« Misstrauisch.
»Von der Gang Unit.« Clare bog sich die Wahrheit ein bisschen zurecht. »Graveyard de Wets Tochter â¦Â«
»Lassen Sie mich mit ihr sprechen.«
»Pearl ist zurzeit nicht zu sprechen, und ich glaube, genau darüber sollten wir uns unterhalten«, sagte Clare. »Ich muss mit Ihnen reden. Persönlich.«
»Ich lasse Ihnen einen Passierschein ausstellen.«
Was hatte er gewollt? Pearls Bluse war aufgerissen. WeiÃe Schwangerschaftsstreifen zeichneten ihren Bauch, und von ihrem Nabel strahlten dünne rote Schnitte aus. In ihrer Hosentasche ein blutiges Stück Papier. Clare zog es vorsichtig heraus. Ein vergilbter Zeitungsausschnitt: ein Foto von zwei Männern auf der Anklagebank, von denen einer Pearls kantige Wangenknochen hatte. Und in einer Ecke des Gerichtssaales Pearls Gesicht, mit angespannter Miene lauschend.
Clare nahm Pearls Hand und hielt sie, bis sich die Sanitäter einen Weg durch die Menschen bahnten, die sich vor dem Haus versammelt hatten.
Fünfundfünfzig
Der auf dem ausgebleichten Schild thronende Reiher heftete die gelben Augen auf Clare, als sie zum Gefängnis abbog. Der Wachmann reichte ihr das Besucherbuch. Clare trug ihren Namen, die Ausweisnummer, die Telefonnummer und das Datum ein. In der letzten Spalte wurde nach dem Grund des Besuchs gefragt. Sie entschied sich für »Besprechung«. Das war nicht direkt gelogen. Noch nicht. Der Wachmann überreichte ihr den Passierschein und rollte das Metalltor zurück.
»Geradeaus«, dirigierte er sie. »Beim Hochsicherheitstrakt die zweite links.«
Die Zellenblöcke, auf die sie vom Wachhaus aus zufuhr, lagen verborgen hinter einer Pinienreihe, die sich schwarz vor dem trüben Himmel abzeichnete. In der Ferne ragten die glühenden Granitgesichter der Berge auf.
Eine Reihe niedriger Gebäude tauchte vor ihr auf, die hinter einem zehn Meter langen Maschendrahttunnel lagen. Vor den Gebäuden patrouillierten zwei Wärter mit angeleinten Deutschen Schäferhunden und griffbereit am Gürtel hängenden Schlagstöcken und Pistolen. Taub
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