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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Riedwaan den vor dem Zugang ausgerollten Stacheldraht durchtrennte.
    Dann röhrte ein Sattelzug über den Highway, und Riedwaan schlüpfte in das düstere Gebäude.
    Â 
    Clare bemühte sich zu erlauschen, was innen vor sich ging, aber die Nacht warf merkwürdige Laute und Echos zurück, die sie nicht deuten konnte. Sie versuchte Riedwaans Schritte auszumachen, aber nachdem der Laster über die Hochstraße gerast war, lag absolute Stille über dem alten Gebäude.
    Die fünf Minuten verstrichen quälend langsam, und als es endlich so weit war, hatte Riedwaan immer noch nicht angerufen. Sie wartete noch einmal zwei Minuten ab. Dann zwängte sie sich durch das Loch und presste sich dahinter gegen die Wand, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Sie stand in einem großen quadratischen Raum. Einem Umkleideraum. In der Mitte stand ein Betonblock mit den Überresten daran festgenagelter Bretter. Ihr gegenüber gab es zwei Ausgänge. Auf dem Boden lag so viel Schutt, dass schwer festzustellen war, welchen Riedwaan benutzt hatte. Sie blieb vor dem ersten Durchgang stehen und lauschte.
    Stille.

    Sie spähte den schmalen Gang hinab, der sich irgendwo in der Dunkelheit verlor. Kein Licht am Ende des Tunnels. Clare zog die kühle, Zuversicht spendende Waffe aus dem Holster. Geschmeidig fügte sie sich in ihre Handfläche, das Holz des Kolbens so glatt wie das Metall, aber wärmer. Das Halblicht vor ihr blieb nervenzerreißend still.
    Sie schlich weiter zum anderen Eingang und kam in einen weiteren Raum, der dank der noch intakten Oberlichte weiter und heller wirkte. Vorn hörte sie Stimmen, die durch die dicken Mauern des Gebäudes gedämpft wurden. Die Geräusche kamen von der anderen Seite her. An der Wand gegenüber gab es vier Türen, von denen eine halb offen stand. Ein blasser Lichtstrahl reckte sich über den staubigen Boden. Sie zog ihre Kevlarweste zurecht und schob sich an der Wand entlang an der Nische für den früheren Imbiss vorbei und auf den Kartenschalter zu.
    Stimmen von vorn.
    Sie duckte sich hinter eine Theke.
    Ein Radio spielte. Heart FM mit Hörerwünschen.
    Der Boden war mit Fastfood-Schachteln übersät.
    In ihrem Rücken das Klappern einer Tür, die eben aufgestemmt wird. Schritte. Stille. Clare lauschte angestrengt, aber das Blut pulsierte so laut in ihren Ohren, dass sie nichts hörte. Sie spürte Körperwärme, und einen Sekundenbruchteil später wurde eine Hand auf ihren Mund gepresst, und ein Arm umspannte ihre Rippen.
    Â»Bleib still.«
    Â»Jesus«, flüsterte Clare. »Du hättest mir fast einen Herzinfarkt beschert.«
    Â»Das konnte ich spüren.« Riedwaan lockerte seinen Griff.
    Â»Hast du was gefunden?«
    Â»Noch nicht«, sagte Riedwaan. »Aber dann habe ich die Stimmen hier gehört.«

    Â»Das Radio«, erklärte Clare. »Mehr war nicht zu hören. Da ist irgendwer allein, schätze ich.«
    Â»Ich gehe rein«, verkündete Riedwaan. »Aber vorher mal ganz ehrlich: Kannst du schießen?«
    Â»Ich bin auf einer Farm aufgewachsen – natürlich kann ich schießen.«
    Â»Dann gib mir Rückendeckung«, flüsterte er.
    Â»Willst du nicht auf Verstärkung warten?«
    Â»Die ist unterwegs«, versicherte Riedwaan.
    Â»Phiri?«, fragte Clare. »Du hast ihn angerufen?«
    Â»Van Rensburg«, korrigierte er. »Er hat mich rausgeholt. Er wird mir helfen.«
    Â»Hast du ihm erklärt, wo wir sind?«
    Â»Er hat nur gesagt, er sei schon unterwegs.«
    Riedwaan drückte gegen die Tür, die sofort aufschwang.
    Die Ermittlungsakten, die sie auf Van Rensburgs Schreibtisch gesehen hatte, dazu Van Zyls unleserliche Notizen. Sie hatte sie schon einmal gesehen: Die Heroinfälle, mit denen Van Rensburg angeblich nichts zu tun haben wollte.
    Â»Warte!«, zischte sie.
    Aber die Tür war schon hinter Riedwaan zugefallen.
    Clare tastete in ihrer Tasche nach dem Handy und suchte hektisch Latishas Festnetznummer heraus.

Dreiundsechzig
    Graveyard de Wet straffte die Schultern unter der Jacke und ging noch einmal seinen Plan durch. Die Bäume gaben ihm Deckung, und die leichte Anhöhe hinter dem Winter Palace bot eine gute Aussicht. Hinter ihm stapelten sich die Schiffscontainer
wie riesige Legoklötze neben dem Highway. Alles lag ihm zu Füßen. Die Coronation Road, die breite, kurvenlose Straße, die

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