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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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zu dem neuen Gebäude an der Ecke führte. Ein paar Autos standen bereits davor, deren Besitzer an der Bar hockten. Der Laden war eine Investition, die darauf beruhte, dass die beiden Mädchen mit einer Waffe erschossen worden waren, die ihm, Graveyard de Wet, gehörte. Die somit auf der Macht der 27er beruhte – ohne dass sich die Beteiligten diese Macht verdient hätten.
    Die Namen der zum Tode Verurteilten waren in sein Gedächtnis eingraviert, unauslöschlich wie die Tattoos auf seinem Körper. Seine Tochter, die er zum Sterben auf dem Boden ihres Hauses zurückgelassen hatte. Als Nächster war Voëltjie dran. Das kleine Polizistenmädchen wäre eine bonsela . Voëltjie hatte es entführen lassen, das stand für De Wet fest. Genau die Dummheit, die Voëltjie begehen würde, der sich in seiner Einbildung als Mafiaboss sah. Der Pate der Cape Flats. Voëltjie würde ihm das Mädchen überlassen; er würde alles tun, nur um ein paar Stunden länger zu leben. Er würde betteln, flehen, heulen wie das wyfie , das er war – wie das wyfie, zu dem ihn Graveyard in der Zelle gemacht hatte.
    Danach kam Frau Doktor an die Reihe – die war zäh, aber so waren sie am unterhaltsamsten. Er schloss die Augen und sah ihr weißes Schlafzimmer vor sich. Die Muster, die er auf ihrer Haut ziehen würde – eine Leinwand für die Schmerzen, die er empfand. Er fuhr mit der Messerklinge über seinen Daumen und lockte eine Blutperle heraus. Genau richtig.
    Der Maserati bog auf den Parkplatz, und De Wet arbeitete sich durch das Gestrüpp rund um den Winter Palace vor. Er sah, wie der Portier den Schlag öffnete und Voëltjie Ahrend ausstieg, dessen weißer Anzug weithin sichtbar durch die dunklen Bäume strahlte. Dann wandte sich Voëltjie lächelnd an seinen Leibwächter und streckte achselzuckend die Arme
zur Seite. Der Leibwächter lehnte sich an den blauen Sportwagen und beobachtete finster, wie die Türen aufgerissen wurden und Voëltjie allein den Winter Palace betrat.
    Dreißig Meter entfernt beobachtete Graveyard de Wet aus der Hocke, wie seine Beute den roten Teppich hinaufmarschierte und sich dabei die Manschetten zurechtzupfte. In der Zelle hatte er in Voëltjie Ahrend etwas von sich selbst wiedererkannt. Hatte ihn unter seine Fittiche genommen und ihn in die Geheimnisse der Nummer eingeweiht.
    De Wet blieb in seinem Versteck hinter den Bäumen am Rand des Parkplatzes. Im Geist sah er vor sich, wie Voëltjie Ahrend an den Frauen auf der Bühne vorbeispazierte und auf die Spiegeltür hinten im Club zuhielt. Wie die Tür aufglitt und Voëltjie ins Innerste des Heiligtums trat. Ein Junge, der einen Dreck wert war, ein weggooi-Kind , das sich am glänzenden ovalen Tisch seinem Gastgeber gegenüber auf dem Ehrenplatz niederließ.
    Das war der Deal, von dem Voëltjie immer erzählt hatte und den er sich zurechtgesponnen hatte, als würde er Scarface ansehen. Der zahme Anwalt aus Constantia bereitete ihm kein Kopfzerbrechen. Genauso wenig wie Valentin, der Russe, der Mittelsmann, der vor zehn Jahren als Mitglied eines Kickbox-Teams nach Kapstadt gekommen war.
    De Wet konzentrierte sich auf einen stiernackigen Russen, der aus einem Auto stieg und dem Eingang des Winter Palace entgegenstapfte. Der Mann bewegte sich mit einer instinktiven Autorität, fast wie ein 27er-General in einem Gefängnishof.
    Es war Gorky persönlich – Voëltjie hatte ihm alles über den skrupellosen Russen erzählt. Und ihm auch von der neuen Mode erzählt, nicht mehr zu schießen, sondern Gebühren abzukassieren. Auf diese Weise hatten sich die Russen mehr und mehr Raum an der Atlantikküste gesichert und dabei die anderen Syndikate vertrieben.

    Voëltjies Leibwächter spazierte auf das Gebüsch zu, um zu pinkeln. Das Messer in der Hand, heftete sich De Wet an seine Fersen. Er drehte die Klinge in der Kehle des Mannes um und sah dessen Leben im Schlamm versickern.
    Dann nahm er dem Toten die Zigaretten ab.
    Er zündete eine davon an und rauchte sie. Sah noch mehr Autos ankommen. Ein BMW spuckte zwei junge Männer aus; die Security durchsuchte sie und ließ sie ein. Danach ein paar Polos, ein Wagen mit Allradantrieb. Nicht schlecht für einen Montagabend.
    Â 
    Voëltjie Ahrend war ganz auf den riesigen Russen am Kopf des Tisches konzentriert. Die Augen des Mannes waren so hellblau,

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