Todestanz
wie die Waffe in ihrer Hand warm wurde, während sie die Kammer lud. Die übrige Munition verteilte sie auf ihre Taschen. Dann nahm sie die Werkzeugkiste, die an der Haustür stand, und warf sie in den Kofferraum.
Clare nahm die N1 und bog an der Brücke nach Maitland ab. Sie wechselte quer über alle Spuren und nahm die nächste Ausfahrt, die in einer Schleife auf die Voortrekker Road zurückführte. Alle Häuser hatten die Fensterläden geschlossen und lagen im Dunklen. Nichts rührte sich auf der StraÃe oder auf dem Obdachlosencamp auf dem Friedhof. Clare bog in die Coronation Road ein.
Dann begriff sie, dass sie an dem schmalen Schotterweg vorbeigeschossen war, und bremste scharf ab. Sie legte den Rückwärtsgang ein. Das Metalltor und das alte Schild waren mit hagerem Wintergestrüpp überwuchert. Clare bog nach links und rumpelte über den Schotter, aber Riedwaan war schon aus dem Auto gesprungen, einen Bolzenschneider in der Hand. Er durchtrennte die Kette an dem alten Tor und drückte es auf. Das Hinweisschild für den Cricket Pavillon war mit Einschusslöchern übersät. Sie holperten den Weg hinunter, bis sie an eine Lichtung kamen. Clare parkte, und sie stiegen beide aus. Die Pistole im Holster war geladen.
»Afghanistan, Irak, Kolumbien und jetzt wir. In den wenigsten
Ländern braucht man für seine Kinder eine kugelsichere Weste.« Clare schob die Kevlarweste in KindergröÃe unter ihre eigene, während Riedwaan seine anlegte.
Der Weg vor ihr war überwachsen, nur die Karkassen eines alten Karrens und einiger Autos ragten aus dem Umkraut. Der rostige Stacheldraht war mit »Betreten verboten«-Schildern geschmückt.
Das alte Kartenverkaufshäuschen stand verlassen da, die verblichene blaue Tür war mit einem Metallriegel zugeschweiÃt worden. Der Gestank von menschlichen Hinterlassenschaften lieà darauf schlieÃen, dass sich Obdachlose auf der Veranda niedergelassen hatten. Jetzt hielt sich dort allerdings niemand auf, nur ein Stapel alter Kartons und Lumpen ragte in der Ecke auf. An der Reklametafel hing immer noch ein zerfleddertes Werbeplakat für ein Spiel vor zehn Jahren.
»Das kriegen wir nicht so schnell auf«, erkannte Clare. »Wir sollten nach hinten gehen.«
Alle Fenster waren eingeschlagen, aber die scharfkantigen Ãffnungen waren mit festem Maschendraht überzogen, der an den Fensterrahmen festgeschweiÃt worden war. Clare eilte weiter und lauschte in regelmäÃigen Abständen Riedwaans Schritten auf der anderen Seite des Gebäudes. Sonst war nichts zu hören. Das Gebäude selbst stand hoch und massiv vor ihr. Sie tastete sich über den unebenen Boden vor und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Die Bäume wiegten sich seufzend im Wind.
Die Rückseite des Pavillons war ebenfalls verriegelt, und die Tür, die offenbar mit einem Stemmeisen aufgebrochen worden war, hatte man diagonal mit Brettern vernagelt. Auf dem Platz davor lagen leere Flaschen. In einer Ecke entdeckte sie Strohhalme, zerbrochene Glühbirnen â die Hinterlassenschaften der tik -Süchtigen. Die Wände waren mit mehreren Schichten von Graffiti überzogen. AuÃerhalb des Blickfeldes
von Lebenden und Toten. Ein Fleck, an den die Teenager aus ihren beengten Wohnungen flohen, um ungestört abhängen zu können.
Clare stellte ein leeres Ãlfass auf, stellte sich darauf und leuchtete mit ihrer Taschenlampe durch das Oberlicht über der Tür. Drinnen raschelten die auf den Dachsparren nistenden Tauben und steckten dann die Köpfe unter die Flügel, um dem bohrenden Lichtstrahl zu entkommen.
Innen war alles leer geräumt worden. Es gab nichts zu sehen als einen einzigen kaputten Stuhl und etwas Müll, der durch die kaputten Fenster hereingeweht worden war. Neben den Umkleideräumen öffnete sich ein Loch im Boden, in dem eine hölzerne Treppe verschwand. Der Keller. Clare kletterte von ihrem Ãlfass herunter und blieb auf der Veranda stehen. Das Gebäude stand leicht erhöht, aber die Luftluken waren ebenfalls verschweiÃt. In den Keller kam niemand.
»Hast du was gefunden?« Riedwaan kam um die Ecke.
»Nichts«, sagte sie. »Das Gebäude ist gesichert wie Fort Knox. Und du?«
»Auf der anderen Seite war auch nichts. Hier war seit Monaten niemand mehr. Hast du reinsehen können?«
»Sieh selbst.« Sie deutete auf das Ãlfass. »Ich
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