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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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habe.«
    Riedwaan ließ den Becher auf der Küchentheke neben dem Brot von letzter Woche stehen und zog die Haustür hinter sich zu.
    Eine halbe Stunde später raste er auf die Ausfahrt zum Labor und wettete mit der Straße um sein Leben. Er gewann und bremste unbeschadet an der gesicherten Zufahrt. Die Wachmänner winkten ihn durch.
    De Lange wartete schon auf ihn.
    Â»Rita Mkhize hat mich angerufen.« Er sah Riedwaan prüfend an. »Sie hat mir erzählt, dass man Sie suspendiert hätte.«
    Â»Was gibt’s Neues?«
    Â»Sie sagte, ich solle Sie trotzdem auf dem Laufenden halten. Sie würde dafür geradestehen.«
    Â»Sie ist ein gutes Mädchen«, sagte Riedwaan.
    Â»Eine zähe Lady.«
    Sie gingen durch den unbeleuchteten Korridor. Der einzige Schmuck waren die an die Wand gehefteten Fotos von verschiedenen Einschusswunden.
    Â»Was haben Sie für mich?« Riedwaans Stimme funktionierte noch, aber kaum noch hörbar.

    Â»Ein Gefühl.«
    Â»Seit wann haben Sie Gefühle, Shorty? Das kommt doch nur vor, wenn es im Winter richtig kalt ist oder wenn Ihre Frau vergessen hat, Ihnen das Mittagessen einzupacken. Kälte. Hunger. Das sind Ihre Gefühle.«
    De Langes Büro war mit den Farben des Free State Rugbyteams dekoriert. Die Wände waren mit Bildern der Spieler behängt. Zwei waren von einem Stürmer signiert, dessen Eltern auf ihrer Farm erschossen worden waren. Shorty hatte die Patronenhülsen gefunden, die Waffen ausfindig gemacht und den Abgleich vorgenommen. Die Mörder waren jeweils fünfzehn Jahre alt. Es war ihre dritte Verurteilung. Jeder hatte dreißig Jahre bekommen.
    De Lange griff nach einem braunen Ordner und mehreren kleinen Plastikbeuteln. Bis auf einen enthielten alle Patronenhülsen. Im letzten lagen zwei zerdrückte Kugeln.
    Â»Aus der Leiche der Kleineren«, erklärte De Lange. »Der Pathologe hat sie mir überlassen. Sieht so aus, als hätten sie den Körper der älteren Schwester einfach durchschlagen. Laut dem Obduktionsgewicht hat sie kaum was gewogen – trotzdem hat sie mit ihren zweiundfünfzig Kilo die Kugeln verlangsamt. Sie haben sich in der kleinen Schwester festgesetzt, die sie eigentlich beschützen wollte.«
    Riedwaan griff nach dem Beutel. So klein in seiner Hand. Keine dunklen Familiengeheimnisse, die sich darin offenbarten, nur zwei Kugeln, die durch junge Körper gejagt waren und junge Herzen zum Stehen gebracht hatten.
    Â»Ich zeige es Ihnen.« De Lange schloss den Computerraum auf. Drinnen brummte die Klimaanlage, mit der die vier riesigen, auf einem verschrammten Linoleumrechteck stehenden Rechner gekühlt wurden. De Lange klapperte auf einer Tastatur herum.
    Â»Hier.« Er deutete auf die Nahaufnahmen der Kugeln, auf
die sechs deutlich erkennbaren Rillen, die der Lauf gezogen hatte. »Sechs perfekte Übereinstimmungen. Alle Schüsse wurden aus derselben Waffe abgegeben. Ibis hat sich fast überschlagen.« Er hatte von seinem Rechner aus das Internationale Ballistik-Informationssystem aufgerufen.
    Â»Und was ist damit?«
    Â»Die Waffe war eine Weile stillgelegt, wurde aber schon früher verwendet. In der Datenbank sind fünf Fälle verzeichnet.«
    Â»Lassen Sie mal sehen«, verlangte Riedwaan.
    De Lange lud die Dateien herunter. Keine Verhaftungen, aber ein Verzeichnis sämtlicher Kugeln, die an den verschiedenen Tatorten gefunden worden waren. De Lange registrierte jede Einzelne davon, weil er ein Muster in den Schießereien entdecken wollte, derentwegen die Menschen auf den Flats in Angst und Schrecken lebten.
    Â»Gangs?«, fragte Riedwaan.
    De Lange nickte. »Territorialkämpfe.« Er breitete eine Karte der Kap-Halbinsel aus. »Ein Dealer in Heideveld, ein paar Gangster, eine Mutter auf dem Weg zur Kirche in Mitchell’s Plain – offenbar war sie eine Zeugin der ersten Schießerei. Und ein Kind, das eine Kugel in den Kopf bekam, während es seiner kleinen Schwester eine Gutenachtgeschichte vorlas.«
    Â»Wo?«, fragte Riedwaan.
    Â»Am Rand von Maitland.«
    Â»Okay, aber das sind nur vier«, sagte Riedwaan. »Sie haben von fünf gesprochen.«
    Â»Der fünfte Fall ist der hier.« De Lange öffnete die letzte Datei. Die gleichen detaillierten Nahaufnahmen der Kugeln, die in den Leichen gefunden worden waren, dazu die am Tatort verstreuten Patronenhülsen. »Der Dreifachmord in der

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