Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
Vom Netzwerk:
bringt sie zum Tanzen.«
    Yasmins Spind war bis auf eine halb gegessene Banane leer. Madame Merle nahm sie heraus und ließ sie in einen Abfalleimer fallen.

    Henry stand am anderen Ende des Ganges, einen Umschlag in der Hand.
    Â»Haben Sie es gefunden?«, fragte Madame Merle.
    Â»Kein unterschriebener Zettel von Yasmins Eltern. Ein Versehen.«
    Madame Merle blätterte den Stapel einmal und dann noch einmal durch. Wühlte nach einer frischen Zigarette.
    Â»Haben Sie einen Zettel von Calvaleen?«, fragte Clare.
    Henry kramte in den Papieren. »Ja. Hier ist er. Sieht so aus, als hätte ihr Vater ihn unterschrieben.«
    Draußen knirschten Reifen auf dem Schotter. Eine Tür knallte zu, und zwei Leute kamen den Weg herauf. Zwei kleine Mädchen platzten durch die Tür und erstarrten erschrocken, als sie die schweigenden Erwachsenen im Gang stehen sahen.
    Â»Guten Morgen, Madame Merle und Mister Henry und Miss … Lady.« Die beiden Mädchen sahen Clare mit großen Augen an. Madame Merle klatschte in die Hände.
    Â»Auf geht’s, Mädchen. Zieht euch um, und geht dann zum Aufwärmen an die Stange.«
    Sie schlängelten sich zwischen ihnen hindurch und verschwanden im Umkleideraum.
    Â»Kann ich die Bestätigungen bekommen?«, fragte Clare. »Und eine Teilnehmerliste? Wir müssen uns mit den Eltern in Verbindung setzen. Feststellen, ob jemand etwas gesehen hat, und alle überprüfen.«
    Â»Können Sie diskret vorgehen? Ich lebe von diesen Leuten.«
    Â»Natürlich«, versicherte Clare.
    Mister Henry gab Clare den Umschlag.
    Â»Sonst noch was?«, fragte Madame Merle.
    Â»Ich würde gern kurz mit Mister Henry sprechen.«
    Â»Er ist nie mit den Mädchen allein«, wehrte Madame Merle
ab. »Heutzutage gelten so strenge Regeln, vor allem nach dem Vorfall an dieser Schule – mit diesem Schachlehrer, war es nicht so, Henry? Hat nichts mit uns zu tun. Jedenfalls beginnt der Kurs in zehn Minuten.« Madame Merle machte kehrt und verschwand im Studio.
    Â»Sie sind jeden Tag hier?«, fragte Clare.
    Â»Jeden Nachmittag. Montag, Mittwoch, Freitagabend. Samstag. Am Dienstag und Donnerstag leiste ich gemeinnützige Arbeit.«
    Â»Ach ja? Und was?«
    Â»Ich arbeite als Musiktherapeut«, antwortete Mister Henry. »In einer Suchtklinik.«
    Â»Können Sie von der Musik leben?«
    Â»Ich brauche nicht viel.«
    Mister Henry spazierte mit Clare nach draußen.
    Â»Yasmin kommt also jeden Tag hierher?«, fragte sie.
    Â»So ziemlich«, sagte er. »Das Tanzen ist das Einzige, was sich in ihrem Leben nicht verändert hat.«
    Auf dem Parkplatz drängten sich die Autos. Rosa gekleidete Mädchen strömten zum Eingang, rauschten plappernd den Weg hinauf, die Schuhe in der Hand. Wo später mal die Taille sein sollte, schnürte ein dünnes Gummiband die kleinen Leiber ein.
    Â»Erzählen Sie mir von Yasmin.« Clare lehnte an ihrem Wagen, machte aber keine Anstalten, die Tür zu öffnen. »Was für einen Eindruck hatten Sie von ihr, als der Kurs früher aufhörte?«
    Â»Sie kam mir aufgeregt vor. Sie fragte Madame Merle, warum sie früher Schluss machte.«
    Â»Und was hat die geantwortet?«
    Â»Sie hat sie in die Umkleide geschickt.« Mister Henry zupfte an einem Hautfetzen an seinem Daumen. »Sie sieht die Kinder nur, solange sie tanzen.«

    Â»Und Sie?«
    Â»Ich sehe die Tänzerinnen.« Mister Henry sah die Nachzügler den Weg herauftrödeln. »Und ich sehe ihren Schmerz.«
    Â»Shazia Faizal hat erzählt, Sie hätten am Nachmittag einen blauen Mazda hier gesehen.«
    Henry nickte.
    Â»Captain Faizals Wagen?«
    Er nickte wieder.
    Â»Sie kennen den Wagen?«
    Â»Allerdings«, sagte er.
    Â»Und er saß am Steuer?«
    Â»Er war während der Unterrichtszeit hier. Das habe ich auch Mrs Faizal erklärt.«
    Â»Und Sie haben ihm nicht mitgeteilt, dass die Schule früher schließen würde?«
    Â»Das ist mir in diesem Moment nicht eingefallen«, sagte Mister Henry. »Außerdem wussten es alle.«
    Â»Sie ist verschwunden, Mister Henry.« Clare machte einen Schritt auf ihn zu. »Was haben Sie sonst noch gesehen?«
    Er wich einen Schritt zurück, und eine bergabpfeifende Windbö riss ihm die Worte aus dem Mund.
    Â»Was haben Sie gesagt?«, fragte Clare nach.
    Â»Ich habe sie hier warten sehen.« Er biss den

Weitere Kostenlose Bücher