Todestanz
Clare versuchte ruhiger zu atmen. »Ich werde das schon schaffen. Danke.«
»Immer noch kein Zeichen von Captain Faizal?« Ndlovu tippte auf einen blauen Fleck an Clares Arm.
»Nein.« Clare entzog ihr den Arm. »Nichts.«
»Nehmen Sie ein heiÃes Bad«, riet Ndlovu. »Bleiben Sie zu Hause.«
Clare stieg in ihren Wagen, lieà den Kopf aufs Lenkrad sinken und wartete ab, bis ihr Puls langsamer ging und der Geruch des Leinensacks von ihr wich, während sie sich gleichzeitig den Ãberfall ins Gedächtnis zu rufen versuchte. Sie fahndete nach Warnhinweisen, die ihr entgangen waren. Irgendwann hob sie die Hände ans Gesicht und atmete tief ein. Keine Spur von dem Mann, der versucht hatte, sie zu vergewaltigen und umzubringen. Ãberhaupt kein Geruch. Es war, als würde er gar nicht existieren.
Sie klappte das Handschuhfach auf und stöberte zwei Aspirin auf. Dann noch eine halbe Valium, die sie ebenfalls nahm. Sie klopfte den Staub ab und wischte sich übers Gesicht. So. Alles wieder gut. Sie musterte sich im Rückspiegel. So gut wie neu.
EinunddreiÃig
Der inoffizielle Autowächter suchte im Windschatten des leer stehenden Ferienwohnungsblocks Schutz vor dem nachtschwarzen Südostwind. Ein Mädchen im Minirock, mit auftoupiertem Haar und knallrotem Lippenstift stellte sich, einen Coffee to go in der Hand, zu ihm. Ein Pajero bremste ab â nur ein Insasse. Das Mädchen drückte dem Autowächter den Kaffee in die Hand und beugte sich ins Fenster, den Hintern hochgereckt, die Brüste auf dem Präsentierteller.
Man wurde sich handelseinig. Hinten in der NebenstraÃe.
Der Autowächter nippte an dem Kaffee. Drei Stück Zucker, schön süÃ. Sie würde nicht lang brauchen; er würde ihr die Hälfte aufheben.
Die Wohnung an der Beach Road lag im Dunkeln, die Frau Doktor war noch nicht zu Hause. Jean-Luc passte auf Dr. Hart auf; sie war in Goma gewesen, seiner blutgetränkten Heimat im Osten des Kongo. Sie verstand, warum er auf diese eisige Halbinsel gekommen war, die als Afrika durchzugehen versuchte. Und als ein paar Teenager mit Macheten in den Händen und Hass im Herzen seine Hütte abgefackelt hatten, hatte sie ihm eine sichere Bleibe gesucht.
Erst als Clares Wagen abbremste, bemerkte er die einsame Gestalt im Bushäuschen. Reglos. Der kongolesische Flüchtling hatte genug Zeit damit verbracht, Soldaten im Busch zu beobachten, um die angewinkelte Haltung des Mannes deuten zu können. Schmerzen, vermutete er.
Der Autowächter trat aus seinem Unterstand und ging zu Clare.
» Bon soir, Jean-Luc«, sagte sie, während sie den Wagen abschloss, » ça va?«
»Bon soir, Madame.« Den Blick auf den Mann geheftet, der sich ihr näherte. » Bien, merci.«
»Clare.«
Sie drehte sich zu dem Mann um, dem Jean-Luc den Weg verstellte.
»Riedwaan.«
»Sie kennen ihn, Madame?«, fragte Jean-Luc.
»Ich kenne ihn«, bestätigte Clare. »Ihr Gesicht, Riedwaan. Was ist passiert?«
»Ich bin ein paar Leuten über den Weg gelaufen«, erklärte
er, »die der Meinung waren, dass ich eine Gesichtsmassage bräuchte.«
»Sparen Sie sich die dummen Antworten«, sagte sie. »Warum haben Sie auf keine meiner Nachrichten reagiert? Ich habe überall nach Ihnen gesucht. AuÃerdem habe ich vor Ihrem Haus Director Ndlovu getroffen, die ebenfalls nach Ihnen sucht.«
»Ich weiÃ.« Riedwaan hustete und krümmte sich unwillkürlich, um den Schmerz in seinen Rippen zu lindern. »Darum bin ich hier. Können wir reingehen?«, fragte er, als er wieder sprechen konnte. »Ich muss mich hinsetzen.«
»Wenn Sie es die Treppe hoch schaffen.« Clare wandte sich an Jean-Luc. »Schon in Ordnung. Er ist Polizist.« Jean-Lucs skeptischer Blick verriet ihr, dass ein einsamer, blutbesudelter Polizist mitten in der Nacht nichts Gutes verhieÃ. Aber im selben Moment erschien der Besitzer eines der Autos, auf die Jean-Luc aufgepasst hatte, und er ging los, um sein Trinkgeld abzukassieren.
Als sie einen teuren Motor brummen und Reifen quietschen hörten, drehten sich Clare und Riedwaan um.
»Du hast dich gestern klammheimlich abgeseilt, Schätzchen. Du warst nicht gut in Form.« Giles Reid, mit ein, zwei Drinks zu viel im Blut, war aus dem Wagen gestiegen und schlenderte mit offenem Jackett und jungenhaft im Wind wehendem Haar auf sie zu.
»Ist dir
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