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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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hatte sie nichts zu tun. Alle ihre Söhne arbeiteten in Dubai; niemand kümmerte sich um sie, außer Jimmy von nebenan.
    Jimmy schloss das Haus ab, als er losging. Er nahm die alte Lady am Arm und führte sie in ihr Haus, wo er sie auf ihrem Stammplatz in der makellos sauberen Küche absetzte.
    Â»Okay«, sagte er. »Was gibt es für Probleme? Ich rieche nichts.«
    Â»Der Gestank kommt und geht, also muss er von draußen kommen. Bestimmt ist es der Abwasserkanal oder der Gully«, sagte sie. »Ich habe es zuerst vom Schlafzimmer aus gerochen.«
    Â»Warte hier«, sagte er. »Ich gehe nachsehen.«
    Â»Du bist ein guter Junge, Jimmy. Kann ich dir was zu essen machen?«
    Er seufzte im Stillen. Er würde zu spät loskommen, aber sie
hatte sonst niemanden, für den sie kochen konnte, und sie würde keine Ruhe geben, bis er etwas gegessen hatte.
    Â»Nur was Kleines, Tantchen, das wäre nett.«
    Jimmy trat in den verwilderten Garten. Die Luft trug die nächtliche Kühle und einen Anflug von früh blühendem Jasmin heran. Darunter ein Hauch von feuchtem Moder. Er überprüfte das Abflussrohr, das von der Küche aus in den Garten ging und über einer Rinne endete, über die das Abwasser in den Gully geleitet wurde. Er holte die Blätter heraus, die der Wind hineingeweht hatte, fand aber nichts darunter, was das Rohr verstopfte. Also folgte er den alten Rohren ums Haus herum. Auch der Abfluss vom Bad war frei.
    Eine Spur des Gestanks verfing sich in seiner Kehle. Er folgte dem Sammelrohr bis zu dem Gully, der in eine Betonplatte unter der Wäscheleine eingelassen war. Hier war der Gestank stärker. Jimmy hebelte den Metallrost ab. Der Geruch nach Abwasser, nicht gerade angenehm, aber nichts, woran ein Installateur nicht gewöhnt war. Er schob den Rost wieder über das Loch, und im selben Moment fegte der Wind über den verödeten Hof und blies ihm Sand in die Augen.
    Ein toter Hund. Oder vielleicht hatte eine Katze auf dem verwahrlosten Brachland hinter der Reihe von Doppelhäusern, die bei dem Haus der alten Lady endete, ihren räudigen Geist ausgehaucht.
    In der Ecke der Hibiskushecke, die ihren Garten von der Brachfläche abtrennte, war ein Tor eingelassen. Jimmy schnitt den Haltedraht durch und drückte es auf. Nichts als Müll, ein paar gebrauchte Kondome, Unkraut. Er hob einen Stock auf und piekte in einen Haufen Unrat. Plastiktüten, ein zusammengerollter Teppichrest. Er piekte noch einmal. Keine Katzen. Keine toten Hunde. Jimmy richtete sich auf, und der süße, faulige Geruch verhärtete seinen Magen zu einem Knoten der Angst. Er beugte sich vor, zupfte an dem Teppich und
hoffte insgeheim, keinen verfaulten Wurf von Kätzchen oder Welpen zu finden.
    Am einen Ende löste sich ein Faden. Er spähte hinein. Eine blutige Fußsohle, fünf kleine Zehen, zart und rund wie Erbsen, dicht über dem Fußballen. Am anderen Fuß eine weiße Sandale mit Riemen über dem Knöchel. Ein paar räudige Hunde, die in der Nähe abgewartet hatten, rückten näher. Er griff nach einem Stein, schleuderte ihn in ihre Richtung und erwischte einen an der Flanke. Der Hund heulte auf, jagte davon, machte einen Bogen und kam wieder ein Stück näher, ließ sich mit hängender Zunge nieder, aber nicht mehr in Wurfweite.
    Jimmy öffnete das Gartentor und stieß auf die alte Lady, die gerade mit einem dampfenden Teller in der Hand aus der Küche trat. Eier, Brot, zwei Samoosas.
    Â»Dein Frühstück, Jimmy.«
    Ein dunkelroter Schimmer färbte die Wolken über den Bergen, der Morgen kam ungerührt näher.
    Â»Ich muss die Polizei rufen«, sagte Jimmy. »Es ist ein kleines Mädchen, Tantchen.«

Vierunddreißig
    Als der Wind nachließ, zog Clare einen Jogginganzug über; das Schlafzimmerfenster als Spiegel nutzend, drehte sie ihr Haar zu einer Schnecke zusammen. Die Lichterkette entlang der Promenade zwinkerte ihr durch das trübe Zwielicht der Morgendämmerung zu. Sie lief bis zu dem Schwimmbad am Ende der Promenade. Das Wasser war tintenschwarz, und die Lichter glitzerten auf der ebenen Oberfläche. Dann machte
sie kehrt und lief zum Haus zurück, unter den dahinjagenden Wolken hinweg, die von der Morgenröte rosa gepeitscht wurden.
    Fritzi saß wie eine Scherenschnittfigur im Schlafzimmerfenster. Das Licht brannte noch in ihrem Arbeitszimmer, wo Riedwaan Faizal

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