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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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zwischen ihren Beinen eine blutige Masse.
    Ein schwarzer Haarschopf. Volle Ohrläppchen mit Goldringen.
    Weit aufgerissene grüne Augen in dem zerschlagenen Gesicht.

    Riedwaans Atemholen.
    Nicht Yasmin.
    Mrs Adams’ Knie knickten ein, und sie rutschte ihrem Sohn aus den Armen. Ihr hoher Klageschrei zerriss den jungen Tag. Eine Frau in Uniform half ihr auf und eskortierte sie in die Küche der alten Frau. Van Rensburg machte sich auf den Rückweg zu seinem Auto.
    Riedwaan stieß die Luft aus, die er scheinbar ewig angehalten hatte.
    Sein Handy läutete, er wandte sich ab und sprach schnell und drängend hinein.
    Â»Riedwaan, ich war…«, setzte Clare an.
    Â»Kannst du mir eine Stunde Zeit lassen? Rita und ich müssen zurückfahren und uns mit Phiri beraten«, fiel er ihr ins Wort. »Die Presse wird über Phiri herfallen, sobald das mit dem Kind raus ist. Die Boulevardblätter lieben nichts so sehr wie die Vorstellung, dass wir es mit einem Serienmörder zu tun haben könnten.«
    Er war schon am Handy und marschierte zusammen mit Rita Mkhize zu seinem Auto zurück. Clinton van Rensburg wendete und fuhr in die entgegengesetzte Richtung davon.
    Â»Keine angenehme Art, einen Sonntagmorgen zu beginnen, Clare.« Ruth Lyndalls Lippenstift hinterließ einen scharlachroten Abdruck auf ihrem Kaffee-Pappbecher.
    Â»Wirklich nicht.«
    Â»Wo ist Rita Mkhiza?«
    Â»Sie und Captain Faizal sind eben zum Caledon Square zurückgefahren«, antwortete Clare.
    Â»Ist seine Tochter noch nicht wieder aufgetaucht?«
    Â»Ein Bild auf einem Überwachungsband vom Freitagabend, eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, seither nichts mehr.«
    Ruth Lyndall betrachtete Clares bleiches Gesicht, die Ringe
unter den Augen, die so dunkel waren wie ein Bluterguss. »Und Sie sind sicher, dass Sie das wollen?«
    Â»Dieses kleine Mädchen verschwand am selben Tag wie Yasmin Faizal«, sagte Clare. »Als man sie fand, sah Riedwaan aus, als wäre seine ganze Welt zusammengestürzt. Dann haben Sie den Teppich ausgerollt, und er konnte wieder aufatmen  – weil für jemand anderen eine Welt einstürzte.«
    Â»Das Opfer wurde schon identifiziert?«
    Â»Chanel Adams. Sie ist vor drei Tagen verschwunden.«
    Â»Die arme Mutter«, stellte die Pathologin fest.
    Â»Mutter und Bruder«, sagte Clare. »Die beiden haben sie das ganze Wochenende über gesucht.«
    Die Pathologin leerte ihren Kaffee. »Was ist passiert?«
    Â»Die Familie lebt in einer Gang-verseuchten Gegend. 27er. Die Mutter hatte die Kleine zur Großmutter geschickt, nachdem ein paar Kinder von Querschlägern getötet worden waren. Sie war im Laden, um Zigaretten für ihre ouma zu besorgen. Wurde zuletzt gesehen, als sie vor dem Laden mit einem ›Onkel‹ redete. Sie kam nicht mehr zurück. Am Freitagvormittag haben die beiden mich angerufen und mir erzählt, dass sie verschwunden war. Die Mutter wollte, dass ich irgendwas unternehme … die Sache ins Fernsehen bringe. Mrs Adams war überzeugt, dass das Mädchen sterben würde, wenn sie zur Polizei gingen. Aber der Sohn, Lemmetjie, hat sie trotzdem vermisst gemeldet – gegen den Willen seiner Mutter.«
    Dr. Lyndall nickte den beiden Assistenten zu. Sie schnallten den Leichnam auf die Bahre und holperten damit über den unebenen Boden.
    Â»Sie ist seit drei Tagen tot. An diesen Verletzungen wäre sie auf jeden Fall gestorben. Für mich sieht das so aus, als wäre das direkt nach ihrer Entführung passiert.« Die Türen des Leichenwagens knallten zu. »Letztendlich macht es keinen Unterschied, ob Sie es gewusst haben oder nicht.«

    Â»Und die anderen?«, fragte Clare. »Das Kind, das Sie am Freitagabend obduziert haben?«
    Â»Es gibt kein Muster, Clare. Auch wenn ich weiß, warum Sie nach einem suchen. Um einen Zusammenhang zwischen diesen Morden zu schaffen, um eine gewisse Ordnung zu erkennen.«
    Â»Ihre Füße«, widersprach Clare. »Die fehlenden Schuhe. Die Schnittwunden an den Sohlen.«
    Â»Kleine Mädchen, die zu fliehen versuchen. Die über steinigen Boden rennen.«

Fünfunddreißig
    Die Fotos von Yasmins Versteck in der Hecke lagen noch so da, wie Clare sie zurückgelassen hatte. Sie waren viel zu dunkel; unter den Blättern war das Licht eindeutig zu schwach gewesen, als Clare sie aufgenommen hatte. Da hatte sie noch nicht nach

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