Todestanz
meine Liebe. Es ist mir gerade erst wieder eingefallen, jetzt, da Sie vor mir sitzen. Ab und zu blitzen Fragmente des Ãberfalls in meiner Erinnerung auf. Aber die anderen Erinnerungen haben nichts mit den Männern zu tun, die mich umzubringen versuchten. Hier â¦Â« Er wühlte in dem Papier- und Bücherhaufen auf dem Tisch herum und zog zuletzt einen Zeichenblock hervor. »Ich zeichne es Ihnen auf.«
Er skizzierte mit geübten Strichen die schwarzen Umrisse,
die darum geschlungenen roten Streifen, die rubinroten Schlitze der Schlangenaugen.
»So ist mir die Tätowierung im Gedächtnis.« Er reichte Clare die Zeichnung. »Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass diese Männer auch Ihr kleines Mädchen entführt haben könnten, meine Liebe.«
Zweiundvierzig
»Sehen Sie die da?«, fragte Louis van Zyl und stieg aus seinem Wagen. Er deutete auf die Prostituierten, die an der Abfahrt der R303 auf und ab wanderten und jeden Wagen nach einem potenziellen Freier taxierten.
»Das ist die tik- Generation. Eine gute Droge. Schnell und billig. Ãffnet die Dopaminschleusen zehn-, zwölfmal schneller als jedes natürliche High, reiÃt sie sperrangelweit auf und jagt das körpereigene Belohnungssystem damit auf Hochtouren. Ein paar Stunden lang gehört dir die Welt. Ich nenne es die Freiheitsdroge. Alle Versprechungen des neuen Südafrika in einem einzigen Strohhalm, und noch dazu zu einem erschwinglichen Preis. Wer braucht da noch irgendwelche FörderungsmaÃnahmen oder ein Black Economic Empowerment? Oder auch nur feste Arbeit? Alles, was man braucht, sind zwanzig Mücken. Rauch es, und du kannst für einen Tag dein eigener Mandela sein. Das erste High befreit dich von deinem Selbst, deinem beschissenen Leben und deinem Gewissen, falls du eins hast.«
Van Zyl führte Riedwaan an der Pforte vorbei, wo der Wachmann gebannt seinem Radio lauschte. Der Weg zum Labor führte durch ein Labyrinth weiÃer Gänge.
»Trotzdem ändert es sich allmählich.«
»Inwiefern?«, fragte Riedwaan.
»Heroin ist etwas anderes. Es ist ein Betäubungsmittel. Man nimmt es, um das eigene Leben erträglich zu machen. Es betäubt dich so, dass dir alles egal ist.«
»Genau das, was ich jetzt bräuchte«, murmelte Riedwaan.
»Das ist die Zukunft«, prophezeite der Chemiker, während er den Computer hochfuhr. »Ein einziger langer Downer.«
»Was ist mit Buttons?«
»Mandrax? Wird kaum noch genommen, das ist schon ziemlich out«, sagte Van Zyl. »Die Ãlteren rauchen es noch, sterben aber allmählich zu Hause oder im Knast aus. Die Jüngeren stehen auf tik . Ich habe an einem Spurenanalyseverfahren gearbeitet, aber das ist nicht so einfach. Reines Crystal Meth ist höchstens zu fünf Prozent verunreinigt. Das sind nicht genug Spuren, um etwas zurückzuverfolgen. Die geringen Unreinheiten sind ein Problem bei der Spurenauswertung. Bei Heroin geht das viel einfacher, und das ist die kommende Droge.«
»Und der Preis?«
»Wenn man es anfangs gratis verteilt, hat man später immer genug Kundschaft.«
»Und wie verfolgen Sie die Drogen zurück?« Riedwaan griff nach den Akten, die er ausgegraben hatte, und schob sie Van Zyl zu. »Diese Fälle beispielsweise.«
Im Zweifingersystem hackte Van Zyl auf seine Tastatur ein.
»Ich hatte eine Praktikantin aus England hier. Sie arbeiten gern hier, aus einem unerfindlichen Grund halten sie Kapstadt für den Wilden Westen. Mal sehen, was sie dazu eingegeben hat.« Er scrollte durch die Liste von Aktenzeichen. »Ja, ein paar von Ihren Fällen habe ich hier drin.«
»Wissen Sie, wer damals ermittelt hat?«
»Hier sind alle Details vermerkt«, sagte Van Zyl. »Sieht aber nicht so aus, als wäre es Teil einer gröÃeren Operation gewesen. Ein paar Sergeants aus Maitland. Einer aus Table View.«
»Kennen Sie die Leute?«
»EinigermaÃen, das sind stasie-hase . Sie wissen schon, Revierpolizisten, die bei Sachen wie Ruhestörungen ausrücken müssen. Die ab und zu eine Durchsuchung vornehmen oder sich mit auffälligen Kids rumschlagen. Ihnen die Drogen abnehmen.«
»Komisch, dass nichts davon zu uns durchgedrungen ist«, meinte Riedwaan.
»Also, ich war ein paar Wochen weg. So was geht im Nu den Bach runter.« Van Zyl rief die Daten ab. »Die Praktikantin hat das Zeug analysieren
Weitere Kostenlose Bücher