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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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»Was kann ich für Sie tun?«
    Â»Gehört der Ihnen?« Clare hatte den Stift aus ihrer Handtasche gezogen und legte ihn auf den Tisch.
    Â»Ja, das ist meiner. Ich hatte ihn gerade reparieren lassen, als er mir bei einem Raubüberfall gestohlen wurde.« Er betastete die fahle Narbe an seiner rechten Schläfe. »Ich schätze mich glücklich, ihn noch lebend in Empfang nehmen zu können, Miss Hart – und noch dazu aus der Hand einer so bezaubernden Botin. Wo haben Sie ihn gefunden?«
    Â»Er wurde mir verkauft«, sagte Clare. »Von einer Frau, die mir erzählte, sie hätte ihn in einem Rinnstein in Oranjezicht gefunden – genau dort, wo ein Mädchen, das seit Freitagabend verschwunden ist, zum letzten Mal gesehen wurde.«
    Professor Young drehte den Stift in den Händen hin und her.
    Â»Nun, ich habe ihn damals als gestohlen gemeldet. Sie hatten mir alles abgenommen. Meine Kamera, meine Schuhe, meinen Kugelschreiber, sogar mein Notizbuch.«
    Â»Ja, das habe ich im Polizeibericht gelesen«, sagte Clare. »Vielleicht können Sie mir noch mal erzählen, was damals passiert ist?«
    Â»Ich gehe jeden Tag auf den Berg. Jedenfalls war ich früher täglich oben. Seit dem Überfall bin ich nicht mehr dort gewesen.« Er betastete die Narbe auf seinem Kopf. »Früher nahm ich immer den Rundweg um den Devil’s Peak. Dann setzte ich mich dort oben hin, über den Waschhäusern, und
schrieb. Meine Frau und ich hatten dort oft gepicknickt, bevor sie von mir ging. Sie war Botanikerin, und seither saß ich immer allein dort und schrieb ihr ein paar Zeilen – darüber, was gerade blühte und wie es mir ohne sie ging.«
    Die Hündin stand auf und legte den Kopf in den Schoß des Professors. Er streichelte ihr die Ohren.
    Â»Und an dieser Stelle wurden Sie auch überfallen?«, wollte Clare wissen.
    Â»Ja. Aber ich kann mich an kaum etwas erinnern. Ich bin kein besonders guter Augenzeuge. Sie kamen von hinten, müssen Sie wissen.«
    Â»Sie?«
    Â»Oh, es waren mehr als einer. Ich hörte sie reden, und sie hatten einen ungewöhnlichen Akzent.«
    Â»Wie von den Cape Flats?«, fragte Clare.
    Professor Young legte den Kopf schief und lauschte den halb vergessenen Lauten nach.
    Â»Nein, eher nicht«, schloss er. »Von irgendwo landeinwärts, würde ich meinen. Sie alberten herum wie Jungen auf einem Schulausflug. Wahrscheinlich nahmen sie es als Mutprobe. Und wissen Sie, ich hatte gerade ein perfektes Haiku komponiert. Ein Gedicht über ein Blatt, einen Tautropfen und einen schwebenden Nektarvogel. Im nächsten Moment schlugen sie mir den Schädel ein, und ich dachte noch, Gott sei Dank – endlich bin ich nicht mehr allein; ich werde Iris dieses Haiku aufsagen können.«
    Er legte die Hand auf den Kopf des Labradors, um das Zittern zu verbergen.
    Â»Trotzdem bin ich noch hier. Immer noch am Leben. Offenbar kamen ein paar junge Kerle auf Fahrrädern vorbei und retteten mir das Leben. Sie hatten nicht gesehen, wer mich überfallen hatte, aber sie fuhren los und holten Hilfe. Sie wussten es nicht besser, und Sally hier ist glücklich, dass
ich wieder da bin, nicht wahr, altes Mädchen?« Die Hündin ließ sich winselnd zu seinen Füßen nieder.
    Â»Sie konnten die Männer, die sie angegriffen haben, nicht beschreiben?«
    Â»Ich weiß nicht mehr, wie oft man mir bei der Polizei diese Frage gestellt hat. Es schien sie wirklich zu ärgern, dass man mir den Schädel eingeschlagen hatte. Ich glaube, ich habe ihnen die Kriminalitätsstatistik für den Berg verpfuscht. Aber vielen Dank, dass Sie mir den Kugelschreiber zurückgebracht haben. Meine Frau hat ihn mir geschenkt – ihr letztes Geschenk vor ihrem Tod.«
    Der Bach war verstummt.
    Â»Eine Sache war da allerdings.«
    Â»Ja?«
    Â»Allerdings war mir das damals entfallen. Der Schock, nehme ich an, und das Alter«, erklärte er. »Dabei war es ein ganz deutliches Erkennungsmerkmal – genau wie sein gerolltes ›R‹. Eine Tätowierung innen am Handgelenk.«
    Â»Wie hat sie ausgesehen?«
    Â»Es waren zwei umeinander gewundene schwarze und rote Schlangen. Ich konnte die Tätowierung sehen, als er seine Hand um meinen Hals legte und mit der anderen zum Schlag mit dem Stein ausholte.«
    Â»Und das haben Sie der Polizei nicht erzählt?«, fragte Clare.
    Â»Nein,

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