Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todestrieb und Seelenheil

Todestrieb und Seelenheil

Titel: Todestrieb und Seelenheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John K. Carson
Vom Netzwerk:
kannte auch die wahre Seite dieses coolen Typen, kannte seine Macken und Schwächen. Und sein weiches Herz. Rosen hatte in den wilden Zeiten der beiden nichts anbrennen lassen und war kein Kostverächter gewesen. Doch dann trat Elke in sein Leben, und Johannes wurde ein anderer. Elke war damals mit Nick zusammen, einem Saufkumpanen von Johannes und Florian. Und ein paar Tage später zog Elke bei Johannes in die Studentenbude ein.
    „Sie hat was.“ Johannes schnippte bei diesen Worten mit dem Finger. „Sie ist irgendwie besonders, ich kann es dir nicht sagen, aber das Mädel bereitet mir echt Kopfzerbrechen.“ Manu kam mit dem neuen Glas. „Männergespräche“ grinste sie und ging zurück hinter den Tresen. „Und dann noch ne Kollegin!“ Florian verschluckte sich bei diesem Satz von Johannes an seinem Bier und begann zu husten. Hustend und lachend prustete er „…nun sag bloß noch die Kleine mit der du vor ein paar Wochen hier warst…hust. Und wie ist sie? Habt ihr schon im Streifenwagen?“ Wütend rutschte Rosen nach vorne und wollte vom Tisch aufstehen „Depp, was red ich mit dir!“ „ Hey Rosen, bleib sitzen, war nur ein Spaß. Mann, du müsstest doch meine blöde Gosche kennen. Jetzt mal Tacheles: auf unserer Skala, was kriegt sie da?“ Florian und Johannes hatten in ihrer Sturm und Drangzeit eine Skala aufgestellt, von 1 wie „muss man schön trinken“ über 5 wie „geht ab und macht Spaß, aber nix ernstes“ bis 9 „alles was man will und könnt was Ernstes sein“. Für Johannes wurde durch Elke die Skala belanglos, denn für ihn war sie die 10.
    Johannes dachte kurz nach und antwortete „8. Bis jetzt, so gut kenn ich sie ja nicht. Nur vom Job und das Geplauder nebenher. Aber was mir Sorgen bereitet ist, was ich auch mache, es beeinflusst den Job. Egal ob ich es versuche oder nicht, ich muss weiter mit ihr zusammen arbeiten.“ Florian drehte die Flasche in den Händen, starrte auf den Tisch. Die Stille am Tisch war trotz der Gitarre von Angus Young und der Stimme von Bon Scott greifbar. „The Jack“ von AC/DC füllte den Raum. Ein bluesiges Rocklied. „ Passt mal wieder…noch mehr Sentimentales und ich sauf mich ins Koma“ dachte Johannes. „Ich sag dir das als Freund und ich mein das ehrlich so. Auch wenn du es nicht hören willst, du hast Elke wegen deinem Job verloren. Und nun hast du ne Chance, und die läuft dir vermutlich nicht wegen dem Job weg. Also riskier es, Alter! Ich kenn dich, du kriegst das hin! Werd wieder normal. Das mit Elke ist jetzt wie lange her, sechs Jahre? Und jetzt hängst du genauso durch? Nee, nee, mach es.“ Flo nahm seine Bierflasche und stieß damit gegen Rosens Jacky-Glas. „Los, darauf trinken wir und dann schmeiß ich dich raus, Herr Kommissar! Und wehe, du unternimmst nix, dann nehme ich die Sache in die Hand und spiel den Kuppler!“
    Die Gedanken kreisten in Johannes‘ Kopf im Fond des Taxis. Wieder ein paar Drinks zu viel… “Kann ich bei ihnen gleich ein Taxi für morgen früh bestellen?“ Johannes wollte das lieber gleich sicherstellen. Zwei Augen blickten ihn durch den Rückspiegel an. „Kla Mann, wend willsch, kann i de morge rumfahre, mei Schicht hat grad oagfange un die ged bis moje middag. Wann solle‘n bei da sei?“ Ein Urbadner lächelte Johannes in sich hinein. „Kurz vor acht wäre super. Und dann hierher zum „Throttle“, ich brauch meinen Wagen.“
    Das Aufschließen der Haustür fiel ihm durch seinen Alkoholpegel und die schwache Außenbeleuchtung am Wohnhaus schwer. In der Hocke, das Gesicht vor dem Türknopf, schaffte er es, den Schlüssel ins Schloss zu bekommen und zu öffnen. Am Treppengeländer entlang zog er sich in das Dachgeschoß. Leicht schwankend bekam er nach weiteren unglaublich zähen Minuten, auch die Wohnungstür geöffnet. Johannes knipste das Licht im Gang an, warf die Tür hinter sich ins Schloss.
    Seine Kleider bildeten einen Trampelpfad von der Garderobe bis ins Bad, so wie er sie ausgezogen hatte und einfach der Schwerkraft überließ. Nach der Toilette nahm er noch zwei Aspirin und legte sich ins Bett. Durch das halboffene Fenster schien der Mond hell in das Zimmer. Johannes schaute auf das Lichtspiel, das die leicht wehende Gardine mit dem Mondlicht an die Wand warf. Seine Gedanken kreisten um Sabine als ihm die Augen zufielen.

Kapitel 9
    Als er gegen dreiviertel Neun im Büro eintraf, waren alle schon da. Martin sah aus, als ob er die ganze Nacht hier gewesen wäre. „Oh, Herr Rosen… wohl

Weitere Kostenlose Bücher