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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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irgendwohin?«
    »Ich habe Emma versprochen, mit ihr in den Park zu gehen. «
    Das ist eine Lüge, und sie weiß es.
    »Na, wenigstens essen musst du was.«
    Sie lässt mich allein im Schlafzimmer zurück. Ich blättere weiter durch das Album. Weitere Fotos aus der Studienzeit. Gründungstagsfeiern. Theateraufführungen. Eine Benefiz-Rallye mit einem VW-Käfer Marke Eigenbau. Ein förmliches Dinner auf einer Brücke.
    Gordon Ellis taucht auf einigen weiteren Bildern auf, meistens im Hintergrund. Mir fällt ein Foto ins Auge, auf dem im Vordergrund zwei Mädchen tanzen. Dahinter sieht man auf einer Seite Ellis, der ein Mädchen auf dem Sofa küsst und ihren Kopf in seine Richtung wendet. Beide haben den Mund offen, Zentimeter voneinander entfernt, und er sieht aus wie ein Vogel, der Futter in den Schnabel eines Kükens stopfen will.
    Auf dem Glastisch vor ihnen sieht man Blättchen, Filter und Reste verschmierter weißer Linien.

    Ich betrachte das Mädchen auf dem Sofa. Gordons Hut verdeckt beinahe ihr komplettes Gesicht, aber sie hat direkt unterhalb des Halses ein kleines Muttermal auf der Schulter. Ich habe dieses Muttermal geküsst und gespürt, wie ihr Puls plötzlich schneller schlug.
    Annie ruft mich aus der Küche. Ich nehme das Foto mit und schiebe es neben ihren Teller. Sie schaut es an, sagt jedoch nichts. Stattdessen werde ich Zeuge einer seltsamen Verwandlung. Sie steht auf, geht durch den Garten und betrachtet Sträucher und neue Blüten.
    »Man vergisst nicht nur die Partys«, sagt sie. »Viele Dinge aus der Studienzeit lässt man lieber ruhen.«
    »Du küsst Gordon Ellis.«
    »Ich knutsche mit ihm rum, um genau zu sein.«
    »Warum hast du mir das nicht erzählt?«
    »Ich war zwei Mal mit ihm aus. Weiter ist es nicht gegangen. «
    Annie seufzt, und ihre Augen leuchten auf, wie von einem inneren Generator angetrieben.
    »Was ist mit Novak Brennan – wie viel weißt du über ihn?«
    »Er hatte auf dem Campus den Ruf, die Leute mit Stoff zu versorgen.«
    »Mit Stoff?«
    »Hasch. Ecstasy. Speed. Kokain. Novak konnte es besorgen. Er war immer sehr geheimnisvoll. Es hieß, er hätte im Gefängnis gesessen, aber ich weiß nicht, ob das stimmt.«
    Annie nimmt das Foto, zerreißt es und lässt die Schnipsel in den Garten rieseln. Das Gesicht hält sie die ganze Zeit abgewendet.
    »Warum hast du mir das nicht erzählt?«
    »Die Vergangenheit ist vergangen.«
    Die Chemie unserer Unterhaltung hat sich verändert. Annie nimmt ihr Weinglas, ihre Hand zittert leicht. Die Quiches werden kalt.

    »Sienna hat am Freitag einen Selbstmordversuch unternommen. Sie hat eine Überdosis Tabletten geschluckt.«
    Annie reagiert nicht. Im unbarmherzigen Licht der Nachmittagssonne sieht ihre Haut rau und körnig aus.
    »Wird sie durchkommen?«
    »Sie ist außer Lebensgefahr. Bevor sie ins Krankenhaus kam, hat sie mir etwas erzählt, was mich ins Grübeln gebracht hat.«
    »Was denn?«
    »Sie hat gesagt, du hättest sie gefragt, ob sie Gordon Ellis außerhalb der Schule trifft. Das war Ende letzten Jahres.«
    Annie hält einen Moment lang ihr Glas an die Lippen. Über den Rand hinweg treffen sich unsere Blicke.
    »Ich hatte gehört, dass sie für ihn babysittet.«
    »Hattest du einen Verdacht?«
    »Ich hielt es für unangemessen.«
    »Aber du hast weder Siennas Eltern noch der Schule etwas gesagt.«
    »Glaubst du, ich hätte es vertuscht?«, fragt sie scharf.
    »Ich glaube, du wusstest es. Ich glaube, du hast Gordon Ellis geschützt. Ich will wissen, warum.«
    Sie stellt ihr Weinglas ab. Jeder Rest von Freundlichkeit ist verflogen.
    »Es ist Zeit, dass du gehst.«
    »Erklär es mir, Annie.«
    »Geh jetzt oder ich rufe die Polizei.«
    Ich nehme meinen Mantel von der Garderobe im Flur. Annie öffnet mir die Haustür. Ich möchte etwas sagen. Ich möchte sie warnen, Gordon Ellis nicht zu nahe zu kommen, weil alles, was er berührt, anfängt, zu faulen und zu verrotten. Annie packt unvermittelt meine Unterarme und drückt mir einen Kuss auf die Lippen, hart, aber nicht böse.
    »Damit du weißt, was du verpasst«, flüstert sie.

41
    Das Problem mit Geheimnissen und Lügen ist, dass man sie erst voneinander unterscheiden kann, wenn man sie ausgräbt und daran schnuppert. Manche Dinge werden zur sicheren Verwahrung vergraben, andere, um den Geruch zu überdecken; und manche, weil sie toxisch sind und lange brauchen, um sich zu zersetzen.
    Annie Robinson lügt so leicht, wie sie küsst. Ich kann sie noch schmecken, kann noch ihre Augen

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