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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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wissen, wo Sienna zur Schule geht, woher sie Charlie kennt und ob sie Drogen nimmt oder Alkohol trinkt.
    Ich denke an die Anzeige wegen Ladendiebstahls, aber er ist schon beim nächsten Thema.
    »Sind Sie ihr nachgelaufen?«
    »Ich habe sie gesucht.«
    »Haben Sie sie verfolgt?«
    »Nein.«
    Die Tür geht unvermittelt auf, und ein anderer Beamter winkt ihn in den Flur. Sie flüstern, sodass ich nur einzelne Wörter wie »Leiche« und »Detectives« verstehen kann. Irgendetwas Schreckliches ist geschehen.
    Der Constable kehrt zurück und entschuldigt sich. In Kürze wird ein Detective kommen, um mich zu befragen.
    »Kann ich nach Hause gehen.«
    »Noch nicht, Sir.«
    »Was ist mit meiner Kleidung?«
    »Die wird ins Labor gebracht.«

    »Warum?«
    »Wir ermitteln in einem Mordfall.«
    Wer ist ermordet worden? Ihr Freund? Jemand anderes? Der Constable ignoriert meine Fragen und erklärt mir, ich solle auf die Detectives warten. Seine schweren Schuhe quietschen auf dem gewienerten Boden, als er den Flur hinunter durch eine Schwingtür verschwindet, deren Flügel endlos hin und her klappen, bis sie wieder stillstehen.
    Ich blicke auf die Uhr. Es ist schon nach eins. Ich sollte Julianne anrufen und ihr sagen, dass sie sich keine Sorgen machen muss. Ich greife nach meinem Handy und finde keine Tasche. Ich trage einen Krankenhausbademantel. Mein Handy, meine Brieftasche und mein Autoschlüssel waren in meiner Jacke. Durchgeweicht und ruiniert.
    In der Notaufnahme bin ich an einem Münztelefon vorbeigekommen. Ich kann Julianne bitten, mir ein paar trockene Sachen zu bringen.
    Ich stoße die Tür auf und versuche, mich zu erinnern, woher ich gekommen bin. Ein Putzmann wischt den Flur und schiebt seinen Eimer mit dem Fuß vorwärts. Ich will den nassen Boden nicht betreten, also biege ich rechts ab und komme an der Radiologie vorbei.
    Ich bin bestimmt falsch. Ich sollte umkehren. In dem Flur vor mir sitzt ein Polizist auf einem Stuhl. Er ist jung – wahrscheinlich noch ein Hilfsconstable – mit blonden Strähnen im Haar.
    »Ich suche ein Münztelefon.«
    Er zeigt in die Richtung, aus der ich gekommen bin.
    Ich blicke durch eine offene Tür und sehe den Arzt, der mich vorhin untersucht hat. Er steht neben einem Bett, das von einem schwachen Licht beleuchtet wird. Inmitten all der Apparate sieht Sienna aus wie eine moderne Version von Schneewittchen unter einem bösen Fluch. Ein Schlauch schlängelt sich von ihrem linken Arm über das Laken zu einem Beutel mit Flüssigkeit an einem Chromständer.

    »Darf ich mit dem Arzt sprechen?«
    »Wer sind Sie?«, fragt der junge Constable.
    »Ich habe sie hergebracht.«
    Der fette Arzt hört meine Stimme und winkt mich ins Zimmer.
    »Wie geht es ihr?«
    »Sie steht unter Beruhigungsmitteln.«
    Die Müdigkeit seiner Stimme scheint die Energie aus der Luft zu saugen. Ein Monitor piept leise. Er kontrolliert die Anzeige.
    »Sie ist dehydriert und hat leichte Hämatome an den Beinen, aber nichts, was ihren semi-katatonischen Zustand erklären würde. Keine Anzeichen von Kopfverletzungen oder inneren Blutungen. Wir testen sie auf Drogen.«
    Siennas Nasenflügel bewegen sich beim Atmen kaum. Ich betrachte die feinen Äderchen auf ihren Lidern, die flattern, während sie träumt. Es ist das Gesicht eines Kindes am Körper einer Frau.
    Ihre Lippen sind rissig, und sie hat Kratzer am Hals. Ihr Krankenhauskittel ist vom Oberschenkel bis zur Hüfte gerutscht. Ich will ihn herunterziehen, damit sie nicht halbnackt daliegt.
    Die Innenseiten ihrer Unterarme sind von einem Netz weißer Narben überzogen. Sie ist eine Ritzerin. Selbstverstümmelung. Hinter Sienna steckt mehr, als man auf den ersten Blick vermutet, Schichten, die vor der Welt verborgen sind. Vielleicht kratzt sie an ihrer Oberfläche, um herauszufinden, was darunterliegt.
    Wie viel weiß ich wirklich über sie? Sie ist vierzehn, hübsch, hat braune Augen und blasse Haut. Sie mag Coca-Cola, Gummibärchen und Rührei. Radiohead, Russell Brand und gruselige Filme. Sie hat Twilight achtzehn Mal gesehen, ist allergisch gegen Erdnüsse und Simon Cowell und leckt, wenn sie Hefegebäck isst, immer zuerst an der Stelle, wo der Honig durchsickert.

    Sie weiß alles über Boygroups, die Kandidaten bei The X Factor und Robert Pattinson, den sie heiraten will, aber erst nachdem sie um die Welt gereist und eine berühmte Schauspielerin geworden ist.
    Vor einem Jahr kam sie mit einem Pappkarton zu mir. Ihre Katze hatte einen Vogel im Garten erwischt.

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