Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me
Sicherheitsunternehmen und ist häufig unterwegs.
Der Angriff auf Zoe passierte ein halbes Jahr bevor wir in das Dorf gezogen sind, und Liam Baker war bereits der schweren Körperverletzung für schuldig befunden worden, als ich vor der Festsetzung des Strafmaßes gebeten wurde, ein Gutachten zu erstellen. Einige Leute im Dorf waren wütend, dass er nicht direkt ins Gefängnis gekommen ist, aber die meisten waren einfach froh, ihn los zu sein.
Eine halbe Stunde später kommt Julianne und wartet, bis ich mich umgezogen habe.
»Ich habe versucht, Helen zu erreichen«, sagt sie, rückt meinen Kragen zurecht und knöpft die Knöpfe zu, die ich übersehen habe. »Es geht niemand ran.«
»Sie ist wahrscheinlich bei der Arbeit.«
Mein linker Arm und mein Bein zucken unwillkürlich.
»Was ist mit deinen Medikamenten?«
»Zu Hause.«
Sie hält meine Hand, bis sie still ist. »Lass uns hier verschwinden. «
Im Wagen betrachte ich den Sonnenaufgang, die Hügel sind
in Morgennebel gehüllt. Die Fahrt von Bath nach Wellow dauert nur fünfzehn Minuten. Wir leben seit gut drei Jahren in dem Dorf. Es war Juliannes Vorschlag gewesen, aus London wegzuziehen. Billigere Häuser. Gute Schulen. Mehr Platz. Es klang vernünftig. Nachdem wir nicht mehr zusammen sind, erscheint mir die Idee nicht mehr ganz so gut.
Die Einheimischen sind durchaus freundlich. Wir unterhalten uns über Wagendächer hinweg an der Tankstelle und stellen uns in Eric Vailes Laden für Brot und Milch an. Es sind anständige, konservative, zuvorkommende Menschen, aber ich werde nie einer von ihnen sein. Single zu sein hilft auch nicht. In einem kleinen Dorf ist die Ehe der Pass zur Ehrbarkeit. Und mein Visum wurde widerrufen.
Die Sonne ist jetzt ganz über den Horizont gestiegen. Die Häuser von Wellow leuchten wie weiß getüncht und sauber geschrubbt. Es erinnert mich an die Gegend, in der ich aufgewachsen bin — ein Bergarbeiterdorf in den Ausläufern von Snowdonia –, obwohl die Häuser dort nicht weiß getüncht, sondern mit Kohlestaub bedeckt und die Bergarbeiterfamilien alle lungenkrank waren.
»Können wir am Haus der Hegartys vorbeifahren?«
Julianne sieht mich zögernd an, ihr wie mit dem Lineal gezogener Pony streift ihre Augenbraue.
»Es dauert nicht mal eine Minute.«
An der Ecke biegt sie ab und fährt den Bull’s Hill hinunter. Auf der Straße stehen fünf Polizeiwagen, zwei davon Zivilfahrzeuge, die man an den Funkantennen erkennt. Sie parken vor Siennas Haus und versperren beinahe die Durchfahrt. Ich entdecke einen vertraut aussehenden, verrosteten Land Rover. Er gehört Detective Chief Inspector Veronica Cray, Leiterin des Dezernats für Kapitalverbrechen MCIU, der Major Crime Investigation Unit.
Man muss sie zu Hause angerufen und geweckt haben. Es gibt Supermodels, die sich nicht für weniger als zehntausend
Pfund aus dem Bett bemühen. DCI Cray rührt sich erst, wenn jemand tot, geschändet oder vermisst ist.
Juliannes Fingerknöchel am Steuer sind weiß.
»Können wir kurz anhalten?«, frage ich.
»Nein.«
»Ich will wissen, was passiert ist.«
Sie schüttelt den Kopf.
In diesem Moment tritt Ronnie Cray aus dem Haus und zündet sich eine Zigarette an. Durch eine Qualmwolke treffen sich unsere Blicke. Gleichgültig. Unüberrascht.
Dann sind wir an dem Haus vorbei.
»Du hättest anhalten sollen.«
»Misch dich nicht ein, Joe.«
»Aber es geht um Siennas Familie.«
»Die Polizei wird sich darum kümmern.«
Ihre Stimme hat einen scharfen Unterton, einen warnenden. Ich kenne ihn. Wir führen diesen Streit nicht zum ersten Mal. Und ich habe verloren.
Drei Minuten später halten wir vor meinem kleinen Reihenhaus. Der Motor tuckert im Leerlauf. Julianne holt tief Luft.
»Ich lasse Charlie heute nicht in die Schule.«
»Das ist eine gute Idee.«
Mit sanfterer Stimme erklärt sie mir, dass ich ein wenig schlafen und später anrufen soll.
»Mach ich.«
Noch bevor ich die Schlüssel aus der Tasche gezogen habe, höre ich Gunsmoke an der Hintertür jaulen und kratzen. Ich gehe zur Küche durch, schließe die Seitentür auf und trete in den Garten, wo der Labrador vor Freude an mir hochspringt, um meine Beine streicht und meine Hände ableckt.
»Tut mir leid, dass ich nicht nach Hause gekommen bin«, sage ich und streiche über seine Ohren.
Er sieht mich stirnrunzelnd an und rennt dann zum Gartentor.
Die Kaninchen warten. Will ich sie nicht jagen? Nun mach schon.
Zuerst muss ich duschen und meine Tabletten nehmen –
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