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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Gordon Ellis nicht, aber ich weiß, dass seine Verhaftung sich per SMS, Twitter oder Mundpropaganda in der Schule verbreitet haben muss. Sie macht sich einen Toast mit Marmelade zu ihrem Tee.
    »Wie geht’s dir?«
    »Gut.«
    »Möchtest du über irgendwas reden?«
    »Nö.«
    »Bist du sicher?«
    Sie verdreht die Augen und geht nach oben.
    Viertel vor sechs bringe ich die Mädchen nach Hause. Julianne ist schon da. Sie hat geduscht und sich umgezogen und kocht Abendessen. Ihr Haar ist noch feucht.

    »Ich hab dich heute gesehen«, sagt sie. »Was hat Sienna im Gericht gemacht?«
    Ich weiß nicht, wie viel ich ihr erzählen soll. Am besten wohl gar nichts.
    »Ronnie Cray wollte ihr etwas zeigen.«
    »Was?«
    »Das kann ich dir wirklich nicht sagen.«
    Julianne wirft mir einen Blick zu, der mich daran erinnert, wie sehr sie Geheimnisse hasst. Sie schüttelt es ab, weil sie sich ihre gute Laune von mir nicht verderben lassen will.
    »Na, mein Job bei Gericht ist fertig«, sagt sie zufrieden. »Marco hat seine Aussage beendet. Er war fantastisch. Sie haben ihm alles Mögliche an den Kopf geworfen. Sie haben versucht, ihn zu verwirren und hereinzulegen, ihm Lügen nachzuweisen. Es war schrecklich. Ich hoffe, die Geschworenen haben es gemerkt. Ich hoffe, sie hassen den Anwalt dafür.«
    »Er hat seinen Job gemacht.«
    »Verteidige ihn nicht, Joe. Ich weiß, du bist ein Pragmatiker, aber verteidige nicht einen Menschen wie ihn.«
    Sie nimmt mir Emmas Schultasche ab. Ich stehe in der Küche, die plötzlich zu schwanken scheint. Ich taumele zur Seite. Julianne stützt mich, bis ich mich wieder gefangen habe.
    »Alles in Ordnung?«
    »Mir geht es gut. Ich habe nicht geschlafen.«
    Mr. Parkinson wandelt die Gestalt und bringt meine Reaktion auf die Medikamente durcheinander. Die Abstände zwischen den Phasen mit und ohne werden kürzer.
    Julianne schiebt mir einen Stuhl hin und schimpft mit mir, weil ich nicht auf mich achtgebe. Sie setzt den Kessel auf, um Tee zu kochen.
    Um das Thema zu wechseln, erzähle ich ihr von Annie Robinson, wobei ich die Treppe im Auge behalte, um sicherzugehen, dass Charlie nicht mithört. Um sechs Uhr schalten wir den Fernseher an. Die Nachrichten zeigen Gordon Ellis, wie er
vor dem Eingang des Polizeipräsidiums steht und Fragen beantwortet.
    »Ich kann nicht glauben, dass er es wirklich getan hat«, sagt Julianne. »Und ich habe Charlie bei ihm babysitten lassen.«
    »Du konntest es nicht wissen.«
    Als sie sich schüttelt, streift ihre Schulter meine.
    »Kann ich dich was fragen?«, sage ich.
    »Was denn?«
    »Richter Spencer – wie ist er so?«
    Sie mustert mich seltsam. »Wie kommst du jetzt darauf?«
    »Glaubst du, dass er eine der beiden Parteien bevorzugt?«
    »Wieso?«
    »Es ist bloß eine Frage.«
    Sie betrachtet mich kurz und ahnt, dass ich ihr etwas verheimliche.
    »Er ist ein alter Brummbär, aber ich habe den Eindruck, dass er ziemlich fair ist. Er ist sehr nett zu den Geschworenen. Ich glaube, sie tun ihm leid. Es ist ein ziemlich grausamer Fall… allein die Fotos von den verbrannten Leichen.«
    »Hat er irgendwelche Beweise nicht zugelassen?«
    »Die juristischen Auseinandersetzungen bekomme ich nicht mit.«
    »Und was passiert jetzt?«
    »Die Anklage ist fertig. Ab morgen ruft die Verteidigung ihre Zeugen auf.« Julianne dreht den Fernseher leiser. »Ich hoffe bloß, dass diese Kerle verurteilt werden und Marco sein Leben weiterleben kann.«
    »Was hat er vor?«
    »Er möchte nach London gehen. Freunde haben angeboten, ihn bei sich unterzubringen. Sie wollen ihm auch helfen, einen Job zu finden. Er hat sich um einen Studienplatz beworben, aber das ist erst ab Herbst.«
    Wir sitzen einige Momente schweigend da. Julianne zupft eine Fluse von ihrem Pullover.

    »Möchtest du mit uns zu Abend essen?«, fragt sie. »Oder würdest du lieber nach Hause gehen und schlafen?«
    »Nein.«
    Sie steht auf und dreht sich schnell von mir weg, bevor ich zu viel in die Einladung hineindeuten kann. Sie ruft die Mädchen, tischt das Abendessen auf, und wir sitzen zusammen wie eine richtige Familie oder wie die richtigen Familien in der Fernsehwerbung für Fertigsaucen und Tiefkühlgemüse. Es fühlt sich vertraut an. Und es ist das Vertraute, nach dem ich mich sehne.
    Natürlich kann es nicht dauern. Charlie muss noch Hausaufgaben machen, Emma muss ins Bett. Julianne sagt, ich könne Emma eine Geschichte vorlesen, aber ich schlafe mittendrin ein. Eine Stunde später rüttelt Julianne mich wach und

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