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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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zuzufügen. Wenn ein Lehrer zögerte, erklärte man ihm: »Für den Fortgang des Experiments ist es notwendig, dass Sie weitermachen. «
    Die Maschine war natürlich eine Attrappe, aber das wussten die Versuchspersonen nicht. Jedes Mal wenn sie einen neuen Hebel zogen, wurde von einem Tonband ein Stöhnen eingespielt, das bei den höheren Voltzahlen zu Schmerzensschreien wurde und zuletzt verstummte.
    65 Prozent der Teilnehmer zogen einen Hebel, der einem Stromstoß von 450 Volt entsprach und mit dem Warnhinweis »ACHTUNG: TÖDLICH« versehen war.
    Bei der anschließenden Befragung wollte Milgram von den Versuchspersonen wissen, warum sie das getan hatten, und erhielt zur Antwort: Ich habe nur die Anordnungen befolgt. Klingt das bekannt? Durch die Zeiten immer dieselbe Entschuldigung. Der Mann in dem weißen Kittel oder der Uniform wird als legitime Autoritätsperson betrachtet. Jemand, dem man glaubt. Jemand, dem man gehorcht.
    Gunsmoke steht im flachen Wasser am Flussufer, an einem kleinen Strand aus Treibsand. Er trinkt, hechelt und trinkt noch ein bisschen mehr. Ich überquere die Brücke und gehe den Mill Hill hinauf. Der Labrador holt mich ein. Wasser tropft von seinem Kinn, und seine rosafarbene Zunge schwingt hin und her.
    Als ich zu meinem Haus zurückkomme, sehe ich eine junge Frau in einem Rollstuhl. Sie trägt Jeans und einen Pullover, ihr dunkles Haar ist zu einem festen Pferdeschwanz gebunden.
    »Mr. O’Loughlin?«

    »Ja.«
    Sie schirmt ihre Augen mit der Hand ab, dabei ist die Morgensonne gar nicht so grell.
    »Ich bin Zoe Hegarty.«
    Sie sieht älter aus als neunzehn und hat die Augen und die Statur ihrer Mutter.
    »Möchten Sie hereinkommen?«
    Zoe blickt die Straße auf und ab und schüttelt dann den Kopf. »Ich reagiere ein wenig seltsam, wenn ich mit Männern allein bin. Nichts gegen Sie.«
    »Kein Problem.«
    Sie rollt ihren Rollstuhl aus der Sonne und stoppt die Räder an der niedrigen Backsteinmauer vor dem Haus. Sie sucht nach einer Zigarette und zündet sie mit einer entschuldigenden Geste an. »Bei Mum darf ich nicht rauchen. Sie mag es nicht.« Sie wendet den Kopf ab und atmet langsam aus. »Ich habe von Liams Anhörung erfahren. Er wird nicht entlassen.«
    »Diesmal nicht.«
    »Aber er kann es wieder versuchen?«
    »In einem Jahr.«
    Zoe nickt. Ich warte auf mehr. Ihre Hand zittert, als sie den Filter an die Lippen führt.
    »Sienna hat Dad nicht getötet.«
    »Warum erzählen Sie mir das?«
    »Sie können es der Polizei sagen.«
    »Warum machen Sie das nicht selbst?«
    »Das habe ich schon. Ich glaube, sie hören mir nicht zu.«
    Ein Wagen fährt vorbei. Sie betrachtet ihn durch einen Schleier aus Müdigkeit.
    »Erzählen Sie mir von Ihrem Vater.«
    Sie atmet tief durch. »Es war nicht leicht, seine Tochter zu sein.«
    »Inwiefern?«
    »Es war, als würde man in einem arabischen Land leben,
Sperrstunde und Kleidervorschriften, vor zehn zu Hause und nichts, was oberhalb der Knie endet.« Sie hält ihre Finger hoch. »Ich durfte keinen Nagellack tragen und nicht auf Partys gehen. Und wie finden Sie das? Ich durfte nichts Rotes anziehen. Er meinte, nur Huren tragen Rot.«
    »Was hat Ihre Mutter dazu gesagt?«
    Sie zieht die Schultern ein Stück hoch und lässt sie wieder sacken.
    »Mum hat ihn immer entschuldigt. Sie hat gesagt, er sei eben altmodisch.«
    »Glauben Sie, dass das verkehrt von ihm war?«
    »Sie etwa nicht?« Sie wartet meine Antwort nicht ab. »Er hat meine Telefongespräche belauscht, meine Briefe geöffnet, meine Tagebücher gelesen. Ich durfte nicht mit Jungen reden, geschweige denn einen Freund haben. Er dachte, ich würde schwanger werden, Drogen nehmen oder ihm Schande machen.«
    Sie blickt auf ihre Beine. »An dem Abend, an dem Liam mich angegriffen hat, sollte ich gar nicht im Kino sein. Ich habe Daddy angelogen und gesagt, ich würde bei einer Freundin lernen. Nach dem Angriff hat er mich angesehen, als wollte er sagen: ›Hab ich es dir nicht gesagt.‹«
    Ihre Zigarette ist beinahe heruntergebrannt. Sie betrachtet die Glut und beobachtet, wie der letzte Rest Papier verglimmt.
    »Wussten Sie, dass Sienna einen Freund hat?«
    Zoe zuckt die Achseln.
    »Hat sie ihn je erwähnt?«
    »Nein, aber ich habe es mir gedacht.«
    »Warum?«
    »Sie wirkte glücklicher. Sie konnte es mir nicht direkt sagen, weil Daddy auch ihre Telefonate belauscht und ihre E-Mails gelesen hat.«
    »War Sienna sexuell aktiv?«
    Sie zögert kurz, hält etwas zurück. »Das weiß ich wirklich

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