Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
Vom Netzwerk:
genommen ?«, will ich von Constable Dwyer wissen.
    »Das ist das übliche Verfahren. Wir nehmen eine DNA-Probe und die Fingerabdrücke des Verdächtigen.«
    »Sie ist vierzehn.«
    »Das Alter spielt dabei keine Rolle.«
    »Das ist ein Witz!«
    Dwyers freundliche Fassade verschwindet mit einem Wimpernschlag.
»Ich höre niemanden lachen. Ich habe Ihre Tochter überprüft. Das ist nicht das erste Mal, dass sie Ärger hat.«
    Er spricht von dem Ladendiebstahl. Ich will ihm von der Entführung erzählen und davon, wie Charlie mit Klebeband verschnürt durch einen Schlauch atmen musste. Kein Wunder, dass sie in Panik geraten ist, als der Fahrer die Türen verriegelt hat. Aber ich weiß, dass Charlie zuhört, und ich möchte, dass sie ihre Tortur vergisst und nicht immer wieder daran erinnert wird.
    »Beim letzten Mal hat sie eine förmliche Ermahnung bekommen«, sagt Constable Dwyer. »Dieses Mal wird die Angelegenheit an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.«
    Mr. Singh scheint glücklicher. Seine Nase hat aufgehört zu bluten. Ich würde ihm gern noch eine verpassen.
    »Und was passiert jetzt?«
    »Sie erhalten per Post eine Vorladung. Kommt nichts, ist das Verfahren eingestellt.«
    Ich sehe den Fahrer an. »Was ist, wenn ich anbieten würde, Ihre Arztrechnung zu bezahlen … und eine Entschädigung?«
    Sein Kopf wackelt, als er auf seine Nase zeigt.
    Dwyer findet einen Rest seiner vorherigen Wärme wieder. »Vielleicht wird die Sache auch nicht weiterverfolgt, Sir. Und jetzt nehmen Sie Ihre Tochter mit nach Hause.«
    Charlie nimmt ihre Schultasche, und ich fasse Emmas Hand. Wir stoßen die Tür auf, gehen die Treppe hinunter und folgen dem Licht der Laternen zum Wagen. Charlie schlurft, als würde sie statt Büchern Ziegelsteine tragen. Emma ist in ein besorgtes Schweigen verfallen.
    »Warum hast du mich nicht angerufen?«, frage ich.
    Charlie hebt den Kopf nicht. »Gib nicht mir die Schuld. Wenn dieser Wichser nicht so zickig gewesen wäre…«
    »Bitte nicht in dem Ton.«
    Emma ist fix. »Was ist ein Wichser?«
    »Nichts. Ich rede mit Charlie.«

    Eine halbe Meile fahren wir schweigend. Schließlich antwortet Charlie.
    »Ich habe im Krankenhaus angerufen. Sie wollten mir nichts über Sienna sagen.«
    »Und da hast du beschlossen, ins Taxi zu steigen.«
    »Ich wusste nicht, dass es so teuer werden würde.«
    Charlie ist zu neuem Leben erwacht, sie bringt ihre Argumente ins Feld, verteidigt sich.
    »In der Schule werden alle möglichen Geschichten erzählt. Manche sagen, Sienna hätte ihren Vater ermordet, sie wäre verhaftet worden und hätte versucht, sich umzubringen.«
    »Wir wissen noch nicht, was passiert ist.«
    Sie atmet tief ein. »Ich habe Sienna gesehen, als sie zu unserem Haus gekommen ist. Sie war voller Blut.«
    Emma hört auf ihrem Kindersitz aufmerksam zu. Wie viel versteht sie?
    »Ich glaube, wir sollten nicht jetzt darüber reden.«
    Charlie lässt nicht locker. »Du behandelst mich wie ein Kind.«
    »Vielleicht weil du dich wie eins benimmst. Du bist festgenommen worden. Weiß Gott, was deine Mutter dazu sagen wird.«
    »Erzähl es ihr nicht!«
    »Zu spät! Sie hat mich angerufen.«
    Charlie stöhnt. »Jetzt wird sie wieder ganz traurig und sieht mich tagelang an wie ein Seehundbaby, das mit einem Knüppel erschlagen werden soll.«
    »So schlimm ist sie auch wieder nicht.«
    »Ist sie doch. Sie ist auch so schon oft genug traurig.«
    Ist sie traurig?
    Julianne steht in der Haustür, als ich den Wagen parke. Sie breitet für Emma die Arme aus, die den Pfad zum Haus hinaufläuft. Charlie braucht länger, um ihre Tasche vom Rücksitz zu nehmen und die Wagentür zu öffnen.

    »Wir müssen trotzdem noch reden.«
    »Wenn du meinst.«
    Wie ich diesen Satz hasse – »wenn du meinst«. Sie erklärt mir, dass ich nichts verstehe und nie etwas verstehen werde. Ich bin zu alt. Ich bin zu dumm. Ich habe keinen Geschmack, was Klamotten, Musik oder Freunde betrifft. Ich beherrsche nicht die richtige Sprache, um mit ihr zu reden. Ich habe nicht dieselben Ängste und Träume wie sie.
    Ich stecke irgendwo auf halber Strecke fest, unsicher, ob ich Charlie ein Vater oder ein Freund sein soll, wohl wissend, dass nicht beides geht.
    Im Augenblick kommt sie mir vor wie eine nach Unabhängigkeit strebende Teilrepublik, die eine eigene Regierung, eigene Gesetze und einen eigenen Haushalt will. Wenn ich versuche, einen Konflikt zu vermeiden, und mich für Diplomatie statt Feindseligkeiten entscheide, zieht sie ihre

Weitere Kostenlose Bücher