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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Minimum an Aufwand erledigen.
    Siennas Haar, mit dem sie sich sonst so viel Mühe gibt, ist ungewaschen, ihre Fingernägel sind bis aufs Bett abgekaut. Felicity flüstert ihr etwas Aufmunterndes zu, aber Sienna hört offenbar nicht hin. Sie spielt mit dem Saum ihres Jeansrocks. Mir fällt die Narbe über ihrem Knie auf.
    »Wie ist das passiert?«, frage ich.
    »Das war an meinem zwölften Geburtstag. Ich bin von einem Baum gefallen.«
    »War das Bein gebrochen?«
    »Dreifach. An den Sturz kann ich mich nicht erinnern. Es war auf dem Schulhof.«
    »In Shepparton Park?«
    »Ja. Malcolm Hogbin hat gesagt, ich würde mich nicht trauen, auf einen Baum zu klettern. Er war schon das ganze Jahr über gemein zu mir und hat Graffiti auf meinen Spind gesprüht. «
    »Also hast du die Herausforderung angenommen?«
    »Ziemlich dumm, was?«

    Sie knibbelt an ihren Fingernägeln.
    Felicity beugt sich näher und flüstert. »Dir ist klar, was heute geschieht? Die Anklage wird verlesen, und dann wird dein Anwalt einen Antrag auf Haftentlassung gegen Kaution stellen. Vielleicht hat der Richter einige Fragen an dich. Du musst mit erhobenem Kopf antworten und deutlich sprechen.«
    »Dann kann ich nach Hause gehen?«
    »Das muss das Gericht entscheiden.«
    »Aber ich will nach Hause.«
    »Mr. D’Angelo wird mit dem Gericht reden.«
    »Aber ich will nicht mehr da hin, wo ich bis jetzt war.«
    »Mal sehen.«
    Sienna sieht mich hilfesuchend an. Ihr ganzer Körper zuckt zusammen, als ein Gerichtsdiener ihren Namen ruft. Sie hält sich den Bauch, als müsse sie sich übergeben. Ich fasse ihren Arm und führe sie in den Raum, der eher an ein Büro als an einen Gerichtssaal erinnert. Richtertische, Bänke und Stühle sind alle auf einer Ebene, eine Wand wird von einem großen Flachbildfernseher beherrscht, gegenüber hängt ein Wappen.
    Helen Hegarty sitzt in der ersten Reihe neben Lance. Zoes Rollstuhl versperrt einen Teil des Mittelgangs. Sienna winkt ihr zu und lächelt. Drei Richter in Zivil sitzen nebeneinander an einem großen Eichentisch, zwei Frauen und ein Mann, die eher aussehen wie Bibliothekare.
    Sienna nimmt neben ihrem Verteidiger Mr. D’Angelo Platz, der offenbar jeden hier kennt und mit der Anklägerin und dem Gerichtsdiener plaudert, als würden sie sich über ihre Pläne fürs Wochenende austauschen.
    Die Anklage wird verlesen. Ray Hegartys voller Name sowie Zeit, Datum und Ort seines Todes werden genannt. Bei dem Wort »ermordet« entweicht Helen, die irgendwo hinter mir sitzt, ein Schluchzen. Sienna scheint unter dem Blick der Richter zu schrumpfen. Ich muss die ganze Zeit an Alice im Wunderland denken, die die Herzkönigin trifft.

    »Dein Name ist Sienna Jane Hegarty?«
    Sie nickt.
    »Geboren am 12. September 1995?«
    »Ja.«
    »Und du lebst zu Hause bei deiner Mutter?«
    »Das ist richtig.«
    »Hast du die Anklage verstanden?«
    »Ja.«
    »Du kannst dich jetzt wieder setzen.«
    Dann bringen die beiden Juristen ihre Argumente für und gegen eine Freilassung auf Kaution vor. Die Anklägerin trägt knallroten Lippenstift und langweilige Kleider. Sie möchte, dass Sienna wegen ihrer Vorgeschichte von »Selbstverletzung« in »sicherer Unterbringung« bleibt. Mr. D’Angelo meint, sie sollte wegen ihres Alters und mangelnder aktenkundiger Auffälligkeiten nach Hause zurückkehren dürfen. Siennas Kopf bewegt sich hin und her, als würde sie zusehen, wie ein Ball über ein Netz geschlagen wird.
    Der männliche Richter sitzt in der Mitte. Seine Haut hat die Farbe von Kitt, und beim Sprechen geht sein Atem pfeifend.
    »Möchtest du wieder zur Schule gehen, Sienna?«, fragt er.
    » Ja, Sir.«
    »Was sind deine Lieblingsfächer?«
    »Englisch und Theater.«
    »Was würdest du tun, wenn du nicht zur Schule zurückkehren dürfest?«
    Sienna zuckt die Achseln. »Was immer man mir sagt.«
    Der Richter lächelt.
    »Hilfst du deiner Mutter manchmal zu Hause?«, fragt die Richterin zur Rechten.
    »Manchmal.«
    »Kochst du auch?«
    » Eigentlich nicht.«

    Die Richterin blickt auf ein Papier in ihrer Hand. »Dir wird ein schweres Verbrechen vorgeworfen, Sienna.«
    »Ich war es nicht.«
    »Das zu besprechen, sind wir heute nicht hier.«
    »Aber ich habe nichts …«
    Mr. D’Angelo legt eine Hand auf Siennas Schulter, und sie zuckt zusammen, als hätte sie sich verbrannt. »Du musst nichts sagen«, erklärt er ihr.
    »Aber ich will, dass sie es wissen.«
    »Das passiert bei einem anderen Termin.«
    »Warum nicht heute?«
    Die Richter

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