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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Alarmglocken. Zwanzig Minuten später erklärte mir ein Anwalt mit sonorer Stimme ausgesucht höflich, dass ich mich verpissen soll.
    Laut Schuljahrbuch ist Natasha in der neunten Klasse abgegangen, Gordon Ellis hat ein Jahr später die Stelle gewechselt. Bei der Eheschließung hat sie ihr Alter mit neunzehn angegeben, aber laut ihrer offiziellen Geburtsurkunde ist sie drei Jahre jünger.«
    »Wie alt ist sie jetzt?«
    »Offiziell ist sie gerade erst achtzehn geworden.«
    »Vielleicht sind sie zusammengekommen, nachdem sie die Schule verlassen hatte«, sage ich.
    »Okay, aber warum ist auf der Heiratsurkunde ein falsches Alter für Natasha angegeben?«
    Ich erinnere mich an meine Begegnung mit Natasha vor der Schule. Sie hat ihren Sohn Billy abgeholt, der so alt ist wie Emma.
    »Aber sie hat einen Sohn«, sage ich.
    »Es ist nicht ihrer«, erwidert Ruiz. »Und da wird die Sache richtig interessant.«

    Er wischt seinen Teller mit einer halben Scheibe Toast blank, die er in zwei Bissen verschlingt, bevor er seinen Tee austrinkt. Dann nimmt er fünfzehn Pfund aus seiner Brieftasche und legt sie auf den Tisch.
    »Du hast mir immer noch nicht erzählt, was ich hier mache.«
    »Wir besuchen eine Familie. Die Regans. Sie wohnen nicht weit entfernt.«
    »Und warum treffe ich die Regans?«
    »Sie haben eine Tochter namens Carolinda, die mit Gordon Ellis verheiratet war. «
    »Er war schon mal verheiratet?«
    »Genau.«
    »Geschieden?«
    »Nicht direkt.«
    »Was dann?«
    »Laut Gordon Ellis hat Caro ihre Koffer gepackt und ist abgehauen. So was kommt ständig vor. Manche Leute mögen einfach nicht jeden Morgen beim Aufwachen dasselbe alte Gesicht auf dem Kopfkissen neben sich sehen. Tagaus, tagein. Es deprimiert sie ohne Ende.«
    »Du bist so romantisch. Und warum ist sie abgehauen?«
    »Sie hat sich, wieder laut Ellis, in die Arme eines Liebhabers geflüchtet, den allerdings kein Mensch je gesehen hat.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Seitdem wird Caro vermisst. Sie hat keinen Kontakt zu ihrer Familie aufgenommen und ihr Konto nicht angerührt. Sie hat weder eine Kreditkarte benutzt noch Sozialhilfe beantragt noch einen Arzt aufgesucht noch einen Strafzettel für zu schnelles Fahren kassiert noch eine Steuererklärung abgegeben und ist auch nicht außer Landes gereist. Sie hat ihrem Kind keine Weihnachts- und keine Geburtstagskarte geschickt. Die Polizei von Edinburgh hat Ermittlungen aufgenommen, die jedoch im Sande verlaufen sind. Es gab keinen Beweis dafür, dass Caro tot ist, und auch keinen Hinweis darauf, dass ein Verbrechen vorliegt.«
    Ruiz muss die Konsequenzen nicht ausführen. Ständig verschwinden irgendwo Menschen. Hausfrauen, die mit den Kräften am Ende sind, nehmen das Haushaltsgeld und ein Taxi zum nächsten Bahnhof. Geschlagene Ehefrauen fliehen vor der Brutalität. Kinder fliehen vor dem Missbrauch. Zwielichtige Geschäftsleute fliehen vor Gläubigern. Verbrecher ändern ihren Namen und kaufen sich Villen an der Costa del Sol.
    Ruiz redet beim Gehen. Wir laufen im Zickzack durch enge Gassen und Straßen, vorbei an historischen Gasthäusern, Touristenhotels und Läden mit Postkartenständern und Regalen voller Andenken.
    Gordon Freeman (jetzt Ellis) wurde 1974 in Glasgow als Sohn eines Porträtmalers und einer Krankenschwester geboren. Sein Vater starb an Lungenkrebs, als Gordon vierzehn war. Er zog mit seiner Mutter nach Edinburgh, wo er in vier Jahren sechs verschiedene Schulen besuchte.
    Nach dem Abitur studierte er Schauspiel und Regie an der Keele University und spielte einige kleinere Fernseh- und Theaterrollen, bevor er Lehrer wurde. Er ließ sich in Edinburgh nieder und heiratete ein einheimisches Mädchen. Er war attraktiv, beliebt und geachtet. Und dann passierte irgendetwas.
    Ruiz ist vor einem großen, schiefergrauen, in mehrere Wohnungen unterteilten Haus stehen geblieben, das so unvermittelt auf unserem Weg aufragt, dass es aussieht, als würde es sich über die Straße lehnen.
    »Da wären wir«, sagt er und drückt auf den Knopf der Gegensprechanlage.
    Eine Frau antwortet, und die Haustür öffnet sich automatisch. Als wir die Treppe hinaufsteigen, wird weiter oben eine Wohnungstür geöffnet. Sie erwartet uns auf dem Treppenabsatz – eine kräftige Frau in einem geblümten Kleid und einer Strickjacke.
    Philippa Regan wischt sich die Hände an ihrem Kleid ab. Ihr kupferfarben schimmerndes Haar ist ein Chaos fester, dauergewellter
Locken, die zu der Farbe ihrer rotgeränderten Augen passen.

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