Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)
Ursula. Darunter: 1966 .
Vermutlich ein Paar. Die Getötete war zwischen fünfunddreißig und fünfzig Jahre alt, war also etwa zwischen 1960 und 1975 geboren. Heinz und Ursula konnten die Eltern der Frau sein. 1966 hatten sie möglicherweise geheiratet.
Vielleicht gehörte die Kette aber auch dem Täter. Sie am Fundort zurückzulassen wäre ein grober Fehler gewesen, den sie dem Mann, der sich hinter dem »Künstler« verbarg, eigentlich nicht zutraute. Ausgeschlossen war es jedoch nicht.
Immerhin hatten sie jetzt einen Anhaltspunkt.
Es war die Art Kette, die man normalerweise nur selten ablegte. Also bestanden gute Chancen, dass sie das Opfer identifizieren konnten, falls der Anhänger der Toten gehört hatte und die Frau als vermisst gemeldet worden war. Zwei Vornamen und eine Jahreszahl genügten, um eine weitere Suche anstoßen zu können, auch über die Grenzen von Lemanshain hinaus.
Jennifer rief bei Grohmann an, erreichte jedoch nur seinen Anrufbeantworter. Er hatte am Abend zuvor irgendeinen Termin erwähnt. Sie hinterließ ihm eine kurze Nachricht mit der Information, dass sie eine Spur hatte, die womöglich zur Identifizierung der Leiche beitragen könnte.
Die nächste Stunde verbrachte Jennifer damit, alle Informationen, die sie über das Opfer hatten, in den Computer einzuspeisen, um sie mit den gemeldeten Vermissten in Lemanshain abzugleichen. Für den Vorgang würde das schwerfällige Programm vermutlich mindestens den Rest des Vormittages benötigen.
Anschließend rief Jennifer beim Standesamt an und bat um Informationen zu Personen mit den Namen Heinz und Ursula, die entweder 1966 geheiratet hatten, geboren oder verstorben waren. Beim Einwohnermeldeamt ließ sie dann noch auf gut Glück überprüfen, ob in Lemanshain ein Heinz und eine Ursula unter irgendeiner Adresse gemeinsam gemeldet waren.
Danach ging sie ihre Mails durch, erledigte ein paar Formalitäten zu anderen Fällen und kümmerte sich um die Formulare, auf denen Meurer für die Obduktion und die Freigabe der Überreste ihre Unterschrift brauchte und die mit dem zweiten Schwung Post gekommen waren.
Das Einwohnermeldeamt meldete sich kurz vor ein Uhr, als das Programm bereits zweimal abgestürzt war und einen Neustart ihres Rechners erfordert hatte. In ganz Lemanshain gab es keine zwei Personen mit den Namen Ursula und Heinz, die zusammenlebten. Nur in einem Altenheim fanden sich eine Ursula und zwei Männer namens Heinz, die aber offensichtlich nichts miteinander zu tun hatten.
Jennifer versuchte, Marcel zu erreichen. Sein Handy war ausgeschaltet.
Zwei Stunden später dieselbe Nachricht vom Standesamt. Nichts gefunden.
Sie wollte gerade bei Marcel zu Hause anrufen, in der Hoffnung, dass sie seiner Frau irgendeine hilfreiche Information über seinen Verbleib entlocken konnte, als ein willkommener Ton sie endlich darauf hinwies, dass die Suche nach möglichen Übereinstimmungen mit vermissten Personen abgeschlossen war.
Insgesamt dreizehn Treffer. Theoretisch hätte jede dieser Frauen das Opfer sein können, das der Mörder zerstückelt und in einer Grube im Wald versenkt hatte.
Jennifer ging die Einträge sorgfältig durch und stieß einen freudigen Seufzer aus, als sie beim achten Vermisstenfall den Vermerk zu einer Kette mit einem Anhänger entdeckte.
Die Frau war Anfang März von ihrer Tochter vermisst gemeldet worden. Die Tochter hatte angegeben, dass ihre Mutter immer ein Amulett getragen hatte. Sie wusste, dass zwei Namen darauf standen, hatte jedoch keine Ahnung, was sie bedeuteten.
Ihr Opfer hatte einen Namen.
Katharina Seydel.
Jennifer jubilierte innerlich.
Sie bemerkte erst, dass sie ihre Freude über diesen Erfolg mit einem lautstarken »Ja!« unterstrichen hatte, als sie Oliver Grohmann in der Tür stehen und sie schief angrinsen sah.
5
»Garten Eden«, wo die Tochter von Katharina Seydel wohnte, war streng genommen weder eine Siedlung noch ein Stadtteil von Lemanshain.
Ursprünglich eine Mischung aus Kleingartenkolonie und beschaulichem Campingplatz hatte sich das Gelände in den letzten Jahrzehnten zum Auffangbecken und Zufluchtsort für all jene gewandelt, die sich keine Wohnung leisten konnten, jedoch immer noch genug aufbrachten, um nicht unter der nächsten Brücke zu landen.
»Garten Eden« bestand aus einem bunten Sammelsurium aus Hütten, Wohnwagen und Zelten, dessen durchschnittliches Erscheinungsbild sich irgendwo zwischen gepflegt und heruntergekommen eingependelt hatte. Derzeit lebten hier gut
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