Todeszorn: Thriller (German Edition)
Organisationen nicht«, begann Webb. »W ir alle haben das gleiche Ziel, also können wir die Karten auch auf den Tisch legen.«
»N ur zu.« Hunter nickte zustimmend.
Webb schob eine Akte, die vor ihm auf dem Tisch lag, zu Hunter hinüber.
»V or ungefähr einem Jahr sind wir auf Seth Raines aufmerksam geworden«, sagte Webb, während Hunter die Akte aufschlug. »E r war Sergeant bei den Marines. Erste Aufklärungsdivision. Das wird Ihnen etwas sagen, Mr. Cahill, nicht wahr?«
Cahill nickte.
»G egen Ende seines Einsatzes in Afghanistan geriet er in der Provinz Helmand in einen Hinterhalt. Das Fahrzeug, in dem er unterwegs war, fuhr auf eine Bodenmine und geriet anschließend unter schweren Beschuss von feindlichen Heckenschützen.«
Hunter blätterte in der Mappe, bis er auf ein Foto von Raines stieß. Cahill beugte sich zu ihm hinüber, um ebenfalls einen Blick darauf zu werfen. Es zeigte einen Mann in typischer Militärpose: aufrecht und ernst. Raines hatte ein geradezu grotesk kantiges Kinn und auffallend dunkle Augen. Unter seinem Hemdkragen krochen Tätowierungen hervor.
»T ote?«, fragte Cahill.
»V ier, darunter auch eine britische Armeeangehörige. Mehrere Verwundete.«
»U nd Raines?«
»E r hat einen Schuss durchs Bein abbekommen. Er und einer seiner Männer, Matthew Horn, gehörten zu einer kleinen Eskorte, die die Vernichtung einer Opiumplantage überwacht hatte und sich auf dem Rückweg in ihr Lager befand, als es sie erwischte. Den offiziellen Berichten nach gab es einen heftigen Schusswechsel. Raines und ein britischer Soldat«, Webb schlug eine weitere Akte auf und fuhr mit dem Finger über die Zeilen eines Berichtes, »C orporal Andrew Johnson von der Royal Military Police, beide haben sich durch besondere Tapferkeit ausgezeichnet. Sie sollen mehrere Leben gerettet haben. Johnson erlitt eine Schussverletzung am Kopf. Er hat zwar überlebt, musste aber aus dem Dienst entlassen werden. Wurde emotional instabil, neigte zu Gewalttätigkeit. Bei einer Auseinandersetzung hat er ein paar Zivilisten übel zugesetzt.« Er tippte mit dem Finger auf den in der Mappe eingehefteten Bericht.
»U nd was ist mit Raines schiefgelaufen?«, fragte Hunter.
»S ein Untergebener, Matthew Horn, zog sich schwerste Verwundungen zu. Ihm mussten beide Beine amputiert werden. Selbst als er wieder in der Heimat war, hat er noch ziemlich stark im Krankenhaus gelitten. Wegen Infektionen. Hat gerade mal so überlebt.«
»W as war mit Raines’ Verletzungen?«
»D avon hat er sich recht rasch wieder erholt.«
»U nd psychisch?«
»W enn man das auch von seiner Psyche sagen könnte, wären wir wohl nicht hier.«
»E rzählen Sie weiter.«
»R aines wird aus dem Krankenhaus entlassen, fängt aber an, sich lautstark über Horns Behandlung zu beschweren. Einmal hat er in der Klinik alles kurz und klein geschlagen und ist dafür in den Bau gewandert. Dann fing er an, Leuten Briefe zu schreiben. Ungefähr zu der Zeit, als es Horn besonders schlecht ging, enthielten diese Briefe auch versteckte Drohungen.«
»Z um Beispiel?«
»D ass dieses Land seinen Verpflichtungen gegenüber seinen Soldaten nicht nachkäme und jemand dafür bezahlen würde. Nichts allzu Konkretes.«
»U nd da haben Sie sich eingeschaltet?«
»J a«, antwortete Grange. »W ir nehmen solche Drohungen sehr ernst.«
»G lauben Sie, dass Raines im Gefängnis durchgedreht ist?«, wollte Cahill von Grange wissen.
»K ann sein. Wer weiß das schon?«
Cahill konnte sich nicht wirklich für Cooper Grange erwärmen.
»J edenfalls«, fuhr Webb fort, »h aben wir ein paar unserer Leute losgeschickt, damit die mit Raines und seiner Exfrau reden. Er ist auf die Fragen kaum eingegangen. Hat sie mehr oder weniger ignoriert.«
»U nd anschließend hat er angefangen Waffen zu horten und ist ausgestiegen?«, fragte Cahill.
»R ichtig. Und es sieht so aus, als hätte er einige gleichgesinnte Veteranen um sich geschart.«
»A ber wie ist Tim Stark in all das hineingeraten? Damals war er ja noch beim Secret Service.«
»W ir wollten heimlich jemanden in die Gruppe einschleusen und brauchten dafür jemanden mit einer Geschichte, die einer Überprüfung standhalten würde«, sagte Grange. »J emanden, der eine regierungsfeindliche Story erzählen konnte. Stark hatte sich wieder für den Dienst beim FBI beworben, also erschien es uns vor diesem Hintergrund naheliegend, es so aussehen zu lassen, als wäre er vom Secret Service entlassen worden, was der Grund für
Weitere Kostenlose Bücher