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Todfeinde

Todfeinde

Titel: Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
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gibt. Um ihn im Gelände begleiten zu dürfen, musste ich gegenüber der Jagd- und Fischereibehörde schriftlich erklären, den Staat nicht auf Schadensersatz zu verklagen, falls mich ein Pferd abwerfen oder ein Bär mir ins Bein beißen sollte.«
    »Sie sind mit Will losgezogen?« Joes Stimme klang dringlicher als ihm lieb war.
    » Losziehen würde ich das nicht nennen. Ich habe ihn mehrmals bei Wapitizählungen begleitet, und einmal haben wir ein Lager der Jagdführer inspiziert. Ich fand das herrlich.«
    Joe glaubte, noch stärker zu erröten als vorhin – falls das überhaupt möglich war.
    »Ich mochte das Echte daran, das Raue, die Gefahr. Ich bin authentizitätssüchtig, wenn Sie so wollen.«
    Joe schluckte und sah sie an. »Ich hab Sie beim Trauergottesdienst gesehen.«
    Sie nickte.
    »Dann kannten Sie ihn also gut? Waren Sie und Will … «
    »Ja, Joe, das waren wir.«
    Er versuchte, sich die beiden zusammen vorzustellen, doch vor seinem inneren Auge erschien allein Stella. Unverhofft brandete das Gefühl von Eifersucht in ihm auf.
    Sie verschränkte die Arme. »Ich habe ihn bewundert. Er war echt und strahlte – anders als die meisten Menschen – Ehrlichkeit und Würde aus. Er war aufrichtig und anspruchslos. Die Leute haben seine Ernsthaftigkeit als Mangel an Intelligenz missdeutet, und das war tragisch. Ich hatte großen Respekt vor ihm. Sie erinnern mich an ihn.«
    Joe wusste nicht, ob er ihr das abkaufen sollte, doch sie schien es ernst zu meinen. »Obwohl Ihr Gatte keinen Respekt vor ihm hatte?«, fragte er. Ihren letzten Satz überging er absichtlich.
    »Ob Sie’s glauben oder nicht: Wir denken vollkommen verschieden, und das ärgert Don sehr. Eigentlich fände er es besser, wenn ich gar nicht nachdächte und ihn nur kritiklos bewundern würde.«
    Joe bewegte sich auf dünnem Eis und suchte nach einem Weg, es zu verlassen.
    »Was meinen Sie: Warum hat Will sich umgebracht?«
    Sie schaute ihn lange an und schürzte die Lippen. Einmal mehr ertappte er sich dabei, auf ihren Mund zu starren.
    »Vielleicht mochte er nicht, was aus ihm geworden war«, erwiderte sie vage.
    »Soll heißen?«
    »Dass ich mir überlegen muss, was ich Ihnen anvertraue und was nicht.«
    »Ich würde es sehr gern wissen.«
    »Sie fahren jetzt besser«, sagte sie und deutete ein Winken an.
    Joe nestelte eine Visitenkarte aus seiner Brusttasche, und Stella schob sie eilig und möglichst unauffällig in die Hosentasche. Er warf einen Seitenblick auf das Gebäude und sah Don an der Glastür stehen und ihn und seine Frau beobachten.
    Ob Stella ihn bemerkt hatte? Ob es sie kümmerte?
    »Sie haben es auch gespürt?«, fragte sie. »Als wir uns begegneten?«
    Er wusste genau, was sie meinte, tat aber irritiert. Sie lächelte. »Dacht ich’s mir doch.«
    Er verließ den Parkplatz und hielt auf den sonnendurchfluteten Wald zu. Bevor die Straße eine Kurve machte, riskierte er einen letzten Blick in den Rückspiegel. Sie stand an ihrem Wagen und öffnete die Fahrertür, sah sich dabei aber nach ihm um.
    »Marybeth!«, hörte er sich ins Handy rufen.
    »Joe, warum rufst du jetzt an?« Sie klang verärgert, und ihre Stimme war ein lautes Flüstern. »Ich stecke mitten in der Rechnungsprüfung bei Barrett, von der ich dir erzählt habe. Wenn es kein Notfall ist, kann ich jetzt nicht mit dir reden.«
    War es das? Ja! »Nein, kein Notfall.«
    »Dann melde dich heute Abend, wie verabredet.«
    »Gut.«
    »Joe, alles in Ordnung?«
    »Bestens.« Seine Antwort fühlte sich an wie eine Lüge.

20. KAPITEL
    Bud Barnum wurde langsam ungeduldig. Es war nun schon eine Woche vergangen, seit Randan Bello in Stockman’s Bar gekommen war, und der Ex-Sheriff fragte sich allmählich, ob Bello ihn mied. Er wusste, dass der groß gewachsene Mann sich nach wie vor in der Stadt aufhielt. Tubby Reeves, der den Schießstand des Landkreises betreute, hatte ihm berichtet, Bello habe am Vortag aus jedem seiner Gewehre – wirklich feinen Waffen – über hundert Schuss abgefeuert und Zielscheibe für Zielscheibe aus vierhundert Schritt Entfernung (der größtmöglichen Distanz) durchsiebt; zudem besitze er drei Handfeuerwaffen: einen großkalibrigen Revolver, eine halbautomatische Pistole mit Vierzehn-Schuss-Magazin für mittlere Entfernungen und eine kleine .25er, die er am Fußgelenk trage.
    »Noch Kaffee?«, fragte Timberman und kam mit der Kanne auf ihn zu.
    »Schon fast Umstellzeit«, brummte Barnum und legte die Hand auf die Tasse.
    »Offenbar von Tag zu Tag

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