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Todfeinde

Todfeinde

Titel: Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
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eher«, brummte der Barkeeper.
    »Nett, dass Sie Ihre Meinung dazu kundtun.«
    Bello hatte sich im Holiday Inn am Stadtrand einquartiert. Die Rezeptionistin, eine korpulente Frau namens Sharon, hatte Barnum mal rangelassen und empfand noch immer etwas für ihn. Sie erzählte ihm nur zu gerne, was er wissen wollte. Demnach verließ Bello sein Zimmer jeden Morgen in aller Frühe und kehrte nicht vor Einbruch der Dunkelheit zurück. Er sei ein angenehmer Gast und »pflegeleicht«, was heißen sollte, dass er leise war, nicht viele Handtücher brauchte, Ordnung hielt und dem Zimmermädchen – meist also Sharon – zwei Dollar auf die Kommode legte. Er hatte für sieben Tage im Voraus bar bezahlt, ihr aber gesagt, er bleibe bis zu drei Wochen. Wenn er das Hotel verließ, hatte er Gewehrkoffer, Aktentasche und einen schweren Matchbeutel dabei. Nur seine Kleidung und einige Bücher über Falknerei ließ er im Zimmer.
    Dem Ex-Sheriff war klar, was Randan Bello tat, wenn er nicht auf dem Schießstand war: Er spähte die Gegend aus, wie es sich für einen Jäger gehörte.
    Vorhin, beim Kaffee in der Morgenrunde, wäre Barnum beinahe damit herausgeplatzt. Der Bürgermeister hatte langatmig über die mögliche Überführung von Flussgrundstücken in städtisches Eigentum doziert, Guy Allen hatte festgestellt, in Yuma sei es fünfunddreißig Grad heiß, und ein Viehzüchter hatte gemeckert, die Rindfleischpreise seien wegen eines weiteren BSE -Falls in Alberta erneut gefallen. Sie hatten das Gleiche wie am Vortag und am Vorvortag durchgekaut. Barnum hätte sich am liebsten vorgebeugt, die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und gesagt: » Es wird einen Mord geben. « Doch er hatte sich zurückgehalten und gedacht, statt das Verbrechen anzukündigen, würde er ihnen hinterher erzählen, dass er es die ganze Zeit hatte kommen sehen. Die Geschichte genüsslich auszubreiten würde eine größere Wirkung erzielen. Er würde berichten, wie er die Details zusammengefügt, die Bluttat aber nicht habe verhindern können, weil die Bürger von Twelve Sleep County ihn in ihrer unendlichen Weisheit abgewählt und durch einen eitlen Schwachkopf ersetzt hatten.

21. KAPITEL
    Mary Seels sah vom Tresen auf, als Joe am Dienstagmorgen mit der Aktentasche in der einen und den Gutfleischunterlagen in der anderen Hand ins Foyer kam. »Sie sollten Ihren Wagen auf Wills Platz hinterm Haus parken«, sagte sie streng. »Schließlich sind Sie kein Besucher.«
    »Gut«, erwiderte er kleinlaut, ging die Treppe zum Büro hinauf, blieb oben auf dem Absatz stehen und sah zu ihr hinunter. Sie war so tief über ihre Unterlagen gebeugt, als drückte eine Rüstung sie nieder. Er wollte sie dazu befragen, was sie ihm am Vortag zu erzählen begonnen hatte.
    »Mary … «
    »Nicht jetzt «, knurrte sie.
    Joe setzte sich an den Schreibtisch und ließ den Blick durchs Büro schweifen. Heute fühlte er sich viel besser. Er hatte endlich mit Marybeth gesprochen und erstmals seit drei Tagen wieder durchgeschlafen (von dem Traum mit Stella Ennis einmal abgesehen, der ihn erregte und beschämte, wann immer er ihn sich vergegenwärtigte).
    Er blätterte in Wills Notizbüchern, ohne zu wissen, wonach er eigentlich suchte. Im Posteingang lagen ungeöffnete Briefe. Die riesige topografische Karte an der Wand hatte etwas Erdrückendes, und die Reißzwecken, die die Lager der Jagdführer markierten, erinnerten an ein geöffnetes Perlenhalsband. Ich muss da hoch, sagte er sich. Doch es gab noch anderes zu tun. Er rieb sich Gesicht und Augen. Wo, zum Henker, fang ich an?
    Doch während er auf die Notizbücher, die Akten und die Landkarte an der Wand starrte, konnte er an nichts anderes als an Stella Ennis und seinen Traum denken. Er konnte verstehen, warum jemand ein Lied über sie geschrieben hatte. Er fühlte sich zweifellos zu ihr hingezogen – oder besser gesagt, er war hingerissen . Wie eine Gewitterwolke brauten sich dunkle Schuldgefühle über den Bergen zusammen.
    Er musste auf andere Gedanken kommen und sich mit etwas der Lage Angemessenem befassen.
    Und glücklicherweise war da tatsächlich noch etwas, das ihm zu schaffen machte: eine hingeworfene Bemerkung des Sheriffs, die Joe ein wenig seltsam vorgekommen war. Er hatte nicht mehr daran gedacht, doch sie war ihm wieder eingefallen, als er am Vorabend mit Marybeth telefoniert hatte.
    Er rief bei Tassell an.
    »Welcher Rechtsmediziner wurde zu Will Jensen gerufen?«
    Der Sheriff seufzte. »Ich stecke im Moment wieder mitten

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