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Todfeinde

Todfeinde

Titel: Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
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noch immer nervös.
    »Wie du meinst.« Verärgert machte Sheridan auf dem Absatz kehrt und ging zurück ins Haus.
    »Achte darauf, dass Lucy drin bleibt!«
    Ihre Tochter blieb in der Tür stehen. »Von wegen – ich schick sie dir raus.«
    » Sheridan … «
    Als sie wieder in der Küche waren, sah Sheridan ihrer Mutter dabei zu, wie sie am Wandtelefon zwei Anrufe tätigte. Vermutlich versuchte sie, Joe in seinem Haus in Jackson zu erreichen. Doch er nahm nicht ab.
    »Versuch’s auf seinem Handy«, meinte Sheridan.
    »Hab ich schon. Aber es ist ausgeschaltet, oder er hat keinen Empfang.«
    »Dann ruf die Funkzentrale an.«
    Ihre Mutter warf ihr einen grimmigen Blick zu. »Ich wende mich an Nate.«
    »Gibt’s irgendwann Abendessen?«, fragte Sheridan, ohne von den Hausaufgaben aufzusehen. Ihr war klar, dass ihre Mutter Nate anrufen würde. Und das bereits seit einem Jahr.
    Nate Romanowski kam gegen neun Uhr am Abend, warf das Kitz auf den Rücksitz seines Jeeps und kam an die Haustür.
    »Er darf mich nicht so sehen!«, rief Sheridan und raste im Schlafanzug aus dem Wohnzimmer. Marybeth war belustigt.
    »Vielen Dank, Nate«, sagte sie an der Tür.
    »Kein Problem. Was Leichen angeht, bin ich der richtige Mann.«
    »Das soll hoffentlich ein Scherz sein.«
    Nate zuckte die Achseln. »Irgendwie schon.«
    »Haben Sie schon gegessen? Wir haben noch Spaghetti.«
    Sein Schweigen verriet ihr, dass er hungrig war, und sie lud ihn ins Haus ein.
    »Kann ich mir noch schnell die Hände waschen?«
    »Am Ende des Flurs.« Sie ging in die Küche, nahm die Spaghetti aus dem Kühlschrank und erhitzte sie in der Mikrowelle. Dann machte sie ihm Knoblauchbrot.
    Vom Korridor her hörte sie Nate »Hallo Sheridan« sagen, woraufhin ihre Tochter mit einem Ausruf der Empörung die Tür zuschlug.
    Als er an den Küchentisch kam, lächelte er noch immer über diese Begegnung. »Das weiß ich zu schätzen. Ich bin meine eigene Küche langsam leid. Früher habe ich mir noch etwas einfallen lassen, aber inzwischen grill ich mir bloß ein Stück Fleisch nach dem anderen. Oh, und Knoblauchbrot gibt’s auch!«
    Marybeth saß am anderen Ende des Tischs und war bemüht, ihm nicht beim Essen zuzusehen. Noch immer faszinierten sie seine kantigen Züge und weichen Bewegungen. Obwohl er groß und eher schlaksig war, schien sein Körper unter Hochspannung zu stehen und jederzeit reaktionsbereit. Er hatte etwas an sich, das sie an eine Raubkatze erinnerte.
    »Wissen Sie, wie der Mann heißt, der Ihnen das Kitz dagelassen hat?«, fragte Nate zwischen zwei Bissen.
    »Nein, und sein Autokennzeichen habe ich auch nicht.«
    »Ich könnte ihn aufspüren, wenn Sie möchten.«
    »Wie wollen Sie das denn anstellen?«
    Er warf ihr sein verschmitztes Lächeln zu. »Sie sagen, er war dick. Und vermutlich hat er das Blut nicht von der Ladefläche seines Pick-ups gewaschen. Wahrscheinlich ist er nicht von hier, denn sonst hätten Sie ihn gekannt. Und in Saddlestring gibt es nur wenige Übernachtungsmöglichkeiten.«
    »Mmmmm.«
    »Soll ich ihn also aufspüren?«
    »Nein. Ich bin einfach nur froh, dass er weg ist.«
    Er nickte und aß weiter.
    »Noch nie hat jemand meine Spaghetti so gemocht.«
    »Fress ich etwa wie ein Schwein?«
    »Nein, ich freu mich, dass es Ihnen schmeckt.«
    Er aß die Schüssel leer und wischte den Teller mit dem letzten Stück Knoblauchbrot aus. »Wie kommt Joe in Jackson klar?«
    Marybeth seufzte. »Er wirkt gestresst. Wir hatten ziemliche Verständigungsprobleme.«
    Nate blickte unvermittelt auf.
    Sie spürte sich am Hals erröten. »Ich meine, er ruft an, wenn ich nicht mit ihm reden kann, oder ich rufe an, und die Verbindung ist schlecht. Das meine ich.«
    An der Haustür bedankte sich Nate noch einmal für das Essen.
    »Das war das Mindeste, was ich tun konnte«, erwiderte Marybeth, »da ich doch eine so lausige Jagdaufseherin bin.«
    Sie fand, sein Lächeln wirkte verlegen.
    »Wo bringen Sie das Kitz hin? Werden Sie es begraben?«
    Nate schüttelte den Kopf. »Einen Teil davon verfüttere ich an meine Vögel. Den Rest bringe ich an einen Ort in den Breaklands.«
    »Weit draußen?«
    Er schien kurz zu überlegen, ob er ihr ein Geheimnis anvertrauen sollte. »Zu einer Thermalquelle, die ich letzten Winter entdeckt habe. Das Wasser enthält natürliche Schwefelsäure. Ich hab ein überfahrenes Pronghorn reingeworfen, und das Fleisch war innerhalb einer Woche verschwunden, die Knochen binnen eines Monats.«
    »Weiß Joe davon?«
    Nate nickte.

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