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Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Zwangsehen auch deutlich höher als die Zahl der
tätigen Gleichstellungsbeauftragten.«
    Ohne eine Miene zu
verziehen, sah sie mich an, und das wirkte sehr viel bedrohlicher, als wenn sie
mit Gegenständen geworfen hätte. Dann tippte sie ein paar Zahlen in ihr Handy
und wartete auf Antwort. Offensichtlich war dies nun der versprochene Anruf bei
ihrem Bruder, mit dem sie den Wahrheitsgehalt der beschriebenen Stelle
überprüfen wollte.
    Dem Telefonat
konnte ich dank der Lautsprechertechnik zwei Dinge entnehmen. Zum einen war das
Verhältnis zwischen den beiden Geschwistern momentan wirklich deutlich getrübt.
Zum anderen verstand die Schwester von Andreas Nüßing es vortrefflich, ihren
Bruder jederzeit so zu unterbrechen, dass er nur unmittelbar auf ihre Frage
antworten konnte. Jede Anstrengung des Bruders, Beziehungsarbeit zu leisten,
wurde so zunichtegemacht.
    Unwillkürlich
zuckte ich mit den Schultern. Es ging mich eigentlich nichts an, war ich doch
alsbald nicht einmal mehr sein Lektor.
    Als Cornelia
erneut mein Glas mit Rotwein füllte und sich selbst Wasser eingoss, war mir
klar, dass ich heute Nacht wenig Schlaf bekommen würde. Natürlich würde ich
diese Frau eine über hundert Jahre alte Leiche nicht allein ausgraben lassen.
Der Tod hatte auf die unterschiedlichste Weise Einzug in mein Leben gehalten.

VIER
    Meine viertletzte
Nacht auf Erden verbrachte ich auf einer durchgelegenen Couch, die
wahrscheinlich schon zig Studenten bei fleißigen und weniger fleißigen
Aktivitäten als Unterlage gedient hatte. Immerhin hatte Cornelia mir ein Laken
über die speckige Oberfläche gelegt. Aber ich musste praktisch bewegungslos
schlafen, damit nichts verrutschte.
    Die Nacht war
nebelig und wie geschaffen dafür, alte Leichen auszugraben. Ich war fest davon
überzeugt, dass wir in fürchterliche Schwierigkeiten geraten und die ganze
Sache bei Tageslicht bitter bereuen würden.
    Cornelia saß am
Steuer meines Wagens, dunkel gekleidet und eine braune Strickmütze über ihre
Haare gezogen. Nachdem sie einen Spaten und zwei Taschenlampen in den
Kofferraum gelegt und eine kleine Dose Pfefferspray in ihre Hosentasche
gesteckt hatte, tröstete mich nur der Gedanke, dass ich nicht mehr lange genug
leben musste, um die Konsequenzen zu tragen.
    Der alte Hof der
Nüßings lag irgendwo zwischen Münster-Nienberge und Greven, und es sprach für
Cornelias gute Vorbereitung, dass sie sich bei dem Nebel, der in den frühen
Morgenstunden noch dichter geworden war, nicht zwischen den zahlreichen
Feldwegen und Landstraßen verlor. Auf einer dieser Landstraßen, die für mich
alle gleich aussahen, stellte sie den Wagen ab. Ein Pfad, groß genug für einen
Trecker, aber sicherlich für Autos verboten, führte zu einem alten Gebäude.
Rechts standen wohl dreißig Bäume, links lag ein Feld. Als wir ihn mit unserer
eher kargen Ausrüstung entlangwanderten, konnte ich zwischen den Bäumen ein
weiteres großes Gebäude und mehrere Nebengebäude erkennen, in typisch
westfälischer Bauweise mit Holzverkleidungen und weißem Putz, einfach, aber mit
einem gewissen adretten Charme. Ich hatte nicht erwartet, dass der eigentliche
Hof so nah bei der Scheune lag, und ich fand das auch kein bisschen beruhigend.
Plötzlich kreuzte in Augenhöhe ein großes, aber lautloses Geschöpf unseren Weg.
Mir wäre beinahe vorzeitig das Herz stehen geblieben, dann begriff ich und
seufzte erleichtert. »Eine Eule.«
    »Wohl eher ein
Käuzchen.« Cornelia kicherte leise. »Bei den Indianern gilt dieses Tier als
Todesbote.« Anscheinend fand sie solche Zwischenfälle auch noch erheiternd.
    Obgleich ich das
Manuskript ihres Bruders gelesen hatte, wusste ich nicht genau, an welcher
Stelle wir graben sollten. Cornelia jedoch ging geradewegs um die Scheune herum,
richtete den Blick auf eine einzelne Eiche, die etwa zwanzig Meter entfernt
stand, und schritt zielstrebig, den Spaten unternehmungslustig über die
Schulter geworfen, auf diesen Baum zu. Ich hielt mich dicht hinter ihr. Eine
Duftmischung aus Haarshampoo, Parfüm und feuchter Erde umgab sie. Doch während
ich noch schnüffelte, prallte meine Nase plötzlich gegen ihre linke Schulter,
weil Cornelia abrupt stehen geblieben war.
    Die Lampe schien
ein merkwürdiges Eigenleben zu entwickeln, bis ich bemerkte, dass Cornelias
Hand zitterte. Ein weiterer Geruch drang durch die Luft, nicht identifizierbar,
irgendwie feucht, schwer. Er legte sich auf die Atmung. Entschlossen nahm ich
Cornelia die Lampe aus der Hand und

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