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Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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strahlte den Baum an. Zuerst den Stamm in
Augenhöhe, dann herunter bis zu den Ausläufern der unterirdischen Wurzeln. Und
dann wunderte ich mich, dass ich überhaupt eine Lampe gebraucht hatte, um zu
sehen, was da lag. In der heraufkommenden Dämmerung schien uns der Mann am Fuß
der Eiche direkt anzusehen.
    Aus toten Augen.
    Überall war Blut.
Es tränkte den Boden, färbte die Hosen des Toten und war sogar bis an den Stamm
gespritzt. Hier hatte sich jemand Mühe gegeben, möglichst viel Blut zu
vergießen.
    Die würgenden
Geräusche meiner Begleiterin rissen mich aus meiner andächtigen Betrachtung.
Cornelia Nüßing stand nur wenige Meter entfernt und würgte sich das Abendessen
aus dem Leib. Bei weinenden Frauen wurde ich schnell hilflos, aber eine Frau,
die sich übergab, war im Grunde genommen noch schlimmer.
    Ich sah wieder zu
dem Toten. Er sah so lebendig aus, trotz des vielen Blutes. Zögerlich beugte
ich mich zu ihm hinunter. Der Geruch des Blutes war beinahe widerlicher als
sein Anblick. Dennoch war ich kühn genug, nach seiner Hand zu greifen.
Entsetzlich. Sie war ganz warm, und für einen Moment hatte ich den Eindruck,
dass der Mann gleich zupacken würde.
    Eine warme Hand
bei einem toten Menschen ist genauso unangenehm wie eine eiskalte bei einer
lebendigen Person. Natürlich suchte ich nach Lebenszeichen, prüfte Puls und
Atmung, aber eigentlich konnte dieser Mann nach einem derartigen Blutverlust
unmöglich noch leben. Was sollte sein Herz denn beim Schlagen noch
transportieren? Jetzt, im fahlen Morgenlicht, fiel mir auch auf, dass jemand
angefangen hatte, an dieser Stelle zu graben.
    Aber erst als ich
ein Geräusch hörte, setzte ich meine Feststellungen endlich in eine logische
Schlussfolgerung um und zerrte Cornelia so schnell es ging hinter den Schuppen.
Der Mann war erst vor so kurzer Zeit gestorben, dass der Mörder vielleicht noch
in der Nähe war.
    Erschrocken sah
sie mich an. Ich sprach sie leise an: »Der ist doch gerade erst ermordet
worden. Kennen Sie den Mann?«
    Cornelia
schüttelte den Kopf und griff nach dem Pfefferspray. Dann langte sie in ihre
Jackentasche und zog eine kleine Digitalkamera heraus. »Ich geh hin und mach
ein paar Fotos.«
    Das konnte ich
kaum fassen. Gerade hatte sie sich noch vor Übelkeit gekrümmt, und nun wollte
sie sich als nächstes Opfer darbieten.
    Ich hielt sie am
Ärmel fest. »Es ist vielleicht noch jemand in der Nähe.«
    »Quatsch.« Sie
schüttelte meinen Arm ab.
    »Ihnen war doch
schon schlecht. Wollen Sie den Nachtisch auch noch auf die Wiese spucken?«
    »Ich kann bloß
kein Blut sehen. Jedenfalls kein fremdes. Ich will doch nur sein Gesicht
fotografieren.«
    »Ja sicher, und
beim Fotografieren denken Sie sich das Blut dann weg. Geben Sie schon her. Ich
mach das Foto.« Ich hielt meine Hand hin, und Cornelia reichte mir tatsächlich
die Kamera.
    »Geben Sie mir
Deckung«, scherzte ich und wagte mich mit einer theatralischen Geste hinter der
Scheune hervor. Sie hob ihr Pfefferspray hoch und blinzelte mir zu. Bis zu dem
Spaten, den Cornelia vorhin fallen gelassen hatte, kam ich. Dann zischte ein
Schuss knapp an meinem rechten Ohr vorbei. Wir waren nicht beim Preisschießen
in Dodge City, und so war dies sicherlich kein gut kalkulierter Warnschuss
gewesen. Wer immer hier in der Gegend herumschoss, nahm es wohlüberlegt in
Kauf, dass ich dabei liegen blieb.
    Geduckt rannte ich
zur Scheune zurück. Da unser unbekannter Gegner schnell herausfinden würde,
dass wir beide unbewaffnet waren, mussten wir schleunigst von hier
verschwinden. Ich nahm Cornelias Hand und zerrte sie Richtung Wohnhaus und
Hauptstraße. Irgendetwas lief hier völlig falsch, rannte ich doch drei Tage zu
früh um mein Leben.
    Immer im Schutz
der Bäume bleibend, versuchten wir, in die Nähe unseres Autos zu gelangen. Es
war mittlerweile ziemlich hell, und die ersten Frühaufsteher fuhren zur Arbeit.
Ich glaubte schon, der Schütze habe aufgegeben, und war so leichtsinnig, die
restlichen Meter ungeschützt zu rennen, als erneut ein Schuss fiel. Und dieses
Mal traf mich der verdammte Kerl. Etwas knallte gegen meinen Arm, ich warf mich
auf die Knie und dann der Länge nach nach vorn. Sofort rollte ich mich zur
Seite in das mit hohem Getreide bewachsene Feld und kroch zum Auto. Cornelia
stand einige Meter hinter mir im Schutz eines Baumes, und ich gab ihr mit
Zeichen zu verstehen, sie solle dort bleiben.
    Mit brennenden
Schmerzen stieg ich hastig ins Auto. Da ein Schuss in den Arm aber

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