Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
Strohhalm zu mir nehmen. Das
würde die Wahrscheinlichkeit doch senken. Aber so? Eine simple Bananenschale
könnte mir zum Verhängnis werden.«
    »Hör zu, Michael,
es gibt hier einen Mann, der fest behauptet, Amelie habe mit ihm gesprochen,
aber er lebt noch immer. Mit dem werde ich hier noch reden, bevor ich
zurückkomme.«
    Das gab mir
immerhin Hoffnung, doch etwas an seiner Stimme klang so zögerlich, dass ich
nachhakte. Ich hätte nicht fragen sollen!
    »Er ist in der
Psychiatrie? Das ist nicht dein Ernst!«

SIEBEN
    Da Cornelia noch
immer unterwegs war, kochte ich mir einen Kaffee und goss einen Schuss Cognac
hinein. Trotzig griff ich zusätzlich nach einer Packung Schokoladenkekse. Meine
Mutter hatte mich stets ermahnt, dass man auch als Junggeselle eine gewisse
Grundausstattung vorrätig haben solle, falls einmal unerwartet Besuch kam.
Mutti kam jedoch nie überraschend, und bei meinem Damenbesuch stand mir selten
der Sinn nach Kaffee, Keksen und einer netten Unterhaltung. Da genügte
eigentlich ein gutes Glas Rotwein.
    Daher hatte ich
die Auswahl zwischen sechs edlen Gebäckvariationen und zwei Schachteln teurer
Pralinen. Ich nahm mir vor, meine genießerische neue Freundin nach dem
Abendessen zu einem Nachtisch zu überreden.
    In einem Anflug
der Ehrlichkeit fragte ich mich, ob ich mit diesem Vorhaben meine Angst vor der
nächtlichen Einsamkeit bekämpfen wollte oder ob ich tatsächlich Sehnsucht
verspürte, noch einmal eine Frau in den Armen zu halten.
    Nachdem für mein
leibliches Wohl gesorgt war, nahm ich mir in der nächsten Stunde die alten
Familienalben vor. Zunächst bewunderte ich den kleinen Michael in seiner
kindlich fotogenen Natürlichkeit von der Taufe bis zum Abitur, dann legte ich
die neueren Alben zur Seite und widmete mich zwei sehr alten graubraunen Alben,
die so zerfleddert wirkten, dass ich mir am liebsten Seidenhandschuhe angezogen
hätte wie ein Antiquitätenhändler.
    Für unsere Ahnen
war ein Foto noch ein ganz besonderes Dokument, und so konnte ich neben beinahe
jedem Bild in schönster alter Schrift die Namen der dargestellten Personen
lesen.
    Viele waren mir
unbekannt. Die Mutter meiner Mutter war früh gestorben, ihre Familie hatte in
unserem Leben so gut wie keine Rolle gespielt. Zu den Großeltern
väterlicherseits hatte ich dagegen als Kind sehr viel Kontakt gehabt und auch
zur Schwester meines Vaters. Diese Kontakte hatten sogar die Trennung meiner
Eltern überstanden.
    Das zweite Album
stammte offenbar aus der Familie meiner Mutter. Es war dünn, mehr ein Heft als
ein Album, und es gab nur wenige Fotos. Es begann mit einem altmodisch
aussehenden Hochzeitspaar. Die Braut, meine Großmutter mütterlicherseits,
wirkte sehr aristokratisch. Ein schönes Gesicht mit hohen Wangenknochen und
einer leicht gebogenen Nase blickte mich über Zeit und Raum hinweg an.
Unwillkürlich fasste ich an die eigene Nase und erkannte die Verwandtschaft.
Ich hatte meine Oma natürlich schon auf anderen Fotos gesehen. In dem Bräutigam
hingegen konnte ich meinen Großvater nicht erkennen, er musste sich im Laufe
der Zeit sehr verändert haben. Der Mann auf dem Foto war groß, blond und
blickte trotz des bedeutungsvollen Anlasses humorvoll in die Kamera. Es folgten
zwei Fotos von der, wie mir schien, kleinen Hochzeitsgesellschaft.
    Danach kam ein
Foto, das am Tage einer Beerdigung entstanden sein musste. Alle Gäste trugen
schwarz, meine Großmutter hatte einen Schleier vor dem Gesicht und man sah im
Hintergrund sogar den Grabstein. Leider konnte ich die Inschrift nicht
entziffern. Ich zuckte mit den Achseln, das alles war ja unendlich lange her.
Als ich weiterblätterte, kamen zwei leere Seiten und dann erneut das Foto einer
Hochzeit. Ich starrte darauf, blinzelte und staunte nicht schlecht.
    Natürlich konnte
es sein, dass in einem Album zwei Hochzeitsfeiern festgehalten waren, doch es
handelte sich um dieselbe Braut! Kein Mensch hatte mir jemals erzählt, dass
meine Großmutter zweimal geheiratet hatte! Hätte ich nicht ein Anrecht auf
diese Information gehabt? Also hatte ich doch allen Grund zu fragen, wer meine
Großeltern waren!
    Anhand der
Jahreszahlen war ich natürlich in der Lage, den Vater meiner Mutter zu
ermitteln. Es war der zweite Ehemann. Die Herkunft meiner Großmutter dagegen
blieb ungeklärt. Denn der Name Steeken war offensichtlich jener, den sie als
Witwe getragen hatte. Wie aber hatte sie vor ihrer ersten Ehe geheißen?
    In Gedanken ging
ich meine Verwandtschaft durch. Wer

Weitere Kostenlose Bücher