Todsünde (German Edition)
nichts. Und als Officer St. James bei Ihnen klingelte, um Sie zu informieren, dass er nun Officer Weisman ablöst, und ihm niemand aufmachte, hat das den armen Officer Weisman ganz schön in Schrecken versetzt.“
„ Oh mein Gott, das tut mir so leid. Da muss ich etwas falsch verstanden haben.“
Sie wusste, das hatte sie nicht. Tommy hatte ihr ganz sicher gesagt, dass er mit Detective Danes gesprochen habe und sie ihnen ihr Okay für den Spaziergang gegeben hatte. Ihre Wut auf Tommy wuchs mehr und mehr.
„Wo sind Sie jetzt?“
„Ich bin auf der Fifth Avenue, nahe dem Flatiron Building. Auf dem Weg nach Hause.“
„Es wird bereits dunkel. Bleiben Sie, wo Sie sind. Ich schicke Officer St. James zu Ihnen. Er holt Sie in zehn Minuten ab.“
„Okay. Es tut mir wirklich sehr leid.“
„Machen Sie so etwas nie wieder. Der Mörder läuft noch immer frei herum und wir wissen nicht, auf wen er es als Nächstes abgesehen hat. So leid es mir tut, Miss Scott, Sie könnten in großer Gefahr sein, Sie sollten sie nicht unterschätzen.“
„Ich weiß nicht, Detective, ich habe irgendwie das Gefühl, als wenn der Täter jemand wäre, der mich beschützen will, der mir nichts Böses will. Der würde mich doch nicht umbringen, oder?“
„Ein Beschützerinstinkt könnte das Motiv für die Morde sein. Wenn es nun aber eine ganz andere Verbindung gibt, auf die wir nur noch nicht gekommen sind. Verlassen Sie sich lieber nicht auf Ihr Gefühl, Miss Scott, es hat Sie schon viel zu oft betrogen.“
Auch wenn diese Worte wehtaten, Detective Danes hatte ja Recht. Deshalb tat Lindsay, wie ihr geheißen und wartete am Straßenrand inmitten der vielen Fußgänger, bis Officer St. James sie abholte.
„Es tut mir leid, dass ich Ihnen Umstände gemacht habe“, entschuldigte Lindsay sich sofort.
Officer St. James nickte nur.
„Gibt es denn irgendwas Neues bei den Ermittlungen?“
„Nicht, dass ich wüsste“, sagte er.
„Ach so, okay.“
Der Officer schien nicht sehr gesprächig zu sein. Auf dem weiteren Weg sagte er kein Wort.
Wie oft ich in letzter Zeit in einem Polizeiwagen gesessen habe, dachte Lindsay.
„Bleiben Sie zu Hause, zu Ihrer eigenen Sicherheit. Wenn Ihnen irgendetwas auffällig wird, sagen Sie mir sofort Bescheid“, sagte Officer St. James, als er sie wenig später vor ihrer Tür absetzte und sie bis nach oben begleitete. Er checkte noch kurz ihre Wohnung und ging wieder nach unten in sein Auto.
15
Sie war vor dem Fernseher eingenickt und wachte auf, als sie Stimmen und lautes Lachen hörte. Tommy war zurück, doch er war nicht allein. Bei ihm waren Anthony und … war das Karen? Lindsay schüttelte ihren Kopf und kniff die Augen ein paarmal fest zusammen. Es war immer noch Karen – hier in ihrer Wohnung.
„Tommy? Wo warst du so lange? Was soll das?“
„Was denn? Wir wollen nur ein bisschen Spaß haben, Schwesterchen. Und guck mal, wen wir unterwegs gefunden haben.“ Er deutete auf Karen. Als ob die zu übersehen wäre.
„Habt ihr etwa getrunken?“
„Nur ein kleines bisschen“, sagte nun Anthony und zeigte mit Daumen und Zeigefinger ein „kleines bisschen“.
„Kann ich dich mal unter vier Augen sprechen?“, fragte Lindsay Tommy und war schon aufgestanden.
„Muss das sein? Können wir das nicht morgen machen?“, lallte Tommy.
„Jetzt sofort!“, sagte Lindsay mit fester Stimme und schubste Tommy in die Küche.
„Wo ist denn das Problem?“
„Ist das dein Ernst? Bei allem, was uns in letzter Zeit zugestoßen ist, ist dir nach Feiern zumute?“
„Gerade jetzt. Wir müssen doch nicht immer nur diesen Mist im Kopf haben.“
„Tut mir ja leid, Tommy, aber dieser Mist ist alles, was ich derzeit im Kopf habe, und ich glaube auch, dass er noch eine sehr lange Zeit in meinem Kopf bleiben wird. Wenn du feiern willst, dann bitte, aber doch nicht vor meiner Nase. Ich bin in Trauer!“
„Dann trauere doch um diese Verlierer, Lindsay. Ich feiere lieber. Guck mal, wer da ist“, sagte er und sah hinter Lindsay. Karen war in die Küche getreten.
„Was machen Sie eigentlich hier? Warum sind Sie um diese Zeit nicht bei meiner Mutter?“
„Ich habe auch mal einen freien Tag“, antwortete Karen zickig.
„Na, schön, dann viel Spaß euch. Hast du diesmal wenigstens dem Officer Bescheid gesagt, Tommy?“
„Uuh, sie hat herausgefunden, dass ich vorhin geschwindelt habe. Klar habe ich ihm von unserer kleinen Party erzählt, habe ihn
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