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Todsünde

Todsünde

Titel: Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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wurden erst nach dem Tod entfernt.« Sie sah zu Crowe auf. »Haben Sie sie vielleicht irgendwo gefunden?«
    »Nein. Er hat sie mitgenommen. Weiß der Teufel, wozu.«
    »Es gibt einen handfesten Grund, weshalb er es getan haben könnte«, sagte Sleeper aus dem Hintergrund. »So haben wir keine Fingerabdrücke. Wir können sie nicht identifizieren.«
    »Aber wenn es ihm darum ging, ihre Identität zu verschleiern ...« Maura starrte in das Gesicht mit den weißlich schimmernden Knochen, und wieder packte sie das Grauen, als ihr die wahre Bedeutung dessen aufging, was sie da sah. »Ich muss sie umdrehen«, sagte sie.
    Sie nahm eine Einwegplane aus ihrem Ausrüstungskoffer und breitete sie neben der Leiche aus. Sleeper und Crowe rollten die Tote darauf.
    Sleeper schnappte erschrocken nach Luft und wich zurück. Jetzt war auch die rechte Gesichtshälfte, die auf dem Boden aufgelegen hatte, zu sehen, ebenso wie eine einzelne Einschusswunde in der linken Brust.
    Aber es war nicht die Schusswunde, die Sleepers Entsetzen ausgelöst hatte. Es war das Gesicht des Opfers, das sie mit lidlosen Augen anstarrte. Da die rechte Seite des Gesichts flach auf den Fliesen gelegen hatte, musste sie vor den Zähnen der Ratten geschützt gewesen sein, und dennoch fehlte die Haut. Die freigelegten Muskelstränge waren zu lederartigen Riemen getrocknet, und dazwischen schimmerte ein perlweißes Stück Wangenknochen hindurch.
    »Das ist auch nicht das Werk der Ratten«, meinte Sleeper.
    »Nein«, bestätigte Maura. »Das ist definitiv kein Tierfraß.«
    »Um Gottes willen – hat er sie etwa einfach abgerissen wie eine ...«
    Wie eine Maske. Nur dass die Maske nicht aus Gummi oder Plastik gewesen war, sondern aus menschlicher Haut.
    »Er hat ihr Gesicht gehäutet. Die Hände abgehackt. Er hat uns keine Möglichkeit gelassen, sie zu identifizieren«, sagte Sleeper.
    »Aber wieso hat er die Füße abgeschnitten?«, fragte Crowe. »Das ergibt keinen Sinn. Man identifiziert doch niemanden anhand der Zehenabdrücke. Außerdem scheint sie mir nicht zu der Sorte Opfer zu gehören, die von irgendwem vermisst wird. Was ist sie eigentlich, eine Schwarze? Eine Latina?«
    »Was hat denn ihre ethnische Herkunft mit der Frage zu tun, ob sie vermisst wird oder nicht?«, fragte Maura zurück.
    »Ich will damit nur sagen, dass die da wohl keine Hausfrau aus einem wohlhabenden Vorort ist. Was hätte sie sonst in dieser Gegend verloren?«
    Maura stand auf. Ihre Abneigung gegen Crowe war plötzlich so stark, dass sie es kaum noch in seiner Nähe aushielt. Sie schwenkte die Taschenlampe und ließ den Lichtkegel im Bogen über Waschbecken und Urinale gleiten.
    »Da ist Blut an der Wand.«
    »Ich nehme an, dass er sie hier drin abgeknallt hat«, sagte Crowe. »Zerrt sie rein, stößt sie mit dem Rücken gegen die Wand und drückt ab. Und dann amputiert er ihr an Ort und Stelle die Hände und Füße.«
    Maura betrachtete nachdenklich die Blutflecken auf den Fliesen. Nur ein paar Tropfen, weil das Opfer bereits tot ist. Sie spürt nichts mehr, als der Mörder sich neben sie kauert und die Klinge seines Messers tief in ihr Handgelenk stößt, um die Gelenke auseinander zu stemmen. Als er ihr Fleisch zerschneidet und ihr die Gesichtshaut abzieht wie ein Bärenhäuter. Und nachdem er seine Trophäen alle eingesammelt hat, lässt er sie wie einen räudigen Kadaver hier liegen, wirft sie den Ratten und Insekten zum Fraß vor, die dieses verlassene Gebäude bevölkern.
    Nach Tagen schon würden die Ratten sich durch die ungeschützte Haut bis auf die Muskeln durchgenagt haben.
    Nach ein paar Wochen bis auf die Knochen.
    Sie blickte zu Crowe auf. »Wo sind ihre Kleider?«
    »Alles, was wir gefunden haben, ist ein einzelner Schuh. Ein Tennisschuh, Größe 36. Ich glaube, er hat ihn auf dem Weg nach draußen fallen lassen. Er lag in der Küche.«
    »War Blut daran?«
    »Ja. Auf der Oberseite waren Spritzer.«
    Ihr Blick fiel auf den Stumpf des abgetrennten rechten Fußes. »Er hat sie also hier auf der Toilette ausgezogen.«
    »Meinen Sie, dass er sich an der Leiche vergangen hat?«, fragte Sleeper.
    Crowe schnaubte verächtlich. »Wer will denn schon eine Frau bumsen, die so einen widerlichen Hautausschlag hat? Was ist das überhaupt? Das ist doch nicht etwa ansteckend – Windpocken oder so was?«
    »Nein, diese Hautveränderungen scheinen chronisch zu sein, nicht akut. Sie können sehen, dass sich auf einigen der Pusteln schon eine Kruste gebildet hat.«
    »Na, jedenfalls

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