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Todsünde

Todsünde

Titel: Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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diesem Ausschlag?«, fragte Crowe.
    Maura betrachtete die Hautpartien, die nicht durch Tierfraß beschädigt waren. Die dunkelroten Pusteln bedeckten den Rumpf ebenso wie die Extremitäten; manche waren mit einer Kruste überzogen.
    »Ich weiß nicht, was es ist«, gab sie zu. »Es scheint sich jedenfalls um eine systemische Erkrankung zu handeln. Es
    könnte eine Reaktion auf Arzneimittel sein. Oder auch eine Erscheinungsform von Krebs.« Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Es könnte aber auch bakteriell sein.«
    »Sie meinen – ansteckend?«, fragte Sleeper und trat einen Schritt vom Tisch zurück.
    »Deshalb habe ich ja vorgeschlagen, dass wir Masken tragen.«
    Sie fuhr mit einem behandschuhten Finger über eine der Pusteln, wobei sich einige weißliche Schuppen lösten.
    »Manche von diesen Flecken erinnern mich ein wenig an Schuppenflechte. Aber die Verteilung passt ganz und gar nicht dazu. Schuppenflechte befällt normalerweise in erster Linie die Ellenbogen und Knie.«
    »Sagen Sie, gibt’s da nicht ein Mittel dagegen?«, meinte Crowe. »Ich hab früher immer die Werbung im Fernsehen gesehen. ›Schuppenflechte – eine Geißel der Menschheit‹.«
    »Es ist eine entzündliche Erkrankung, deshalb spricht sie auf Steroidsalben an. Eine UV-Therapie kann auch helfen. Aber sehen Sie sich ihr Gebiss an. Diese Frau konnte sich offensichtlich keine teuren Salben und Therapien leisten. Wenn es sich tatsächlich um Schuppenflechte handelt, ist sie wahrscheinlich über Jahre hin nicht behandelt worden.«
    Wie musste diese Frau unter ihrer grausamen Hauterkrankung gelitten haben, dachte Maura – besonders im Sommer. Selbst an den heißesten Tagen würde sie es vorgezogen haben, ihre Pusteln unter Hosenbeinen und langärmeligen Blusen zu verbergen.
    »Erst sucht dieser Kerl sich ein Opfer ohne Zähne aus«, sagte Crowe, »und dann nimmt er sich auch noch das Gesicht mit, wo dieser widerliche Ausschlag drauf ist.«
    »Das Gesicht ist bei Schuppenflechte meistens nicht befallen.«
    »Glauben Sie, das hat etwas zu bedeuten? Vielleicht hat er sich nur die Teile mit gesunder Haut abgeschnitten.«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wieso ein Mensch so etwas tut.«
    Sie wandte ihre Aufmerksamkeit dem rechten Unterarmstumpf zu. Der Knochen schimmerte weiß durch das bloße Fleisch. Hungrige Aasfresser hatten die offene Wunde benagt und die Spuren des Messers zerstört, aber unter dem Elektronenmikroskop würden an der Schnittstelle des Knochens vielleicht charakteristische Merkmale der Klinge zu erkennen sein. Sie hob den Unterarm hoch, um die Unterseite der Wunde zu untersuchen. Dabei fiel ihr ein gelber Farbtupfer ins Auge.
    »Yoshima, reichen Sie mir bitte eine Pinzette«, sagte sie. »Was ist denn da?«, fragte Crowe. »Da klebt irgendeine Faser am Wundrand.«
    Yoshima bewegte sich so lautlos, dass die Pinzette wie durch Zauberei in ihrer Hand aufzutauchen schien. Sie schwenkte das Vergrößerungsglas über den Stumpf, zupfte mit der Pinzette das Fragment aus der Blutkruste, in die es eingebettet war, und legte es auf ein Tablett.
    Durch die Lupe erblickte sie ein eingerolltes Stück eines dicken Fadens von auffallender kanariengelber Farbe.
    »Stammt es von ihrer Kleidung?«, fragte Crowe. »Dafür sieht es eigentlich zu grob aus.«
    »Vielleicht eine Teppichfaser?«
    »Ein kanariengelber Teppich? Kann ich mir kaum vorstellen.« Sie ließ die Faser in einen verschließbaren Plastikbeutel fallen, den Yoshima ihr hinhielt, und fragte:
    »Haben Sie am Tatort irgendetwas gefunden, was dazu passen könnte?«
    »Nichts Gelbes«, antwortete Crowe.
    »Ein gelbes Seil vielleicht?«, meinte Maura. »Möglicherweise hat er sie an den Handgelenken gefesselt.«
    »Und dann die durchgeschnittenen Seilenden mitgenommen?«
    Sleeper schüttelte den Kopf. »Schon verblüffend, wie sauber dieser Kerl arbeitet.«
    Maura blickte auf die Leiche herab – nicht größer als die eines Kindes. »Er musste sie vielleicht gar nicht fesseln. Er wird auch so mühelos mit ihr fertig geworden sein.«
    Wie leicht es gewesen sein musste, ihr das Leben zu nehmen. Mit diesen dünnen Armen konnte sie sich nicht lange gegen einen Angreifer gewehrt haben, mit diesen kurzen Beine hätte sie kaum vor ihm davonlaufen können.
    Du bist schon so schrecklich verstümmelt, dachte sie. Und jetzt wird mein Skalpell auch noch seine Spuren auf deiner Haut hinterlassen.
    Sie ging mit ruhigen, routinierten Bewegungen

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