Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todsünde

Todsünde

Titel: Todsünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
waren seine Stöße in sie eingedrungen, dass sie sich wie eine Hure vorgekommen war, an der er seine animalische Lust ausließ. Und sie hatte es genossen.
    Sie hielt sich am Spülbecken fest, hörte ihren Atem schwerer gehen, spürte, wie ihr Körper seine eigene Entscheidung traf, wie er gegen die Logik aufbegehrte, die sie über so viele Monate zur Enthaltsamkeit verurteilt hatte.
    Der Gedanke an Sex liegt immer in der Luft.
    Die Haustür fiel ins Schloss.
    Maura fuhr erschrocken herum und eilte zurück ins Wohnzimmer. Doch sie sah nur den funkelnden Weihnachtsbaum – keine Spur von Victor. Als sie aus dem Fenster schaute, sah sie ihn in seinen Wagen steigen, und einen Augenblick später hörte sie den Motor anspringen.
    Sie stürzte zur Haustür hinaus und schlitterte über den eisglatten Asphalt auf seinen Wagen zu.
    »Victor!«
    Der Motor ging wieder aus, die Scheinwerfer erloschen. Er stieg aus und sah sie an. Sein Kopf war nur eine schemenhafte Silhouette über dem Autodach. Der Wind wehte ihr kleine, spitze Schneenadeln ins Gesicht, und sie musste blinzeln.
    »Warum willst du schon fahren?«, fragte sie. »Geh wieder rein, Maura. Es ist bitterkalt.«
    »Aber warum willst du nicht bleiben?«
    Auch im Halbdunkel konnte sie die weiße Wolke seines Atems sehen, als er frustriert aufseufzte. »Es ist doch offensichtlich, dass du mich nicht hier haben willst.«
    »Komm zurück. Ich will, dass du bleibst.« Sie ging um das Auto herum und blieb vor ihm stehen. Der kalte Wind drang durch ihre dünne Bluse.
    »Wir würden uns doch bloß wieder gegenseitig zerfleischen. Wie wir es immer machen.« Er machte Anstalten, wieder einzusteigen.
    Sie packte ihn am Jackenaufschlag und zog ihn an sich. In dem Augenblick, als er sich zu ihr umwandte, wusste sie, was als Nächstes passieren würde. Es war ein Spiel mit dem Feuer, doch das war ihr gleich. Sie wollte, dass es passierte.
    Er musste sie nicht in die Arme schließen. Sie war schon dort, drängte sich an seinen warmen Leib, suchte seine Lippen mit den ihren. Der vertraute Geruch, der vertraute Geschmack. Ihre Körper schmiegten sich aneinander, als wären sie füreinander geschaffen. Sie zitterte jetzt – vor Kälte, aber auch vor Erregung. Er schlang die Arme um sie, und sein Körper beschirmte sie vor dem kalten Wind, als sie unter wilden Küssen zur Haustür zurücktaumelten. Sie brachten den Schnee mit ins Haus, in einer glitzernden Wolke stob er zu Boden, als er seine Jacke auszog.
    Sie schafften es nicht mehr bis ins Schlafzimmer.
    Schon in der Diele nestelte sie an seinen Knöpfen herum, zog ihm das Hemd aus der Hose. Seine Haut fühlte sich glühend heiß an, als sie seine Brust mit ihren durchfrorenen Fingern berührte. Begierig, seine Wärme auf ihrer nackten Haut zu spüren, zerrte sie den hinderlichen Stoff beiseite. Als sie endlich das Wohnzimmer erreicht hatten, war auch ihre Bluse aufgeknöpft, der Reißverschluss ihrer Hose geöffnet. Willig ließ sie ihn wieder ein in ihren Körper. In ihr Leben.
    Die Lichter am Baum funkelten wie bunte Sterne, als sie unter ihm auf dem Teppich lag. Sie schloss die Augen, doch immer noch konnte sie die Lichtpunkte über sich blitzen sehen, eine bunte Galaxie. Und dann wanden ihre Körper sich in einem wissenden Tanz, ohne die Unsicherheiten und Ungeschicklichkeiten des ersten Mals. Seine Berührung war ihr vertraut, alle seine Bewegungen, und als die Lust sie überwältigte und sie laut aufschrie, tat sie es ohne einen Anflug von Verlegenheit. Drei Jahre der Trennung, hinweggefegt in diesem einen Akt – und als es vorüber war und sie eng umschlungen inmitten ihrer verstreuten Kleider lagen, da war ihr in seinen Armen so wohlig zumute, als kuschelte sie sich in eine alte Lieblingsdecke.
    Als sie die Augen aufschlug, sah sie, dass Victor sie betrachtete. »Du bist das Beste, was ich jemals unter dem Weihnachtsbaum ausgepackt habe.«
    Sie blickte zu einem glitzernden Lamettafaden auf, der an einem Zweig über ihr hing. »So komme ich mir auch vor«, murmelte sie. »Ausgepackt. Entblößt.«
    »Wie du es sagst, klingt es, als wäre das etwas Schlechtes.«
    »Das hängt davon ab, was als Nächstes passiert.«
    »Und was passiert als Nächstes?« Sie seufzte. »Ich weiß es nicht.«
    »Was wünschst du dir denn?«
    »Ich will nicht wieder verletzt werden.«
    »Und du hast Angst, dass ich dich verletze.« Sie sah ihn an. »Es wäre ja nicht das erste Mal.«
    »Wir haben uns gegenseitig wehgetan, Maura. Auf viele

Weitere Kostenlose Bücher