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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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die Abgeordneten überrascht und empört los,
aber das Geraune erstarb rasch, als sie den Halben Mann erkannten. Dann blieb es eine geraume Weile still, denn es wurde
erkennbar, daß die Gestalt nicht genau das war, womit man
zuerst gerechnet hatte, sondern eher ein Spiegelbild des Halben
Mannes, den man schon kannte. Bei der jetzigen Gestalt bestand die rechte Körperhälfte aus Fleisch und Blut und war die
linke ein schimmerndes, zischendes Energiekonstrukt in
menschlicher Form.
Alle kannten die schreckliche Geschichte des Kapitäns Eilend, der zum Halben Mann geworden war. Unbekannte
Fremdwesen hatten ihn von der Brücke des eigenen Sternenschiffs entführt und jahrelang mit ihm experimentiert und ihn
gefoltert. Er kehrte halb als Mensch, halb als etwas anderes
zurück. Er lebte jahrhundertelang und leitete das Imperium im
Umgang mit Fremdwesen an, denn wer hätte die dabei anfallenden Risiken besser gekannt? Die damalige Boulevardpresse
nannte ihn den Halben Mann, und er gründete den Dienst der
Investigatoren, bildete sie aus und repräsentierte den starken
Arm des Imperiums, unerbittlich und unversöhnlich. Schließlich tötete ihn Owen Todtsteltzer während der Rebellion.
Zumindest die linke Seite. Jetzt war die andere Hälfte zurückgekehrt und betrachtete die erschrockenen Gesichter auf
allen Seiten des Hohen Hauses. Bei einem nur halb vorhandenen Gesicht fiel es schwer zu erkennen, ob er lächelte, aber es
war durchaus möglich.
»Ich bin der Halbe Mann«, erklärte er schließlich mit kalter
Stimme, die in der Stille laut und deutlich erklang. »Der wirkliche Halbe Mann. Der echte Kapitän Eilend. Die Kreatur, die
Ihr früher unter diesem Namen gekannt und in Eurer Mitte beherbergt habt, war ein Betrüger. Ich bin der echte, endlich seinen nichtmenschlichen Peinigern entronnen, um Euch lebenswichtige Nachrichten und eine schreckliche Warnung zu überbringen.«
Eine lange Pause trat ein, in der alle darauf warteten, jemand
anderes möge sich zu Wort melden. Endlich trat Toby Shreck
vorsichtig vor, dicht gefolgt von Flynn, dessen Kamera direkt
über ihnen schwebte, um die besten Aufnahmen zu bekommen.
Toby blieb in einer Entfernung stehen, von der er hoffte, daß
sie ausreichend Sicherheit bot, und schenkte der teilweise
schimmernden Gestalt sein schönstes professionelles Lächeln.
»Willkommen daheim, Kapitän Eilend, woher immer Ihr
auch kommt. Ich bin sicher, Ihr habt Verständnis, wenn wir
alle ein bißchen verwirrt sind. Vielleicht wärt Ihr so freundlich,
uns … die tatsächliche Geschichte des Halben Mannes zu erzählen.«
Die menschliche Gesichtshälfte betrachtete ihn kalt. »Ich
weiß genau, wie Eure Vorfahren meinen Vorgänger verfolgt
haben. Ich hoffe doch, daß sich seitdem einiges geändert hat.«
»Oh, sicher«, antwortete Toby und kreuzte in Gedanken zwei
Finger hinterm Rücken. »Nehmt Euch einfach Zeit, erzählt
alles mit eigenen Worten und laßt keine der wirklich interessanten Einzelheiten aus.«
»Das reicht!« warf Elias Gutmann rasch ein. »Als Parlamentspräsident erkläre ich diesen Vorgang zu einer Frage der
Sicherheit. Hört sofort auf zu filmen! Das komplette Band wird
konfisziert, ehe Ihr geht.«
»Vergeßt es«, erwiderte Toby. »Wir senden live. Die Leute
haben ein Recht auf die Wahrheit. Film weiter, Flynn.«
»Ich bin dabei, Boß.«
Gutmann winkte drängend, und eine große Zahl Sicherheitsleute stürmten vor, Schwerter und Schußwaffen einsatzbereit.
Sie bildeten einen Halbkreis, der um den Halben Mann und
Toby und Flynn ausfächerte. Toby tat sein Bestes, um keine
besorgte Miene aufzusetzen, und dankte Gott lautlos dafür, daß
sie live auf Sendung waren. Gutmann würde es nicht wagen,
ihn vor Millionen Zuschauern erschießen zu lassen. Zumindest
dachte Toby das. Als Parlamentspräsident war Gutmann inzwischen eine Gestalt des öffentlichen Lebens und vom guten Willen der Öffentlichkeit abhängig. Toby hoffte nur, daß sich
Gutmann darüber im klaren war.
»Genug!« sagte der Halbe Mann. »Ich möchte, daß das gesendet wird. Das ganze Imperium muß erfahren, was ich zu
sagen habe.«
Die Sicherheitsleute sahen erst den Halben Mann an, dann
Gutmann und schließlich einander. Vom ursprünglichen Halben Mann hatte man geglaubt, niemand könnte ihn umbringen,
bis der Todtsteltzer es doch zuwege brachte, aber niemand
wußte so recht, wie er es geschafft hatte. Der ursprüngliche
Halbe Mann war auch für seinen äußerst kurzen

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