Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
Offizier mit fröhlichem Lächeln vor und tat ganz so, als hätte er nichts gehört. Er
schloß die schwere Schleusentür, kontrollierte, ob sie auch sicher verriegelt war, kontrollierte es noch einmal, weil er sich
um solche Dinge sorgte, und wandte sich dann etwas widerstrebend seinen Gästen zu. Er wirkte entschieden nervös, und
Jakob fühlte sich versucht, Buh! zu rufen, nur um zu sehen,
was passierte.
»Falls Ihr mir bitte folgen möchtet, führe ich Euch in Kapitän
Feldglöcks Quartier. Er freut sich darauf, Euch zu sehen.«
»Falls das stimmt, macht ihn das für die heutige Zeit zu einem einzigartigen Phänomen«, sagte Jakob.
»Jawohl«, knurrte Ruby. »Wir verlieren wohl unseren Ruf.«
Xhang fragte sich, ob er höflich lachen sollte, und entschied
sich dafür, zu lächeln, bis ihm die Wangen weh taten. Er zeigte
ihnen die Richtung, insgeheim stolz darauf, daß die Hand nicht
erkennbar zitterte, und führte die Gäste durchs Schiff. Tage wie
dieser verleiteten ihn stets zu der Frage, ob die Pension es
wirklich wert war.
Jakob nahm alle Leute, an denen sie vorbeikamen, unauffällig, aber gründlich in Augenschein. Auf den schimmernden
Stahlkorridoren herrschte reger Verkehr, aber es ging nicht
übertrieben beengt zu. Auf jeden wartete Arbeit, aber alle
schafften es, sich dabei nicht gegenseitig in die Quere zu
kommen. Die Leute waren geschäftig, aber diszipliniert. Die
Besatzung hatte einen Job, und sie sah zu, daß sie ihn auch
erledigte. Und doch waren nirgendwo Sicherheitsleute zu sehen, die sie anspornten oder für Disziplin sorgten. Was dafür
sprach, daß der Kapitän ein straffes Regiment führte, wobei die
Disziplin von innen kam, statt nur von oben verordnet zu werden.
»Also«, wandte sich Jakob lässig an den Leutnant, »was haltet Ihr von Eurem neuen Kapitän?«
»Er ist ein guter Offizier«, antwortete Xhang sofort. »Er versteht sich auf seinen Job. Es hilft, daß er sich hochgearbeitet
hat und nicht direkt von der Akademie auf den Kommandosessel kam.«
»Aber er ist ein bißchen jung, oder?«
»Er versteht sich auf seinen Job«, sagte Xhang eine Spur zu
scharf. Jakob konnte nicht umhin festzustellen, daß der Leutnant vor lauter Eifer, den Kapitän zu verteidigen, seine Nervosität vergaß. »Nur darauf kommt es an, Sir Ohnesorg. Er ist ein
Kriegsheld. Hat gekämpft, bis sie ihm das Schiff unterm Hintern weggeschossen haben. Der Todtsteltzer hat ihm persönlich
einen Orden angeheftet.«
»Ja, tatsächlich«, sagte Jakob. »Das hat er.«
    Schließlich erreichten sie das Privatquartier des Kapitäns, und
Xhang klopfte rasch an die Tür und trat zurück. Die Tür glitt
sofort auf, und Xhang bedeutete ihnen mit einem Wink, sie
möchten eintreten. Jakob nickte, und Xhang faßte es dankbar
als Signal auf, daß er entlassen war. Er salutierte zackig, drehte
sich auf den Fersen um und schritt mit einer Geschwindigkeit
den Korridor hinunter, die ausschloß, wie er hoffte, daß man
ihn zurückrief. Jakob mußte lächeln. Diesmal war seine Reputation eher eine Hilfe als ein Hemmschuh. Er gab Ruby ein
Zeichen, und sie betrat als erste die Kapitänskabine, die rechte
Hand unweit der Pistole am Gürtel.
    Die Kabine erwies sich als ordentlich und aufgeräumt und
gerade groß genug, um sich darin bewegen zu können. Raum
war an Bord eines Raumschiffs ein knappes Gut, und nicht
einmal der Kapitän durfte zuviel davon erwarten. Die Tür
schloß sich hinter Jakob mit einem satten dumpfen Schlag, und
er sah sich in aller Gemütsruhe um, ob er nicht Rückschlüsse
auf die Persönlichkeit des Gastgebers ziehen konnte. Ein paar
persönliche Dinge waren vorhanden, aber nichts besonders
Ungewöhnliches oder Einzigartiges darunter. Vermutlich war
der Kapitän noch nicht lange genug an Bord, um der Kabine
eine persönliche Atmosphäre zu verleihen. Oder vielleicht hatte
er einfach nicht genug übrig behalten, als er sich gezwungen
sah, sein altes Schiff aufzugeben.
    Die Tür zur angrenzenden Badekabine öffnete sich mit einem
Zischen, und Robert Feldglöck kam heraus, wobei er sich noch
das nasse Gesicht mit einem Handtuch abwischte. Er trug Uniformhose und -jacke, wobei letztgenannte offenstand und eine
bemerkenswert behaarte Brust zeigte. Er war groß und gutaussehend und wirkte für einen Kapitän sehr jung. Er nickte Jakob
und Ruby ganz liebenswürdig zu, sank auf den einzigen Stuhl
und senkte das Handtuch auf den Schoß.
    »Verzeiht mir den zwanglosen Auftritt, aber

Weitere Kostenlose Bücher