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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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groß?«
»Wir haben darüber gesprochen«, sagte Finlay. »Das Problem ist, Zeit dafür zu finden. Wir sind heutzutage beide sehr
beschäftigt.«
»Falls es euch wichtig genug wäre, würdet ihr euch die Zeit
nehmen. Ich habe es getan. Ach verdammt, komm jetzt. Bringen wir es hinter uns. Sie waren beide schon den ganzen Tag
übertrieben aufgeregt, als sie sich darauf vorbereiteten, dich zu
sehen. Gib dir um Gottes willen Mühe, sie nicht zu erschrekken! Sie kennen dich nur aus den Nachrichten, und das hatte
meist etwas damit zu tun, daß du Leute umgebracht hast.«
»Ich zeige mich heute von der allerbesten Seite, Addie. Ich
verspreche, daß ich meine Fingernägel von all dein festgeklebten Blut darunter gereinigt habe, ehe ich aufgebrochen bin.«
Adrienne musterte ihn zweifelnd und führte ihn dann den
Korridor hinunter in den Salon. Finlay gab sich Mühe, einen
ruhigen und entspannten Eindruck zu verbreiten, obwohl sich
sein Bauch verspannte und das Herz raste. Nicht einmal vor
Auftritten in der Arena war er so nervös gewesen. Aber andererseits fiel ihm das Kämpfen auch leicht. Menschen waren es,
die er immer schwierig fand. Und mit Kindern hatte er nie viel
Kontakt gehabt. Er hatte Evangeline gefragt, wie er sich verhalten solle, aber sie hatte nur gelacht und ihm empfohlen, sie
wie kleine Erwachsene zu behandeln. Das war keine große
Hilfe. Die wenigen Dinge, über die er sich mit Erwachsenen
unterhielt, umfaßten auch Aspekte, die seiner Meinung nach
für Kinder überhaupt nicht geeignet waren. Trotz langen Nachdenkens und trotz Übungen vor dem Badezimmerspiegel wußte
er tatsächlich immer noch nicht, was er Troilus und Cressida
sagen sollte. Ihm kam auch allmählich der Gedanke, daß er
Geschenke für sie hätte mitbringen sollen. Er spürte, wie ihm
kleine Schweißperlen auf die Stirn traten.
Allzu rasch erreichte er den Salon, und Adrienne bedeutete
ihm mit einem Wink, auf einen kleinen Jungen und ein kleines
Mädchen zuzutreten, die ihn beinahe in Habachtstellung erwarteten. Sie trugen eindeutig ihre besten Sachen und waren gewaschen und gepflegt worden, als ginge es ums Leben. Ihre ernsten Gesichter und großen Augen zeigten, daß sie nicht weniger nervös waren als Finlay, was ihm tatsächlich ein wenig
half. Er versuchte, sich im etwas pummeligen Gesicht des
Knaben wiederzuerkennen, mußte aber einräumen, daß es ihm
nicht gelang. Wenigstens erinnerte ihn das Mädchen mit den
krausen blonden Haaren an ihre Mutter. Adrienne hüstelte vielsagend, und der Junge verneigte sich formgerecht, während das
Mädchen einen Knicks machte, wenn auch ein klein wenig
unsicher. Finlay nickte ihnen zu und bemühte sich angestrengt,
freundlich zu lächeln. Wenn er das leise Stirnrunzeln bedachte,
das er damit bei ihnen hervorrief, mußte er wohl davon ausgehen, daß sein Lächeln kein großer Erfolg war.
»Danke für die Geschenke, Vater«, sagte Troilus leicht atemlos, aber in gleichmäßigem Tonfall. »Das war sehr nett von
dir.«
Finlay war für einen Moment aus dem Konzept. Aber natürlich, Adrienne mußte gewußt haben, daß er nicht rechtzeitig
daran denken würde, und war ein weiteres Mal für ihn eingesprungen. »Hallo, Troilus, Cressida«, sagte er, so sanft er konnte. »Schön, euch zu sehen. Es ist lange her, wie? Zu lange.«
»Wir haben dich in den Nachrichten gesehen«, sagte der Junge. »Während der Rebellion. Sie sagten, du wärst ein Held.«
»Ich habe meine Pflicht getan«, bemerkte Finlay. »Ich habe
für etwas gekämpft, woran ich glaubte. Etwas Wichtiges.
Wenn du älter bist, Troilus, und in den Mannesstand trittst,
wirst du als Feldglöck das gleiche tun.«
»Das denke ich nicht«, entgegnete Troilus. »Es hat nicht so
ausgesehen, als würde ich sowas gerne tun. Ich denke, ich werde viel lieber Tänzer.«
»Ah«, sagte Finlay. »Na ja, ich bin sicher, das Imperium wird
immer … Tänzer benötigen.« Er wandte sich hilfesuchend an
Adrienne.
»Ballett«, erklärte sie rundheraus. »Er ist sehr gut darin.«
»Ich verstehe«, sagte Finlay. Er versuchte, sich seinen Sohn
und Erben bildhaft vorzustellen, wie er in Strumpfhose und
Ballettröckchen über eine Bühne tänzelte, aber es gelang ihm
nicht. Er wandte sich an Cressida. »Und was möchtest du werden, wenn du groß bist?«
»Ich werde Nonne«, erklärte das Mädchen feierlich. »Ich trete in die Kirche ein und diene unter der Heiligen Beatrice.«
»Ich verstehe«, sagte Finlay. Er blickte Adrienne an.

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