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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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»Ist das
deine Idee von einem Scherz? Eine Art verrückte Vergeltung?
Die Feldglöcks sind seit eh und je Krieger! Männer mit Blut in
den Adern, nicht Milch! Wer zum Teufel wird die Feldglöcks
führen, wenn ich nicht mehr bin? Dieser Schwanenprinz hier?«
»Sprich leise!« ermahnte in Adrienne. »Du machst den Kindern Angst.«
»Warum nicht? Sie machen ja auch mir eine Mordsangst!
Das ist nicht die richtige Erziehung für einen Feldglöck! Da
draußen lauert eine böse Welt, in der alle Arten von Leuten nur
darauf warten, über unsere Kinder hinwegzutrampeln. Und
wenn ich ihn mir so anschaue, bezweifle ich, daß Troilus ein
Schwert jemals auch nur in der Hand gehalten hat.«
Die beiden Kinder drängten sich an ihre Mutter, klammerten
sich an ihre Hände und kämpften mit den Tränen. Adrienne
funkelte Finlay an und sagte kalt: »Es sind meine Kinder, nicht
deine. Du hast das Mitspracherecht verloren, als du es mir
überließest, sie allein großzuziehen. Und ich wollte verdammt
sein, wenn ich mich daran orientierte, wie dein Vater dich erzogen hat. Ich wollte nicht, daß sie dir in irgendeiner Form
ähnlich wurden. Ich wollte normale Menschen aus ihnen machen.«
»Ich bin nicht immer da, um sie zu beschützen!«
»Du warst nie da! Ich habe sie am Leben gehalten und für ihre Sicherheit gesorgt, ohne daß ich einmal zu dir rennen mußte.
Und die Welt, in der sie aufwachsen, wird in nichts deiner Welt
ähneln. Das ist einer der Punkte, warum wir die Rebellion ausgefochten haben. Meine Kinder werden ihre Träume wahrmachen, und zum Teufel mit dem Erbe und der Tradition der
Feldglöcks! Was hat beides dir mehr gebracht als Blut und ein
gebrochenes Herz?«
Finlay ballte die Fäuste, während er um Selbstbeherrschung
rang. Er war erst seit Minuten hier, und schon ging alles fürchterlich daneben. Adrienne war wütender, als er sie je erlebt
hatte, und seine Kinder standen kurz davor, in Tränen auszubrechen. Er zwang sich dazu, die Fäuste wieder zu öffnen, und
holte tief Luft, um sich zu beruhigen.
»Es tut mir leid. Ich wollte nicht laut werden. Es war nur …
ein kleiner Schock. Warum hast du mir von all dem nichts erzählt, Addie?«
»Weil ich wußte, daß du so reagieren würdest. Ich hatte gehofft, wenn du erst die Kinder sähest, würdest du es leichter
aufnehmen. Ich hätte wissen sollen, daß es eine schlechte Idee
war. Du betrachtest die Kinder nur als Erweiterungen deiner
Person, als jemanden, der in deine blutigen Fußstapfen tritt.
Und was soll dieser Mist über den Familienvorsitz? Du bist
nicht der Feldglöck; Robert ist es. Seine Kinder werden den
Clan führen, wenn überhaupt welche.«
»Ich hätte zum Feldglöck werden können, falls ich gewollt
hätte. Mein Vater war früher das Oberhaupt. Die Position stand
mir rechtmäßig zu, falls ich sie gewünscht hätte. Ich habe mich
nur dagegen entschieden.«
»Weil du die Verantwortung nicht haben wolltest. Du hast
immer nur an dich selbst gedacht.«
»Ich denke an Evangeline! Ich würde für sie sterben!«
»Tod«, sagte Adrienne. »Das ist alles, womit du dich auskennst, Finlay. Für jemanden zu sterben ist einfach. Für jemanden zu leben ist viel schwerer. Würdest du dein Leben für
Evangeline ändern, für deine Kinder? Würdest du für sie aufgeben, was du geworden bist, was du aus dir selbst gemacht
hast?«
»Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Nein, das tust du nicht. Das ist ja so traurig. Ich denke, du
gehst jetzt lieber, Finlay.«
»Was?« Er glotzte sie an. »Aber … ich bin gerade erst gekommen! Du kannst mich nicht einfach hinauswerfen. Ich
wollte ja nicht schreien. Ich war nur durcheinander. Tu mir das
nicht an, Adrienne. Ich wollte so viel sagen. Dir und den Kindern.«
»Ich denke, du hast genug gesagt. Für dich ist das nichts –
Zuhause, Familie und Kinder. Du wüßtest ja nicht, was du damit anfangen solltest. Du würdest sie zerbrechen, ohne es zu
wollen. Du warst immer zu grob beim Spielen, Finlay.«
»Addie … bitte. Zwinge mich nicht, zu gehen. Du weißt
doch, wieviel mir das bedeutet!«
»Tue ich das? Ich dachte, ich wüßte es. Ich hoffte, ich wüßte
es. Ich denke jedoch nicht, daß ich dich je wirklich gekannt
habe, Finlay. Du hattest so viele Persönlichkeiten, unter denen
ich mich entscheiden mußte. Aber letzten Endes, denke ich,
waren sie alle nur Masken, Gesichter, die du der Welt gezeigt
hast, damit man dein wirkliches Ich nicht sieht. Damit man
dich nicht verletzen konnte.

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