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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Euch nur zehn Minuten zu nehmen und ein
eiliges Mahl hier drin herunterzuschlingen, wenn es Euch zufällig einfällt, kann nicht bekömmlich für Euch sein. Ihr geht
überhaupt nur selten hinaus. Ihr würdet wahrscheinlich hier
schlafen, falls Platz für ein Feldbett wäre.«
    »Danke für Eure Besorgnis«, knurrte Diana. »Sie ist höchst
willkommen. Verschwindet jetzt, ehe ich mich entschließe,
Euch in ein kleines hüpfendes Wesen zu verwandeln.«
    Der Kopf des Dieners verschwand, und die Tür schloß sich
rasch hinter ihm. Diana lächelte leise. Sie wußte, daß sie ihre
Reputation nicht dergestalt hätte ausnutzen dürfen, aber Gelegenheit für ein wenig Humor bot sich in ihrem jüngsten Leben
kaum. Der Mann hatte völlig recht; sie speiste nicht richtig und
nicht oft genug, aber ihre Arbeit war nun mal so wichtig, daß
sie sich oft nicht davon losreißen konnte, bis der Körper sie
zwang.
    Sie mußte die Antworten finden, die sie suchte, ehe jemand
eintraf, der mächtig genug war, sie aufzuhalten.
Sie seufzte und wandte sich wieder dem Terminal zu. Der
Monitor summte ungeduldig und wartete auf nützliche Eingaben. Sie benutzte eine altmodische Tastatur, die so langsam
und ermüdend war, daß es sie rasend machte, aber sie durfte
keine Direktverbindung zum Lektron mit Hilfe ihres KommImplantats riskieren. Damit wäre sie verwundbar geworden
durch alle möglichen Dinge. Diana Vertue ging dem größten
einzelnen Geheimnis des Esper-Zeitalters nach – dem Wesen
und Ursprung der rätselhaften Mater Mundi , Unserer Mutter
Aller Seelen.
Niemand wußte genau, wer oder was die Mater Mundi war;
wenn man hundert Leute fragte, erhielt man hundert Antworten, die alle gleichermaßen vage ausfielen. Manche bezeichneten sie als Über-Esper, als mächtigstes Esper-Bewußtsein aller
Zeiten. Andere behaupteten, sie bestünde aus einer ganzen
Gruppe von Senior-Espern der Untergrundbewegung, die zusammenarbeiteten. Für manche war sie die Göttin der Esper,
und wessen Leben sie berührte, der galt ihnen als Heiliger. Sie
hatten auch versucht, aus Johana Wahn eine Heilige zu machen, waren daran aber gescheitert.
Für nicht mit ESP begabte Menschen war die Mater Mundi eine gefährliche Unbekannte, eine Bedrohung, die umso beunruhigender ausfiel, als ihre Natur unklar blieb.
Diana hatte persönliche Gründe, der Mater Mundi zu mißtrauen. Das Phänomen hatte sich einmal durch sie selbst manifestiert, unaufgefordert und unerwartet, hatte dabei ihre EsperFähigkeiten über alle früheren Grenzen hinaus verstärkt und
erweitert. Diana leuchtete damals auf wie eine Sonne, mitten
im dunklen Abgrund der Hölle des Wurmwächters; sie band
alle gefangenen Esper zusammen, damit sie aus den Zellen
ausbrechen und für ihre Freiheit kämpfen konnten. Hunderte
Esper wurden in ihren Brennpunkt hineingezogen, angeleitet
durch Dianas gestärkten Willen, verschmolzen zu einer einzelnen, unaufhaltsamen Kraft. Die Gestalt war nicht von langer
Dauer, aber solange sie Bestand hatte, wirkte Johana Wahn
Wunder.
Später überzeugte sie sich selbst davon, der erwählte Avatar
der Mater Mundi zu sein, die permanente Agentin, in der sich
die Weltenmutter manifestieren konnte. Sie hielt sich für die
Erwählte, die Anführerin, der es bestimmt war, ihr Volk aus
der Sklaverei zu führen. Sie irrte sich. Sie fand das auf Nebelwelt auf die harte Tour heraus, als sie versuchte, die Präsenz
der Weltenmutter in einem entscheidenden Augenblick herbeizurufen, und nichts geschah. Menschen starben ringsherum,
und Diana konnte nichts tun, um sie zu retten. Später manifestierte sich die Mater Mundi durch den abtrünnigen Investigator Topas und kombinierte alle Esper von Nebelwelt zu einer
einheitlichen, mächtigen Kraft. Und Johana Wahn fand auf
bittere Art und Weise heraus, daß sie nicht die war, die sie zu
sein glaubte.
Zum Ende der Rebellion hin zog Mater Mundi Hunderttausende von Espern in Städten auf ganz Golgatha zusammen und
machte sich nicht mal die Mühe mit einem Fokus. Sie knallte
einfach in ihre Gedanken hinein und benutzte die Esper, um zu
tun, was nötig war. Wiederum hatte die Gestalt nicht lange
Bestand, aber während sie hielt, fegte sie mit fast verächtlicher
Lässigkeit jedes Hindernis hinweg, das den Rebellen noch entgegenstand. Die Mater Mundi manifestierte sich danach nur
noch ein einziges Mal, als die Rebellion endgültig dem Ende
zuging, und ergriff lange genug von Johana Wahn Besitz, um
eine

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