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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Devereaux und sollte eigentlich einen geeigneten jungen Mann niederen Standes heiraten, um die Blutlinie
zu verbessern. Statt dessen ging ich die Ehe mit einem Wolf
ein und wurde Mitglied seines Clans, und meine Blutlinie ging
der Familie Devereaux für immer verloren. Mein Vater erklärte, daß ich für ihn gestorben wäre. Seitdem habe ich mit keinem aus der Familie mehr gesprochen.«
»Das ist aber eine Schande!« fand Robert. »Ihr solltet es versuchen, Konstanze. Man könnte inzwischen andere Gefühle für
Euch hegen, da sich die Umstände geändert haben.«
»Ich habe meinen Stolz.«
»Manchmal ist Stolz nur hinderlich. Die Menschen, die wir
lieben oder bewundern, werden uns immer viel zu schnell genommen, ehe wir Gelegenheit finden, ihnen all das zu sagen,
was wir eigentlich sagen möchten. Ich habe meine Eltern frühzeitig verloren, also verehrte ich, während ich älter wurde, das
Oberhaupt meines Clans, Crawford Feldglöck. Für mich war er
ein Gott. Ich wäre für ihn durchs Feuer gegangen, hätte er nur
einmal von mir Notiz genommen. Ich habe mich immer schuldig gefühlt, weil ich am Tag, als die Wolfs kamen, nicht bei
ihm im Feldglöck-Turm stand. Ich kann mich einfach nicht des
Gefühls erwehren, daß die Sache anders verlaufen wäre, hätte
ich nur an seiner Seite gekämpft. Wahrscheinlich irre ich mich.
Wahrscheinlich wären wir auch so alle umgekommen. Aber
manchmal …«
»Ich weiß«, sagte Konstanze. »Ich kann das verstehen.«
Sie beugte sich vor und legte zum Trost eine Hand auf seine.
Und als sie sich gegenseitig berührten, sprang ein elektrischer
Funke zwischen ihnen über, ihre Augen begegneten sich, weit
geöffnet und erschrocken, und ihre Herzen schlugen auf einmal
schneller. Sie blickten sich tief in die Augen und sahen dort
den Himmel, der sie erwartete. Und dann zog Konstanze ruckhaft die Hand weg, und alles stürzte wieder in seinen Normalzustand zurück. Für einen Moment saßen sie schweigend da
und sahen alles an, nur nicht sich gegenseitig. Robert riskierte
einen kurzen Blick auf Konstanze und entdeckte die letzten
Spuren heißer Röte in ihrem Gesicht. Auch seine Wangen fühlten sich ungemütlich warm an.
»Und wie laufen die Vorbereitungen auf Eure Hochzeit mit
dem Todtsteltzer?« fragte Robert schließlich.
»Sehr gut, danke der Nachfrage«, antwortete Konstanze mit
völlig gefaßter Stimme. »Sie findet in sechs Monaten statt.
Vorausgesetzt, es treten keine … Komplikationen auf.«
»Natürlich«, sagte Robert. »Man weiß nie, ob und wann sich
Komplikationen ergeben. Ihr liebt ihn nicht, oder?«
»Nein«, bestätigte Konstanze. »Ich liebe ihn nicht.«
»Gut«, sagte Robert. Ihre Blicke begegneten sich wieder, und
diesmal lächelten sie sich auch an.
    Finlay hielt sich immer noch in seinem Quartier unter der Arena auf, als er hörte, wie jemand nachdrücklich an die Tür
klopfte. Er runzelte die Stirn. Für jemanden, der sich angeblich
versteckte, erhielt er aber verdammt viele Besucher. Er schnallte sich Schwertgurt und Pistolenhalfter um und näherte sich
vorsichtig der Tür. Er hätte wirklich in ein Gucklock oder eine
versteckte Kamera investieren sollen! Er lauschte einen Moment lang, hörte nichts, und öffnete schließlich die Tür nur
einen Spalt weit. Eine vertraute Stimme nannte seinen Namen,
und dann wurde er weggedrückt, als die Tür unter dem Gewicht der Person nachgab, die daran lehnte. Er packte Evangeline, als sie auf ihn zukippte, gerade noch rechtzeitig, ehe sie
auf dem Boden aufschlug. Sie war in ein langes purpurrotes
Laken gewickelt, und ein Teil davon wölbte sich über einem
großen, unhandlichen Paket, das sie unter einem Arm trug. Ihr
Gesicht war schlaff vor Schock und Erschöpfung und mit
frisch getrockneten Blutspritzern bedeckt.
    Finlay versuchte sie zu befragen, aber sie brachte nichts weiter hervor als seinen Namen, den sie in einem fort murmelte.
Sie atmete schwer, ihre Augen nahmen die Umgebung nicht
richtig auf, und sie klammerte sich mit verzweifelter Kraftanstrengung an ihn. Finlay gab den Versuch auf, ihr vernünftige
Angaben zu entlocken, und trug sie zum Bett hinüber. Sie wollte sich jedoch nur auf die Kante setzen und nicht hinlegen. Ihre
Augen waren rot und verschwollen vor lauter Weinen, und sie
hatte keinen anderen Wunsch, als sich an ihm festzuhalten. Er
drückte sie an sich und war bemüht, sie mit seiner Anwesenheit
und seinem gelassenen Tonfall zu beruhigen.
    »Was ist los, Liebste?

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