Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
bin müde.«
»Ich fürchte, das können wir nicht machen, Ruby. Wir haben
Feuer im Laderaum, und es breitet sich in unsere Richtung aus.
Und die Triebwerke …«
»Könnten jederzeit hochgehen. Na klar. Verdammt! Du bist
wirklich voller guter Nachrichten, was? In Ordnung. Die Tür
müßte eine Handsteuerung haben, die darüber und darunter zu
finden ist. Knobeln wir aus, wer sich bücken muß.«
Letztlich wurde Jakob beinahe ohnmächtig vor lauter
Schmerzen, als er sich zu bücken versuchte, also mußte Ruby
es an seiner Stelle übernehmen, wobei sie die ganze Zeit fluchte und sich beschwerte. Sie öffneten die Innentür der Luftschleuse zentimeterweise, stolperten in die Schleusenkammer
und zündeten die Explosivriegel, mit denen man die Außentür
absprengen konnte. Ohnesorg steckte vorsichtig den Kopf hinaus und zuckte zusammen, als ihm der bitterkalte Nachtwind
ins Gesicht blies. Es fühlte sich an, als würde er mit Messern
geschnitten. Rasch zog er den Kopf wieder ein.
»Scheußlich.«
»Habe ich dir ja gesagt«, stellte Ruby fest. »Die Einheimischen tragen Schutzanzüge, wenn sie ins Freie gehen
müssen, was sie so selten tun, wie es die Umstände nur erlauben.«
»Wir haben nicht die Zeit, um Schutzanzüge zu improvisieren. Wir müssen etwas Distanz und Schutz zwischen uns und
dieses Schiff bringen, für den Fall, daß es in die Luft geht. Ich
bin mir ziemlich sicher, daß ich in Marschentfernung von hier
eine Felswand gesehen habe, die den Eindruck erweckte, daß
sie Höhlen enthält.«
»Damit solltest du lieber recht behalten, Ohnesorg! Okay, du
führst, ich folge.«
Sie torkelten in die eisige Dunkelheit hinaus, und der Wind
blies sie für einen Moment seitlich aus der Bahn, ehe sie sicheren Stand fanden. Die Kälte schnitt wie mit Messern in sie hinein, und der Wind hatte etwas an sich, was regelrecht scheuerte
und die freiliegende Haut wundrieb. Sie drückten sich aneinander und stolperten los, weg von dem abgestürzten Schiff, in
Richtung auf die dunkle Klippe in der Ferne.
Sie kamen nur so langsam voran, daß es sie schier zum
Wahnsinn trieb. Mit gebrochenen Knochen und hemmenden
Schmerzen konnte man durch Kraftaufwand und Entschlossenheit auch nur noch begrenzte Erfolge erzielen. Sie stolperten
weiter und stützten einander. Es war noch nicht ganz dunkel,
aber nur ein kleiner Mond stand am Himmel und warf ein
kränklich blaues Licht über die Alptraumlandschaft. Sie befanden sich in einem Tal, auf allen Seiten umstanden von hohen,
unheimlichen Formen, die unerwartet aus der Düsternis aufragten. Nirgendwo erblickten sie eine Spur von etwas Lebendigem. Der Wind heulte wie eine sterbende Kreatur. Die Felswand schien einfach nicht näherzukommen.
»Wie stehen unsere Chancen auf Rettung?« fragte Ruby nach
einer Weile.
»Schlecht«, antwortete Ohnesorg. »Der Sturm und der Angriff haben uns weit aus dem Kurs geworfen. Als ich zuletzt
unsere Position feststellen konnte, waren wir etwa drei Kilometer von der Hauptstadt Vidar entfernt. Keine weiteren Siedlungen in Marschentfernung. Und nach so einem Absturz macht
sich vielleicht niemand mehr die Mühe mit einem Rettungseinsatz. Sie würden nicht so weit herauskommen, nur um ein paar
Leichen zu identifizieren. Selbst wenn es zwei recht berühmte
Leichen wären.«
»Also«, sagte Ruby, »gehen wir erst mal zur Felswand. Dann
klettern wir daran hinauf, bis wir eine Höhle finden. Dort setzen wir uns hin, bis wir geheilt sind. Und dann müssen wir drei
Kilometer durch diese Scheiße wandern, um wieder die Zivilisation zu erreichen. Wundervoll! Sollten wir all das überleben,
dann werde ich feststellen, wessen Idee es war, uns hierzuschicken, reiße ihm seine Milz heraus und zwinge ihn, sie Bissen für Bissen zu verspeisen.«
»Du mußt dich schon besser fühlen, wenn du so viel reden
kannst. Legen wir mal einen Zahn zu.«
»Du bist ein Mistkerl, Jakob. Habe ich dir das in letzter Zeit
schon mal gesagt?«
»Halt die Klappe und geh weiter.«
»Warum zum Teufel war ich nur bereit herzukommen?«
fragte Ruby.
»Du hast dich nun mal freiwillig gemeldet. Wolltest mal
wieder ein bißchen Nervenkitzel.«
»Sowas habe ich mir dabei eindeutig nicht vorgestellt.«
»Ah, du möchtest nie irgendwohin, wo man Spaß hat.«
Sie klammerten sich aneinander, während der Wind sie hin-
und herpeitschte, wie ein Tyrann auf irgendeinem Spielplatz.
Sie kniffen die Augen vor den Böen zusammen, bis sie kaum
noch etwas sehen konnten, und Staub

Weitere Kostenlose Bücher