Todtsteltzers Ehre
getroffen, statt sie auszulöschen.
Dieselben Bastarde sind immer noch an der Macht. Zur Hölle
mit Jakob Ohnesorg und diesem irren Miststück Reise!«
»Wir sind verraten worden«, meinte Jacks. »Nach allem, was
wir für Loki getan haben, nach allem Blut und Leid, nach den
guten Leuten, die wir verloren haben – es war alles für nichts.«
Die beiden Menschen sahen sich gegenseitig an und entdeckten wieder die Wunden der Vergangenheit. Nur, indem sie das
immer wieder taten, konnten sie die Scheußlichkeiten rechtfertigen, die sie im Bündnis mit Shub miterlebt und vollbracht
hatten.
»Wir konnten nur wieder rebellieren«, sagte Jacks. »Und
diesmal sicherstellen, daß wir genug Macht auf unserer Seite
hatten. Deshalb wandten wir uns an Shub , und dort hat man
Euch geschickt, Jung Jakob Ohnesorg. Euch und Eure Mord
maschinen.«
»Und haben wir nicht ausgezeichnete Arbeit geleistet?« fragte die Furie. »Unsere Streitkräfte haben noch nie einen einzigen
Feldzug verloren.«
»Feldzug? Ihr nennt das Abschlachten schutzloser Dorfbewohner einen Feldzug?« Tallon funkelte Jung Jakob Ohnesorg
an. »Das muß aufhören! Ich nehme das nicht mehr hin! Hört
sofort mit den Massakern auf, solange wir noch einen Rest öffentlicher Unterstützung genießen!«
»Wir tun nur, was nötig ist«, sagte Jung Jakob Ohnesorg ruhig. »Wir müssen die Moral des Feindes zerstören, damit er,
wenn wir schließlich vor Vidar stehen, lieber kapituliert, als
ausgerottet zu werden. So wird eine langwierige Belagerung
mit großen Verlusten auf beiden Seiten vermieden. Ihr habt in
diese Taktik eingewilligt, ehe wir starteten.«
»Ja«, sagte Jacks, »wir haben eingewilligt. Wir haben jedoch
nie erwartet, daß sich alles so lange hinzieht – daß uns soviel
Blut an den Händen kleben würde.«
»Besser, wenn einige Hunderte in ein paar Dörfern sterben,
als Tausende in der Stadt«, sagte Tallon. »So habt ihr es uns
verkauft. Aber Vidar läßt nach wie vor nicht erkennen, daß
man dort an Kapitulation denkt, und jetzt verfügen sie dort
über den echten Jakob Ohnesorg und Ruby Reise. Sie haben
Monster auf ihrer Seite.«
»Kein Grund zur Sorge«, fand Jung Jakob Ohnesorg. »Ihr
habt mich.« Und er lächelte sie beide an, drehte sich um und
ging.
Tallon und Jacks nahmen wieder Platz, aber jeder wich dem
Blick des anderen aus. Tallon hatte die Hände auf dem Tisch
zu Fäusten geballt. Jacks schien schlecht zu sein.
»Monster«, sagte Tallon leise. »Wohin ich blicke, sehe ich
Monster.«
»Was haben wir getan, Matt?« fragte Jacks. »Wir haben etwas entfesselt, das zu beherrschen wir nie die Chance hatten.«
»Wir müssen weitermachen«, fand Tallon. »Wir müssen
nach Vidar ziehen und diesen Krieg gewinnen, oder all die
Menschen sind umsonst gestorben.«
»Aber … mal vorausgesetzt, wir siegen. Mal vorausgesetzt,
wir übernehmen die Macht in Vidar und auf ganz Loki . Denkt
ihr, Shub wird dann seine Streitkräfte abziehen und uns in Ruhe regieren lassen? Was sollte es daran hindern, uns alle zu
massakrieren und aus Loki ein zweites Shub zu machen?«
»Wir sind Verbündete«, sagte Tallon.
»Tatsächlich? Es ist verdammt sicher, daß wir keine gleichrangigen Partner sind. Welche Entscheidung Shub auch fällt,
wir haben keine andere Wahl, als mitzumachen. Wir sind verdammt, Matt, was auch immer passiert.«
»Dann sind wir halt verdammt!« schimpfte Tallon. »Und es
ist mir egal. Solange nur unsere Feinde zuerst dran glauben.
Wenn ich nur lange genug lebe, um sie alle sterben zu sehen,
bin ich glücklich.«
Jakob Ohnesorg und Ruby Reise schritten durch die dicht bevölkerten Korridore des Rathauses, und die Leute beeilten sich,
ihnen den Weg freizugeben. Schlechte Nachrichten lagen in der
Luft. Jeder konnte es riechen, aber noch wußte niemand, worum es ging oder wo das Unheil womöglich einschlug. Also
zogen alle die Köpfe ein und hofften, unbemerkt zu bleiben. Es
war noch kaum Morgen, als Ohnesorg und Ruby einen Anruf
vom Stadtrat erhalten hatten, mit der Aufforderung, sich unverzüglich einzufinden. Normalerweise hätte Ohnesorg ihnen gesagt, was sie mit einer solchen Forderung tun konnten, aber die
kaum beherrschte Panik in der Stimme des Funkvermittlers
überzeugte ihn, daß er und Ruby sich selbst über die Lage ins
Bild setzen sollten.
Vier Bewaffnete standen vor der Tür zum Ratssaal, aber sie
wichen rasch aus, als Ohnesorg und Ruby erschienen. Einer
öffnete sogar die Tür für sie. Dahinter standen de Lisle und
seine
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