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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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überzogen. Ruby rümpfte die Nase, blieb aber
von der Kälte unbeeindruckt und blickte wieder auf den hohlen
Mann hinunter.
»Sie haben ihn wirklich ausgeräumt, Jakob. Sie haben nicht
nur die Eingeweide herausgenommen, sondern auch die Knochen. Kein Brustkorb, kein Brustbein, selbst die Schlüsselbeine
sind verschwunden. Aber warum schicken sie uns eine ausgenommene Leiche? Soll uns das vielleicht erschrecken?«
»Vielleicht ist es eine Warnung vor dem, was sie mit uns allen vorhaben«, überlegte Ohnesorg zweifelnd. »Uns toten, uns
ausweiden und in Geistkrieger umwandeln. Werfen wir mal
einen Blick in die andere Kiste. Vielleicht enthält sie die Antwort.«
Ruby öffnete die zweite Kiste und wedelte ungeduldig die
kalte Luft mit den Händen weg, die dampfend daraus aufstieg.
Sie wollte schnellstmöglich den Inhalt sehen. Und dann rümpfte sie die Nase und warf Ohnesorg einen Blick zu. »Das ist
wirklich widerwärtig.«
Ohnesorg beugte sich über die zweite Kiste. Ein Satz
menschlicher Organe war ordentlich darin verpackt, blaßrosa
und grau und mit schimmerndem Reif bedeckt. Sie waren sorgfältig mit menschlichen Knochen ausgelegt, um sie zu trennen.
Das Herz war in ein hübsches rosa Band mit Schleifchen gewickelt.
»Einen solchen Anblick hatte ich zuletzt als Klonpascherin«,
stellte Ruby fest und starrte fasziniert die menschlichen Überreste an.
»Da ist ein weiterer Brief«, sagte Ohnesorg. »Unter dem
Herzen.« Er streckte die Hand aus und zog das Papier vorsichtig unter dem massiven Organ hervor. Er studierte sorgfältig
den Umschlag.
»Interessant. Er ist an uns adressiert. Shub weiß, daß wir hier
sind.«
»Mach das verdammte Ding auf!« verlangte Ruby ungeduldig.
Der Umschlag enthielt einen einzelnen Bogen Papier mit einem Satz gedruckter Anweisungen. Ohnesorg faltete es vorsichtig auseinander, wollte das brüchige Papier nicht zerbrechen. Er studierte die Nachricht einige Augenblicke lang
schweigend. Ruby schob sich neben ihn.
»Nun? Was steht da?«
»Es scheinen Anweisungen zu sein, wie man einen Menschen als Bausatz montiert. Ihnen zufolge müßte die Leiche
wieder funktionieren, wenn man die Knochen und Organe in
korrekter Reihenfolge zusammensetzt, sie schließt und auftaut.«
»Na, das ist einfach zu krank«, fand Ruby. »Sogar für mich.«
»Und merkwürdig«, sagte Ohnesorg. »Ich habe noch nie erlebt, daß Shub einen Sinn für Humor zeigte.«
Ruby schüttelte den Kopf. »Es ergibt einfach keinen Sinn.
Dachten sie, sie würden uns damit Angst einjagen?«
Ohnesorg zuckte die Achseln. »Sehen wir mal, was die Ratsherren zu sagen haben.«
Er winkte sie herüber, und sie kehrten zurück, etwas ermutigt
durch die Tatsache, daß die Kisten nun doch nicht explodiert
waren. Dann blickten sie hinein. Einer schaffte es noch bis zur
Tür, ehe ihm schlecht wurde. Zwei weitere verschwand wieder
gen Rückwand und weigerten sich zurückzukommen. Bentley
und de Lisle blieben, wenn auch sichtlich erschüttert.
»Ich kenne diesen Mann«, sagte Bentley schließlich. »Er hat
sich freiwillig gemeldet, um allein und unbewaffnet die Führer
der Rebellen aufzusuchen und ein Abkommen auszuhandeln.
Er war früher ein Freund und Kollege von Terrence Jacks, dem
ehemaligen Bürgermeister. Er dachte, die Freundschaft würde
sein Leben garantieren. Er hätte es besser wissen müssen. Ich
habe ihn gewarnt, aber er glaubte, daß mit gutem Willen auf
beiden Seiten immer noch ein Abkommen möglich war.«
»Die Aufständischen haben das getan?« fragte Ruby. »Warum zum Teufel?«
»Um uns eine Nachricht zu schicken«, sagte de Lisle, »daß
sie nicht an Verhandlungen interessiert sind. Da seht Ihr, was
für einem Feind wir gegenüberstehen. Shub ist schon schlimm
genug, aber die Aufständischen hier sind Tiere. Wir müssen
diesen Vorfall geheimhalten. Er darf außerhalb dieses Zimmers
nicht bekannt werden. Seid Ihr damit einverstanden, Sir Ohnesorg?«
»Ja. Die Leute brauchen davon nichts zu erfahren. Wir sagen
einfach, die Kisten enthielten abgehackte Köpfe aus den äußeren Siedlungen. Das ist übel genug, um sie zu motivieren, ohne
sie zu sehr zu erschüttern. Schafft das hier insgeheim weg.
Verbrennt es.«
»Ich habe da eine Idee«, sagte Ruby und lächelte boshaft.
»Was, wenn wir die Anweisungen ausführen und den Mann
wieder zusammensetzen? Denkst du, es würde funktionieren?
Ich meine, Shub weiß vieles. Vielleicht steht er einfach auf und
läuft wieder herum.«
Der Ratsherr an der

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