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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Tür gab auch noch den Rest seines Frühstücks her. Seine Kollegen musterten Ruby mit offenem Ekel.
Ohnesorg schüttelte den Kopf.
»Ich denke nicht, daß wir einen solchen Weg einschlagen
sollten. Wohin er uns auch führte, wir wären dann keine Menschen mehr. Verbrennt die Leiche, de Lisle, komplett. Und
dann verstreut die Asche, nur für alle Fälle.«
    Danach ging es relativ ruhig zu. Die Aufständischen marschierten gen Vidar und boten dafür eine einzige große Streitmacht
auf, Menschen und Shub -Maschinen, die unterwegs alle Siedlungen vernichteten. Der Sturm blies weiter, aber alle wußten,
daß eine Flaute bevorstand. Ohnesorg und Ruby verwandten
die Zeit, die sie noch hatten, auf den Versuch, aus Vidars Freiwilligen so etwas wie eine Armee zu machen. An Freiwilligen
herrschte kein Mangel, aber die meisten hatten noch nie eine
Schußwaffe im Zorn abgefeuert. Sie waren ziemlich hart und
tapfer, aber es kostete nun einmal Zeit, selbst aus dem willigsten Rekruten einen Soldaten zu formen, und alle wußten, daß
ihnen die Zeit allmählich ausging.
    Und so kam es doch für alle etwas überraschend, als sich
Ohnesorg am zweiten Nachmittag von der Ausbildung verabschiedete, sie an Ruby übertrug und auf einen persönlichen
Einsatz ging. Er hüllte sich in einen langen Umhang, zog die
Kapuze herunter, um das Gesicht zu verstecken, und ging
durch immer schmalere und schmutzigere Straßen in den wirklich heruntergekommenen Teil von Vidar. Jede Stadt weist
einen Bezirk auf, den die respektablen Bürger nur heimlich
aufsuchen, auf der Suche nach Vergnügungen, die vielleicht
keinen Namen, wohl aber einen Preis haben. Ein paar Einheimische kamen auf die Idee, Ohnesorg abzufangen und ihn von
Wertsachen zu erleichtern, mit denen er sich womöglich belastet hatte, aber ein kurzer Blick auf seine Strahlenpistole reichte gewöhnlich, damit sie es sich noch einmal überlegten. Ohnesorg mußte einen Mann erschießen, aber er schien nicht von
einer Art gewesen zu sein, die irgend jemand vermissen würde.
    Am späten Nachmittag erreichte Ohnesorg schließlich sein
Ziel – einen heruntergekommenen Sauf schuppen, der wahrscheinlich schon vom Tage der Eröffnung an schäbig und verrufen gewirkt hatte. Ohnesorg blieb eine Zeitlang auf der Straßenseite gegenüber im Schatten stehen und stellte sicher, daß
ihm niemand gefolgt war. Er glaubte zwar nicht, daß sich noch
irgend jemand an ihn heranschleichen konnte, aber alte Gewohnheiten haben nun mal ein zähes Leben. Niemand hob den
Blick, als er schließlich die schummerige Kneipe betrat. Es war
ein Etablissement der Art, wo jeder sorgsam darauf achtete,
sich nur um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern.
    Der Raum hatte keine Fenster, und die Beleuchtung war
niedrig eingestellt, um Vertraulichkeit zu unterstützen. Es
herrschte eine Atmosphäre von illegalem Rauch, billigem Parfüm und allgemeinem Verfolgungswahn. Die Kunden saßen zu
zweit oder dritt an billigen Tischen, konferierten in gedämpftem Ton und schoben dabei anonyme Päckchen hin und her
oder saßen einfach nur da und starrten in Drinks, die sie nicht
anrührten, während sie auf ihre Kontaktleute warteten. Kein
Sägemehl bedeckte den Boden; vermutlich hatte es jemand
gestohlen. Ohnesorg hatte früher schon viel Zeit an solchen
Orten verbracht und dort Leute getroffen, auf der Suche nach
Antworten von einer Art, wie man sie nur in derartiger Gesellschaft erhielt. Er entdeckte seinen Verbindungsmann, der ein
gutes Stück im Schatten saß, und ging zu ihm hinüber.
    »Es sollte lieber einen verdammt guten Grund geben, mich
herzurufen«, sagte er, während er die Sitzfläche des Stuhls mit
einem Taschentuch abwischte, ehe er sich setzte. »Ich war
meinerzeit schon in diversen Kaschemmen, und diese gehört
definitiv in die gleiche Kategorie. Gott allein weiß, was sie hier
für einen Sprit ausschenken.«
    »Tatsächlich ist er ganz ordentlich«, versetzte Peter Wild.
»Verglichen mit dem Preis. Und wir treffen uns hier, weil das
einer der wenigen Plätze ist, wohin mir de Lisles Informanten
nicht zu folgen wagen. Ich habe noch am Lektron gesessen und
mich tiefer in diese Dateien vergraben.«
    »In Ordnung. Was habt Ihr herausgefunden?«
»Es sieht schlimmer aus, als wir dachten. De Lisle und seine
Kumpane wurden mit dem klaren Ziel hierhergeschickt, um Lokis Wirtschaft zu ruinieren. Sobald sie ihre Arbeit getan hätten, wären ihre Bosse von Golgatha aufgetaucht und hätten

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