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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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alles für Schrottpreise aufgekauft. Einschließlich der Kolonisten selbst. Um ihre Schulden abzutragen, hätten diese sich
lebenslänglich in Abhängigkeit begeben müssen. In jeder Hinsicht Sklaven, außer dem Namen nach.«
»Ist das denn möglich?« fragte Ohnesorg. »Ich habe einen
ganzen Stapel Gesetze durchs Parlament gebracht, um genau
solche Dinge zu verhindern.«
»Das Gesetz hilft auch nicht mehr viel, wenn es mit vollendeten Fakten konfrontiert wird. Niemand hatte irgendeinen
Verdacht. Diese Typen wären damit durchgekommen, hätten
die Aufständischen kein Abkommen mit Shub geschlossen und
dadurch alles ins Chaos gestürzt.«
»Tallon muß es herausgefunden haben. Deshalb war er verzweifelt genug, um Shubs Truppen zu rufen.«
»Sieht so aus. Tallon und Jacks waren große Namen bei der
ursprünglichen Rebellion. Entschiedene Idealisten. Helden. Es
muß ihnen das Herz gebrochen haben, als sie entdeckten, daß
alles vergebens gewesen war.«
»Sie hätten sich nicht an Shub wenden müssen«, fand Ohnesorg. »Sie hätten auch das Parlament informieren können. Sie
hätten sich an mich wenden können. Ich hätte etwas unternommen, wäre ich nur informiert gewesen.«
»Ihr wart sehr beschäftigt«, gab Wild zu bedenken. »Wie viele Menschen wollten täglich mit Euch reden und wurden nur
deshalb abgewiesen, weil die Zeit einfach nicht reichte? Ihr
wart darauf angewiesen, daß Eure Mitarbeiter die Verrückten
und die Zeitvergeuder aussortierten. Und auf eins könnt Ihr
wetten: De Lisles Vorgesetzte haben auf die eine oder andere
Art dafür gesorgt, daß Ihr nicht informiert wurdet.«
Ohnesorg saß eine Zeitlang schweigend da. Wild nippte an
seinem Wein und sah zu, wie Ohnesorg vor sich hinbrütete.
Selbst wenn er so still dasaß, wirkte der alte Rebell aufgeweckt
und gefährlich. Falls irgend jemand Loki noch zu retten vermochte, dann wohl er. Das Murmeln gedämpfter Unterhaltungen kreiste durch die Kneipe und stieg und fiel wie eine ferne
Flut. Ohnesorg seufzte und schüttelte den Kopf.
»Ich habe die Rebellion gewonnen. Habe die Eiserne Hexe
gestürzt. Und nichts hat sich verändert. Ich glaubte, nach dem
Krieg würde ich endlich die Möglichkeit finden, meine Bürde
niederzulegen und endlich ein eigenes Leben zu fuhren. Ich
hätte es besser wissen müssen. Egal wie viele Kriege man ausfragt, es kommt trotzdem der nächste. Ich habe versucht, das
Schwert des Kriegers abzulegen und Politiker zu werden, ein
Mann des Friedens. Dabei glaube ich gar nicht an Politik. Habe
ich nie. Ich glaube an richtig und falsch, nicht an Absprachen
und Kompromisse.«
»Und doch habt Ihr in das Abkommen mit dem Schwarzen
Block eingewilligt«, sagte Wild vorsichtig. »Weil andernfalls
Millionen umgekommen wären.«
»Ja, ich habe Menschenleben gerettet, aber nur, weil ich
Kompromisse in allen Punkten geschlossen habe, an die ich
jemals glaubte. Ich hätte standhaft bleiben sollen. Hätte nein
sagen und einen Dreck auf die Folgen geben sollen. Menschen
wären gestorben, vielleicht ganze Planeten, aber letztlich wären
wir Leute wie de Lisle für immer losgeworden. Womöglich ein
fairer Preis. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß ich morgen
eine Armee ins Feld führen muß, um gegen Rebellen zu kämpfen, die glatt das Recht auf ihrer Seite haben könnten – nur
damit ich die Interessen von Abschaum wie de Lisle schütze.
Wo bleibt da das Recht? Wo die Ehre? Früher war ich ein
Mann der Ehre. Ich war berühmt dafür. Ich frage mich, wann
ich meine Ehre verloren habe.«
»Die Aufständischen waren vielleicht anfänglich im Recht«,
wandte Wild ein, »aber sie verloren jeden moralischen Anspruch, als sie sich an Shub wandten. Was nützt es, die Welt zu
retten, wenn man dabei seine Seele aufgibt? Sie sind nicht zu
entschuldigen. Jeder weiß, wie Absprachen mit dem Teufel
enden. Ich habe zu keinem Zeitpunkt die ersten Aufnahmen
vergessen, die ich von Jung Jakob Ohnesorg und seinen Geistkriegern in Aktion gesehen habe. Endlose Reihen von Männern, Frauen und Kindern, die man an Metallgerüsten gekreuzigt hatte. Ich weiß, wo ich stehe, Sir Ohnesorg, und das gilt
für jeden anderen in Vidar ebenfalls. Selbst diese Mistkerle, die
rings um uns ein paar letzte verzweifelte Geschäfte unter Dach
und Fach bringen, stehen uns morgen zur Seite, Schwert und
Schußwaffe in der Hand, um den Krieg Mensch gegen Maschine auszutragen. Sogar sie.«
»Ich wette, daß de Lisle und seine Spießgesellen nicht

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