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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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der Situation schlau zu werden, und tat so, als hätte er
Interesse an einem zitternden Purpurbusch vom Format eines
kleinen Hauses. Owen warf einen letzten Blick auf sein abgestürztes Schiff. Es lag schon so tief unter dunkelroter Vegetation vergraben, daß man glatt den Eindruck hatte, es wäre nie
vorhanden gewesen.
»In Ordnung«, sagte er laut. »Schluß mit dem Geschwätz. Es
sind mindestens fünfzehn Kilometer bis zu Sankt Beas Mission. Je früher wir aufbrechen, desto schneller sind wir dort und
können uns vor dem Regen schützen. Oz, gib mir die Richtung
zur Station.«
»Natürlich, Owen. Verlaßt die Lichtung in Richtung auf diese drei Bäume, die sich aneinanderlehnen, und ich übernehme
von dort aus die Führung. Ich habe auch das Gefühl, daß ich
dich über einen Teil der eindrucksvolleren Pflanzen hier informieren sollte. Sie können ziemlich gefährlich sein.«
»Du meinst, sie sind giftig?«
»Treffender wäre mörderisch. Für tierisches Leben wurde
hier nie der Grundstein gelegt, also fallen die Pflanzen übereinander her, damit sie im Rennen um Raum, Licht, Wasser, Platz
für Wurzeln usw. die Nase vorn behalten. Im Verlauf der Jahrtausende haben sie ein paar sehr scheußliche Taktiken entwikkelt, dazu jede Menge Möglichkeiten, ihr Mißfallen auszudrücken, wenn ihre Absichten vereitelt werden. Ich schlage
vor, daß ihr alle dicht beisammen bleibt und euch zur Abwehr
bereithaltet.«
Owen gab die Informationen weiter, und die anderen nahmen
sie mit unterschiedlichen Graden des Widerwillens auf.
»Als wäre dieser Planet nicht schon unerfreulich genug«,
meinte Bonnie. »Schlimm genug, daß mein Piercing-Schmuck
in diesem Regen wahrscheinlich anfängt zu rosten, aber jetzt
müssen wir uns auch noch den Weg kilometerweit durch Killerpflanzen freihacken. Ich spüre schon, daß eine meiner Krisen im Anzug ist.«
»Betrachte es als echte Aufgabe«, schlug Mitternacht vor.
»Ein Krieger fürchtet sich nie vor Widerständen.«
»Betrachte du es als echte Aufgabe«, erwiderte Bonnie, »und
ich halte mich im Hintergrund und sehe dir dabei zu.«
»Beruhigt euch«, mischte sich Hazel ein. »Ich meine, wie gefährlich sollen ein paar herumlaufende Büsche schon sein?«
»Ich habe das schreckliche Gefühl, daß wir es herausfinden
werden«, sagte Owen. »Mond, versteht das richtig: Habt keine
Hemmungen und schießt oder schneidet alles nieder, was euch
nicht gefällt. Und versuchen wir mal, ein ordentliches Tempo
vorzulegen, Leute. Mir gefällt die Vorstellung nicht, wie es
hier im Dunkeln zugehen könnte. Und nur für den Fall, daß Ihr
Euch fragt: Ja, alle Lampen sind im Schiff zurückgeblieben.«
»Irgendwie überrascht mich das nicht«, sagte Hazel. »Gott,
ich hasse Regen!«
    Sie folgten Oz’ gemurmelten Richtungsangaben in den regennassen Purpurwald hinein und wehrten sich dabei gegen den
Impuls, zu dem Vegetationshaufen zurückzublicken, der ihr
Schiff enthielt. Die Sonnenschreiter II war ihre letzte Verbindung zum zivilisierten, technisierten Imperium gewesen. Von
jetzt an waren sie auf sich allein gestellt. Schutz war nur wenig
zu finden, denn der Regen tropfte gnadenlos von jeder verfügbaren Oberfläche. Alle waren sie bald naß bis auf die Haut, und
das Wasser quatschte mit jedem Schritt in ihren Stiefeln. Das
Haar klebte allen im Gesicht, und sie mußten immer wieder
blinzeln, um den Regen aus den Augen zu bekommen. Der
Boden war überwiegend aus Schlamm, zwar an manchen Stellen flachgedrückt und komprimiert, daß er beinahe wie Fels
wirkte, aber dann konnte er sich wieder ohne Vorwarnung in
zentimetertiefen Brei verwandeln, in dem die Gruppe ausrutschte, wenn sie schon nicht über freiliegende Wurzeln oder
diverse Arten kriechender Reben- oder Efeugewächse stolperte.
    Es war ein ständiger Kampf, mehr Tempo vorzulegen als das
eines langsamen Marsches, und der gnadenlose Regen prügelte
auf sie ein wie ein schwacher, aber hartnäckiger Schläger.
Nach einer Weile zog Owen die Jacke aus und formte daraus
eine improvisierte Kapuze. Das bedeutete, daß er nun nicht
mehr nur naß war, sondern auch noch fror, aber es brachte
doch eine Erleichterung mit sich, die es lohnend erscheinen
ließ. Die übrigen folgten bald seinem Beispiel, von Mond abgesehen, dem der Regen überhaupt nichts ausmachte und der
nicht verstehen konnte, warum die anderen verdrossen reagierten, wenn er das aussprach.
    Der Dschungel breitete sich in allen Richtungen aus, soweit
sie im

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