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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Regen zu durchdringen, aber
alles blieb reglos und lautlos. Die einzigen Geräusch erzeugten
die Mitglieder der Gruppe, wenn sie mit den Stiefeln durch den
Matsch liefen, sowie der stetig prasselnde Regen. Owen packte
den Disruptor fester. Seine Instinkte brüllten, er würde in eine
Falle tappen, aber er sah einfach nichts Gefährliches oder gar
Bedrohliches. Falls überhaupt etwas, dann schien der Weg vor
ihm breiter als sonst. Trotzdem setzte ihm ein Gefühl unmittelbar bevorstehenden Unheils zu. Hazel trat neben ihn.
»Du spürst es auch, nicht wahr?« fragte sie leise.
Er nickte. »Der Dschungel behält uns im Auge. Er plant etwas.«
»Intelligente Pflanzen«, sagte Hazel. »Unheimlich. Würde es
helfen, wenn ich mich für all die Salate entschuldigte, die ich
im Leben verspeist habe?«
Owen lächelte kurz. »Ich bezweifle es. Seht Ihr irgendwas?«
»Überhaupt nichts. Was tun wir jetzt?«
»Wir gehen weiter und halten uns bereit zu reagieren, wann
immer und womit auch immer er losschlägt. Wir haben gegen
Hadenmänner und Grendels gekämpft. Ich glaube nicht, daß
ein Haufen Pflanzen etwas auf uns schleudern kann, womit wir
nicht fertig würden.«
»Du wirst wieder großspurig, Todtsteltzer«, fand Hazel.
Während sie noch redeten, gab der Boden unter ihnen nach.
Owen stieg der Magen hoch, als er im Schlamm versackte und
dabei keinen, Grund mehr fand. Er tastete nach irgendwas,
woran er sich festhalten konnte, aber die umgebende Vegetation hatte sich außer Reichweite zurückgezogen. Da war nur
noch der Schlamm, dick und beengend, der ihn nach unten
saugte. Seine Gefährten schrien ringsherum, und soweit er erkennen konnte, waren sie so schlimm dran wie er. Der Matsch
setzte sich in Bewegung, rotierte wie ein in Zeitlupe tätiger
Strudel. Owen steckte bereits bis zur Taille darin und sank weiter. Er kämpfte darum, aufrecht zu bleiben, und versuchte sich
zu erinnern, wie man sich in Treibsand verhalten mußte. Angeblich konnte man darin schwimmen, wenn man die Nerven
behielt, aber als Owen die Beine bewegen wollte, reagierten sie
kaum. Der Schlamm erstickte seine Bewegungen mühelos, war
dickflüssig und zäh und bitterkalt.
Die Geschwindigkeit des Schlammwirbels nahm fortlaufend
zu – ein Strudel aus Schlamm und Gras und loser Vegetation
von fast sieben Metern Durchmesser, der gnadenlos gegen den
Uhrzeigersinn rotierte und alles in der Umgebung mit hereinzog, wie ein langsamer, entschlossener Fleischwolf. Owen versuchte sich zu orientieren, was den Gefährten widerfuhr, aber
der Schlamm hielt ihn fest, kroch jetzt den Bauch hinauf zur
Brust. Er streckte die Arme hoch, fand aber nichts, woran er
sich hätte festhalten können. Ein großer, saugender Abfluß
öffnete sich jetzt im Zentrum des Wirbels und zog alle heran.
Owen hörte die anderen rufen, aber die Worte ergaben für ihn
keinen Sinn. Sein ständiger Kampf um die aufrechte Haltung
und darum, das Gesicht über dem Matsch zu halten, erschöpfte
ihn allmählich und erwies sich als völlig zwecklos. Das Herz
klopfte heftig, und Panik drohte ihn zu überwältigen. Im
Schlamm zu versinken galt als wirklich grausige Todesart.
Er spürte beinahe schon die dicke, weiche Masse, wie sie
sich in seine Lunge vorarbeitete, als er nach Luft schnappte,
ohne welche zu bekommen …
Er holte tief Luft und zwang sich, wieder ruhiger zu werden.
Er mußte alle Möglichkeiten durchgehen, auf einen Ausweg
kommen, oder er war ein toter Mann. Er reckte den Hals und
sah, wie Hazel mit aller Kraft gegen den Matsch ankämpfte. Er
war ihr schon über die Brust gestiegen. Mond hatte aufgehört,
sich zu wehren, und sein Gesicht war ruhig. Owen konnte
Bonnie und Mitternacht nicht sehen. Er hoffte, daß sie nicht
schon verschluckt worden waren. Entscheidend war, daß keiner
der anderen ihm helfen konnte. Er mußte es selbst tun. Der
Schlamm wurde ständig kälter und entzog ihm die Körperwärme. Inzwischen klapperte Owen mit den Zähnen. Er wurde
unerbittlich weiter zum Abfluß gesaugt, und Schlamm und
Gräser wirbelten immer schneller. Owen wußte nicht, wo der
Schlamm landete, sobald er durch den Abfluß gesaugt war,
aber er glaubte nicht, daß es ihm viel Freude bereiten würde, es
aus erster Hand zu erfahren.
Er versuchte, seine Labyrinthkräfte wachzurufen, konnte aber
die Gedanken nicht ausreichend beruhigen. Er versuchte, nach
dem umgebenden Laubwerk zu packen, hielt Ausschau nach
etwas, wonach er greifen konnte, aber

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