Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
dahinter zurückbliebe, wäre Verrat
an dem, was wir aus uns selbst gemacht haben.«
»Ich habe so viel verloren, mußte so vieles aufgeben«, sagte
Owen. »Ich werde nicht auch noch meine Menschlichkeit opfern.«
Valentin zuckte gelassen die Achseln. »Vertraut mir, Owen.
Ihr wärt überrascht, wie wenig sie Euch fehlen würde. Aber ich
erkenne, daß es gegenwärtig keinen Sinn hat, weiter mit Euch zu
reden. Ihr seid nicht bereit, die Wahrheit zu hören. Wenn Ihr
einmal so weit fortgeschritten seid wie ich, werdet Ihr es deutlicher sehen. Immerhin, ich mußte es versuchen. Ich erblicke so
viel von mir selbst in Euch. Jetzt muß ich aber wirklich gehen.«
»Das denke ich nicht«, sagte Owen. »Falls ich mich richtig
erinnere – was ich sicherlich tue –, dann gibt es nur einen Weg,
der in diese Zentrale und aus ihr herausführt. Ich blockiere ihn.
Ihr müßt zuerst an mir vorbei. Und so gut wart Ihr noch nie.«
»Wahrscheinlich nicht. Aber das brauche ich auch gar nicht.
Ich habe mich immer darauf verlassen, daß andere die harten,
niederen Arbeiten für mich verrichten. Schließlich bin ich ein
Lord. Ich habe hier jemanden, der Euch gern kennenlernen
würde, Todtsteltzer. Wirklich, sie freut sich schon die ganze
Zeit darauf. Ihr habt sie im Stich gelassen, und ich fürchte, daß
sie so etwas wie Groll gegen Euch hegt. Ihr konntet noch nie
besonders gut mit Frauen umgehen, Owen.« Der Wolf blickte
durch eine offene Tür in einen angrenzenden Raum. »Kommt
herein und stellt Euch vor, meine Liebe.«
Aus dem angrenzenden Raum waren langsame, stolpernde
Schritte zu hören. Owen rümpfte die Nase, als er den Geruch
wahrnahm, einen dunklen und organischen Geruch, der völlig
fehl am Platz wirkte in der makellosen, hochtechnisierten Sicherheitszentrale. Es roch nach Konservierungsmitteln, die
einen kränklich süßlichen Verwesungsgestank nicht ganz verdeckten. Ein kalter Schauer lief Owen über den Rücken, eine
düstere Vorahnung. Und dann betrat die tote Frau den Raum
und blieb zitternd neben Valentin Wolf stehen. Sie war völlig
nackt und hielt ein Schwert in der Hand. Sie hatte einige Zeit
unter der Erde gelegen. Die primitiven Bestatter von Virimonde
hatten ihr Bestes getan, aber die blaßpurpurfarbene und graue
Haut war überall am Körper aufgesprungen und gab den Blick
auf implantierte Lektronen und Servomechanismen frei. Das
große Y einer Autopsienarbe lief von den eingesunkenen Brü
sten bis zur Leiste hinunter, und die Nähte waren gespannt oder
zerrissen. Eine einzelne Wunde, die zum Tode geführt hatte,
zeichnete sich nach wie vor deutlich auf der Brust ab. Das Gesicht war gespannt und verzogen, an manchen Stellen bis auf
die Knochen eingesunken. Die toten Lippen hatten sich aus der
Umklammerung der Nähte losgerissen und waren vor den perfekten Zähnen zu einem konstanten Lächeln zurückgezogen,
das keinerlei Humor ausdrückte. Die Augen waren tief eingesunken und gelb wie Urin. Das stumpfe blonde Haar war im
Grab länger geworden. Trotzdem erkannte Owen sie wieder,
und Entsetzen schloß sich wie eine Faust um sein Herz.
»Katie …«
»Kurz und präzise, Todtsteltzer«, sagte Valentin Wolf. »Eure
ehemalige Geliebte, Katie DeVries, aus der Zeit, als Ihr noch
jung und sorgenfrei wart. Tatsächlich war sie eine imperiale
Spionin, die Euch im Auge behalten sollte, und Ihr mußtet sie
in Notwehr töten. Eure erste Liebe, die in Euren Armen starb.
Eine wahrhaft rührende Szene, da bin ich sicher. Und hier ist
sie wieder, mein kleines Geschenk an Euch.
Seht Ihr, ich habe meine Hausaufgaben gemacht, was Euch
angeht, Owen. Ich weiß, was Euch bewegt und was Euch zurückhält. Ich ließ die gute Katie ausgraben, als ich zum ersten
Mal hier war, und wies meine Leute an, Geistkrieger-Technik
in sie einzubauen. Nur für den Fall, daß Ihr mich hier aufspürt
und mir erneut Schwierigkeiten bereitet. Jetzt, denke ich, überlasse ich Euch zwei Turteltauben Eurer Zweisamkeit. Ich bin
sicher, daß Ihr viel zu bereden habt. Und, Owen … Nur für den
Fall, daß Ihr Euch überwinden könnt, sie erneut umzubringen,
ehe sie Euch umbringt, habe ich eine weitere kleine Überraschung für Euch arrangiert. Nein, macht Euch nicht die Mühe,
mir zu danken. Wozu hat man Brüder?«
Er gab der toten Frau einen Wink, und sie taumelte vorwärts,
das Schwert in Bereitschaft. Owen wich zurück, und die Leiche
seiner ehemaligen Mätresse folgte ihm. Er wollte sie ansprechen, aber sein Mund erwies sich als zu trocken. Das war

Weitere Kostenlose Bücher