Todtsteltzers Ehre
nicht
Katie. Katie war tot, und die Lektronen, die zur Zeit ihren
Leichnam bewohnten, sorgten sich nur um die ihnen einprogrammierten Befehle. Owen wußte das, konnte aber trotzdem
nicht gegen sie kämpfen. Nicht gegen sie. Katie zu töten, das
war das schwerste, was er je hatte tun müssen, und er glaubte
nicht, daß er es erneut fertigbrachte. Und so duldete er, daß sie
ihn von der offenen Tür wegdrängte, und Valentin Wolf
schlüpfte mühelos an ihnen vorbei und lachte glücklich in sich
hinein. Er lachte immer noch, als er durch den Korridor davonhuschte und Owen und die Überreste seiner alten Mätresse zurückließ, damit sie ihre Differenzen untereinander ausmachten.
Und in den Lektronen der Sicherheitszentrale tickte ein Programm langsam auf Null hinunter – Valentins letztes Geschenk
an den Todtsteltzer.
Derweil langweilte sich Hazel D’Ark in der Haupthalle. Sie saß
auf einem Stuhl mit dem Rücken zur Wand, damit sich niemand an sie anschleichen konnte, und behielt den Romanow
und den Kartakis im Auge, die still zusammensaßen. Hazel
hätte mit Owen über dessen Komm-Implantat Verbindung aufnehmen und nachfragen können, wie es lief, aber sie wußte,
wie bissig er reagierte, wenn man ihn störte, während er gerade
mit irgend etwas beschäftigt war. Hazel schlug ein Bein übers
andere, nur um etwas zu tun zu haben, und wünschte sich,
Owen würde endlich damit fertig werden, den Wolf umzubringen. Immer bestand das Risiko, daß er im letzten Augenblick
weich wurde und darauf bestand, ihn lebend zurückzubringen
und vor Gericht zu stellen, aber sie glaubte es diesmal im
Grunde nicht. Hazel schlug das andere Bein über das erste und
seufzte schwer. Langweilig, langweilig, langweilig.
Sie funkelte die beiden stillen Aristokraten an und entdeckte
erst jetzt, daß der Romanow verschwunden war. Sein Exoskelett saß nach wie vor an gleicher Stelle, aber er steckte nicht
mehr darin. Hazel war sofort auf den Beinen, Schußwaffe und
Schwert in den Händen, und blickte forschend durch die große
Halle. Wie zum Teufel konnte sie nur übersehen haben, wie
sich der Romanow davonmachte? Unmöglich, daß er aus so
vielen Panzerungsteilen heraussteigen konnte, ohne daß sie es
merkte, egal wie sehr sie sich mit ihrer Langeweile beschäftigt
hatte. Es sei denn, die Panzerung verfügte über eine eingebaute
Tarntechnik in welchem Fall sich der Romanow hätte befreien
können, während er sich hinter einer projizierten holographischen Illusion versteckte. Und falls der Romanow diese Illusion jetzt aufgehoben hatte, dann nur, weil er zur Zeit irgendwo
durch die Halle schlich, erneut hinter irgendeiner holographischen Projektion versteckt, die ihn für alle praktischen Zwecke
unsichtbar machte. Wundervoll!
Hazel streckte das Schwert nach vorn aus und wirbelte einmal im Kreis herum. Sie lauschte angestrengt nach dem leisesten Geräusch, aber die Umgebung erschien ihr völlig lautlos.
Der Romanow konnte überall in dieser verdammten Halle stekken … Sie warf dem Kartakis rasch einen finsteren Blick zu,
um ihn zu mahnen, daß er ruhig sitzen blieb, und freute sich zu
sehen, wie er sofort wieder auf seinen Platz zurücksank. Und
dann packte sie von hinten ein Arm um den Hals, verstärkte
den Griff, drückte ihr die Luft ab. Sie kämpfte wütend gegen
den Würgegriff an, schaffte es aber nicht, den Romanow abzuschütteln. Kraft allein reichte nicht, um so einen Griff aufzubrechen, einen der wenigen Griffe, der tatsächlich eine Chance
gegen jemanden bot, der so stark war wie Hazel D’Ark. Sie
hatte also nach wie vor menschliche Schwachpunkte. Sie stolperte vorwärts und rückwärts, zerrte den Romanow dabei mit,
rang verzweifelt nach Luft, war wütend auf sich selbst, weil sie
zugelassen hatte, daß sie in der Konzentration nachließ. Sie
mußte den Romanow besiegen, ehe Owen zurückkehrte, oder
sie würde nie wieder ein Ende seiner Vorhaltungen erleben.
Sie beugte sich blitzschnell in der Taille vor, und der Romanow flog über ihren Kopf, so daß sein eigenes Gewicht und
sein eigener Impuls den Würgegriff lösten. Sie hörte, wie er
heftig auf dem Boden aufschlug, und warf sich sofort herum
und pustete das Exoskelett mit ihrem Disruptor weg. Die Panzerung explodierte mit einem zufriedenstellend lauten Knall
und ging in Flammen auf. Dadurch wurde die Holoillusion des
Romanows abgeschaltet, und da sah sie ihn vor sich, wie er
gerade aufstand, ein kurzes, aber häßliches Messer in der Hand.
Sie hätte ihn wirklich
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